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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Geldsäcke unter sich sind, und haben Spaß an einem rein privaten Spielchen. Drei weitere Männer sitzen mit uns am Tisch, haben aber schon lange gepaßt. Sie kennen einander alle und beobachten genau, was jetzt hier vor sich geht. Dem Texaner wird es nicht gefallen, vor den anderen brüskiert zu werden.
    »So wie du hier setzt, Täubchen«, sagt er, »mußt du einen Royal Flush auf den Fingern haben.« Er beugt sich zu mir vor. »Oder ‘nen süßen Papa zu Hause, der alles blecht.«

»Ja, ja… Täubchen…süß«, sinniere ich laut vor mich hin. »Das bin ich wohl.« Mein Ton wird härter. »Aber bezahlen tu’ ich für mich selbst.«
Lachend klopft er sich auf den Schenkel. »Willst du mich hier reinlegen oder was?«
»Kann sein. Legen Sie Ihren Einsatz auf den Tisch, dann werden Sie’s schon rauskriegen.«
Einen Moment zögert er, schaut auf den Spieleinsatz. »Die Sache hier wird ein klein bißchen ernst. Was treibst du denn so, Kindchen, daß du so viel Kohle hast? Dein Papa muß sie dir gegeben haben, oder nicht?«
Er will rausfinden, wie wichtig das Geld für mich ist. Wenn es mir viel bedeutet, setze ich nur dann so irre viel ein, wenn mein Blatt unschlagbar ist. Jetzt beuge ich mich zu ihm vor und blicke ihm fest in die Augen. Nicht so fest, um seine Synapsen zu verglühen, aber doch fest genug, um ihn durcheinanderzubringen. Ich mag es nicht, wenn jemand ›Kindchen‹ zu mir sagt. Immerhin bin ich fünftausend Jahre alt.
»Ich habe jeden Pfennig selbst verdient«, erkläre ich ihm. »Auf die anstrengende Tour. Und wo haben Sie Ihr Geld her, Opachen?«
Rasch setzt er sich zurück in den Stuhl, verwirrt von dem ungewohnten Ton und meinem Laserblick. »Durch ehrliche Arbeit«, sagt er. Und lügt dabei.
Auch ich gleite wieder zurück in den Stuhl. »Dann verlieren Sie’s auch ehrlich. Einsatz oder passen. Mir egal. Hauptsache, Sie hören auf, hier nur drumrum zu reden.«
Er läuft rot an. »Ich rede nicht drumrum.«
Meine Miene bleibt eiskalt. Ich zucke mit den Schultern. »Wie immer Sie das nennen, Opachen.«
»Ach, leck mich doch!« flucht er und wirft die Karten hin. »Ich passe.«
Ich strecke die Hände aus und streiche das Geld zusammen. Alle starren mich an. »Ach ja«, sage ich. »Bestimmt wollt Ihr wissen, was für ein Blatt ich denn nun wirklich auf der Hand hatte. Aber dafür seid Ihr doch zu sehr Profis, oder nicht?« Ich stehe auf und stopfe mir Geld und Chips in die Handtasche. »Das war’s dann wohl für heute abend.«
»Augenblick noch«, sagt der Texaner und richtet sich ebenfalls auf. »Ich will die Karten sehen.«
»Ach, tatsächlich? Und ich hätte schwören können, Sie müssen bezahlen, wenn Sie sie sehen wollen. Gibt’s hier für Texaner Extraregeln, oder wie?«
»Wenn’s um fünfzig Riesen von mir geht, dann schon, Miststück. Zeig her jetzt!«
›Miststück‹ gefällt mir noch viel weniger als ›Kindchen‹.
»Also schön«, sage ich und blättere meine Karten hin. »Sie hätten gewonnen. Das ist das letzte Mal, daß ich ein Blatt zeige, ohne daß Sie dafür gezahlt haben. Geht’s Ihnen jetzt besser? Sie haben sich Ihre runzlige Haut über die Ohren ziehen lassen, Opachen.«
Er hämmert die Faust auf den Tisch. »Wer bist du?«
Ich schüttele nur den Kopf. »Sie sind ein schlechter Verlierer, und ich habe schon zu viel Zeit mit Ihnen vergeudet.« Ich drehe mich um. Einer seiner Begleiter faßt mich am Arm. Ein Fehler.
»Warte mal, Schätzchen«, meint er. Die anderen kommen näher.
Ich lächele. »Ja, was denn?« Natürlich stehe ich hier unter dem Schutz des Casinos. Ich brauche bloß die Stimme anzuheben, und die Leute hier werden an die Luft gesetzt. Aber ich mag andere Leute nicht um Hilfe bitten, wo ich doch so schön für mich selbst sorgen kann. Heute abend wird mein Essen aus vier Gängen bestehen, stelle ich mir gerade vor. »Was kann ich für Sie tun?« frage ich.
Der Mann hält mich nach wie vor fest, gibt aber keine Antwort. Er blickt hinüber zum Texaner, der ganz offensichtlich der Boß von allen ist. Der Texaner hat sein Lächeln zurückgewonnen.
»Wir würden bloß noch gern ein klein bißchen weiterspielen, Schätzchen«, meint er dann. »Das ist doch nur fair. Wir möchten eine Chance, das Geld zurückzugewinnen.«
Mein Lächeln wird breiter. »Und warum gebe ich Ihnen dann nicht schlicht und einfach das Geld zurück?«
Das Angebot bringt ihn aus der Fassung. Er zuckt mit den Schultern. «Wenn Sie wollen, nehme ich das gerne an.«
»Prima«, sage ich.

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