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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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nicht weit entfernt aus dem Meer ragten. Er gratulierte sich selbst zum Erfolg der letzten Tage. Er konnte zufrieden mit sich sein, schließlich hatte er alles erreicht, was der Todesfürst ihm aufgetragen hatte – fast alles, wenn man von der misslungenen Suche nach dem Meledos einmal absah. Aber die Besetzung Garadins hatte seine Position bei seinem Herrn und Meister wieder gefestigt und ihm einen entscheidenden Vorsprung gegenüber seinem Widersacher, dem Bash-Arak, eingebracht.
    Die bevorstehende Vernichtung Garadins war ein vorläufiger krönender Höhepunkt all seines Strebens. Und vielleicht gelang es ihm sogar, Andorin das Geheimnis des Siegels der geheimen Schriften zu entreißen.

28
    Seit jeher wurden dunkle Götter in den Grauen Sphären verehrt, sie galten als Hüter der Finsternis, die ihre Kräfte durch das Land verströmen ließen. Zumeist waren ihre Namen in Vergessenheit geraten, doch ihre Präsenz war immer noch an vielen Orten spürbar. Der Bash-Arak suchte solche Plätze auf, um sich in innere Versenkung zu begeben und Verbindung zu den uralten Mächten aufzunehmen, sich von ihnen inspirieren zu lassen.
    Der See namens Mydhan war einer dieser Orte, eine kreisrunde Wasserfläche, die glatt wie ein Spiegel inmitten der Ebenen der Zwischenwelt lag. Er war der Göttin Helis geweiht, die als die Herrscherin der Vergänglichkeit verehrt wurde und dieKunst der Prophetie verkörperte. Man sagte, an der Oberfläche des schwarzen Wassers könne man Bilder der Zukunft erkennen und mit Wesenheiten aus anderen magischen Reichen Verbindung aufnehmen.
    Der Bash-Arak hatte sich am Rande des Mydhan niedergelassen und seinen Geist ganz den Eindrücken hingegeben, die aus dem See auftauchten. Es waren zumeist unzusammenhängende Bilder, Schemen und mehrdeutige Szenen, die er nur schwer interpretieren konnte. Er wusste, dass er keine klare Aussage erwarten durfte, aber er konnte nicht einmal einen Hinweis auf eine mögliche Entwicklung der Dinge entdecken. Dabei gab es so viele Fragen: Würde er den Meledos-Kristall wiederfinden und in seine Gewalt bringen können? Würde das Heer der Schatten jemals nach Algarad gelangen? Gab es tatsächlich noch einen Nachfahren aus dem Geschlecht der Enim, der seinen Zielen gefährlich werden konnte? Bestand vielleicht die Möglichkeit, ihn auf seine Seite zu ziehen?
    Die Zukunft blieb in ständiger Bewegung und war nicht zu fassen. Enttäuscht wandte sich der Herr der Schatten ab, sein Weg zum See Mydhan war vergebens gewesen; er musste nach anderen Möglichkeiten suchen, sich Klarheit zu verschaffen.
    Plötzlich hob er den Kopf und schaute sich suchend um. Etwas hatte sich soeben verändert, ohne dass er genau sagen konnte, was es war, kaum mehr als eine schwache Fluktuation der feinen Schwingung des grauen Lichts, das die Grauen Sphären stets erfüllte. Hatte es an Leuchtkraft zugenommen? Etwas Fremdes war eingedrungen, etwas, das eine nicht zu unterschätzende Macht besaß, die aber noch flüchtig und seltsam formlos war.
    Ein solches Phänomen hatte der Bash-Arak bisher nur inder Gegenwart des jungen Tenan gespürt, doch das war in den Gefilden Algarads gewesen und nicht im Zwischenreich. Befand sich der Junge etwa hier? Das war absurd, wie hätte er den Weg in die Grauen Sphären finden sollen?
    Dennoch sagte ihm eine merkwürdige Gewissheit, dass es sich nur um den jungen Tenan handeln konnte. Dessen magische Aura hatte an Stärke zugenommen, seitdem er gegen den Bash-Arak gekämpft hatte. Mittlerweile war sie so stark, dass vermutlich auch die anderen Schatten sie spürten.
    Der Bash-Arak mühte sich, seine Fassung zurückzugewinnen. Es war höchste Zeit, dass er wieder in den Vollbesitz seiner Kräfte gelangte, um sich des Jungen anzunehmen.

29
    Unter Dualars Führung gelang es Tenan mit Leichtigkeit, die Ebene der Grauen Sphären zu erreichen. Während er den Anweisungen des Hauptmanns folgte, spürte er plötzlich, wie sich sein Geist vom Körper löste und von einem Wirbel aus rotem Licht erfasst wurde. Er hatte das Gefühl, er werde in die Luft empor gerissen und in einer rotglühenden Leere umhergeschleudert, dann erstrahlte ein greller Blitz, und auf einmal tauchten die düsteren Ebenen der Grauen Sphären wie aus einer Nebelwand vor ihm auf. Er befand sich inmitten einer felsigen Einöde, über die der Wind Staub und Aschewolken blies. Neben ihm stand Dualar und lächelte ihm zu, er schien beeindruckt von Tenans Begabung.
    »Nun zeigt sich, dass du wahrhaft

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