Der rote Würfel
»Treffen wir uns doch in zehn Minuten draußen am Ende des Parkplatzes. Wir fahren ein bißchen. Dann bekommen Sie Ihr ganzes Geld zurück.« Ich schaue die anderen an. »Meine einzige Bedingung ist die, daß Sie alle mitkommen.«
»Warum sollen wir denn überhaupt irgendwo hinfahren?« will der Texaner wissen. »Gib es doch sofort her.«
Ich mache mich von dem anderen Kerl frei. »Aber wer wird denn schon vor mir Angst haben, süßer Papa?« sage ich lieb und brav. Die Männer lachen. Klingt aber ein wenig unwohl. Der Texaner weist mit dem Finger auf mich.
»In zehn Minuten«, meint er. »Komm nicht zu spät.«
»Tu’ ich nie«, erwidere ich.
Wie verabredet treffen wir uns draußen und fahren eine kurze Strecke aus der Stadt hinaus, jeder im eigenen Wagen. Dann führe ich sie abseits der Straße ein paar Kilometer in die Wüste hinein. In der Nähe eines sich flach hinziehenden Hügels halte ich an. Es ist elf Uhr abends, ein klarer und frischer Abend, der fast volle Mond steht leuchtend am Nachthimmel. Die Männer parken gleich neben mir und steigen aus. Sie haben Angst vor mir. Das kann ich riechen. Bis auf ihren Anführer sind sie bewaffnet. Die Ausbeulungen unter ihren Mänteln sind klar erkennbar. Wahrscheinlich vermuten sie, daß ich sie hier überfallen lassen will. Während sie auf mich zugehen, mustern sie das Gelände und sind überrascht, daß ich alleine bin. Besonders clever sind sie nicht. Zwei von ihnen haben die Hände in der Manteltasche vergraben, umklammern ihre Revolver. Der Texaner tritt an mich heran.
»Gib uns deine Tasche«, befiehlt Tex.
»In Ordnung.« Ich reiche sie ihm. Zu seiner großen Freude ist das Geld tatsächlich drin. Während er zählt, weiten sich seine Augen. Sicher hatte er eine Knarre in der Tasche erwartet. »Zufrieden?« frage ich.
Tex nickt einem seiner Gefährten zu. Ich werde gefilzt. Auf die grobe Tour.
»Sie ist sauber«, murmelt der Mann und zieht sich ein wenig zurück.
Tex stopft sich das Geld in die Tasche. »Ja, alles prima. Aber verstehen tu’ ich’s nicht. Warum hast du uns alle hier in die Wüste geführt?«
»Ich hab’ Hunger«, sage ich nur.
Er grinst verschlagen. »Wir hätten dich gerne zum Abendessen eingeladen, Zuckerpüppchen. Können wir ja immer noch. Wonach steht dir denn der Sinn?«
»Auf Rippchen.«
Wieder klopft er sich auf den Schenkel. Muß eine schlechte Angewohnheit von ihm sein. »Scheiße noch mal! Das ist doch mein Lieblingsessen. Rippchen mit jeder Menge Ketchup drauf. Wir laden dich ein und bestellen dir gleich ‘n paar.« Mit einem gekünstelten Zwinkern fügt er hinzu: »Danach können wir uns ja vielleicht noch ein wenig vergnügen.«
Ich schüttele den Kopf und trete einen Schritt näher an ihn heran. »Nein. Wir können gleich hier essen. Wir machen ein Picknick. Nur wir fünf hier.«
Er schaut zu meinem Auto. »Hast du denn was Leckeres dabei?«
»Nein. Ihr aber.«
Schon wird er wieder ungeduldig. »Wovon redest du denn?«
Ich werfe den Kopf zurück und lache. »Was sind Sie doch für ein Heuchler! Sie sind nur dann höflich, wenn es Ihnen nützlich erscheint. Jetzt, wo Sie mir mein Geld gestohlen haben, das ich ehrlich von Ihnen gewonnen habe, laden Sie mich zum Essen ein.«
Tex ist empört. »Wir haben das Geld nicht gestohlen. Du hast doch selbst angeboten, es zurückzugeben.«
»Nachdem Ihr mich unter Druck gesetzt habt. Wir wollen hier das Kind beim Namen nennen. Sie sind ein Gauner.«
»Niemand nennt mich ungestraft einen Gauner.«
»Ach nein? Und was wollen Sie mit mir machen? Mich umbringen, oder was?«
Er tritt auf mich zu und schlägt mir mit dem Handrücken ins Gesicht. »Miststück! Sei bloß froh, daß ich nicht so einer bin.«
Ich schaue ihn erstaunt an. »Ach, so einer sind Sie gar nicht?« frage ich leise. »Ich habe Sie durchschaut, Herr Geldsack. Sie haben sehr wohl schon jemanden umgebracht. Gut, daß wir uns heute abend hier in der Wüste gegenüberstehen. Wenn sie am Leben blieben, würden Sie doch nur wieder töten.«
Er will gehen. »Dann mal los, Jungs.«
»Momentchen«, sage ich. »Ich hab’ da noch was.«
Er schaut über die Schulter. »Was denn?«
Ich mache einen Schritt auf ihn zu. »Ich muß Ihnen noch verraten, wer ich bin. Sie haben doch danach gefragt, erinnern Sie sich nicht mehr?«
Tex hat’s eilig. »Also schön, und wer bist du? Vielleicht ein HollywoodSternchen?«
»Nah dran. Berühmt bin ich schon, jedenfalls in gewissen Kreisen. Vor ein paar Tagen war das ganze Sondereinsatzkommando
Weitere Kostenlose Bücher