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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Rüstungen und Schwerter der Dan-Ritter erblickte, schrie er noch lauter, rappelte sich auf und versuchte zu fliehen. Einer der Skanden bekam seinen zerfetzten Mantel zu fassen. Sein Kamerad sprang hinzu und drehte die Arme des Mannes auf den Rücken. Dessen hysterisches Schreien und Wehklagen war ohrenbetäubend.
    Die Hand am Griff seines Schwerts, trat Tenan mit Lord Ibik heran. Er traute seinen Augen nicht: Vor ihm, in schmutzige Lumpen gehüllt, das Haar in wirren Strähnen im Gesicht, rang ein kleiner, ausgemergelter Mann nach Luft, der ihm nur allzu bekannt war – Seren Toroquar.
    Der Mann, der ihm vor einiger Zeit fast die Fahrt nach Meledin vereitelt hätte, ein Dieb und Betrüger, sah zum Erbarmen aus. Sein einst feistes Gesicht war eingefallen und unrasiert, die Haut gelblich verfärbt. Seine Augen huschten ängstlich von einem zum anderen.
    »Tötet mich doch endlich, ihr verdammten Bastarde«, krächzte er, »dann hat das Grauen ein Ende!«
    Der Anführer der Skanden hielt die Spitze seines Schwerts auf den Hals des Mannes gerichtet. »Wir töten niemanden, bevor wir nicht wissen, was er im Schilde führt.« Er gab einem seiner Männer einen Wink, worauf dieser Seren Toroquar mit flinken Fingern nach versteckten Waffen durchsuchte. Mit einem kurzen Kopfschütteln gab er Entwarnung.
    Lord Ibik senkte sein Schwert. Seine Krieger ließen den Mann los, blieben jedoch wachsam in seiner Nähe stehen.
    Seren Toroquar sank auf die Knie und rieb sich die schmerzenden Arme. »Tötet mich und lasst mich nicht länger leiden! Und dann verschwindet in die tiefsten Tiefen von Achests Todesreich! Seit ihr hier gelandet seid, habt ihr nichts als Tod und Zerstörung gebracht. Macht endlich ein Ende mit mir, damit ich eure hässlichen Fratzen nicht mehr sehen muss!«
    »Er hält uns für Gredows«, sagte einer der Skanden-Krieger kopfschüttelnd. »Anscheinend hat ihn sein Verstand verlassen.«
    Tenan drängte sich an ihnen vorbei, ging vor Seren Toroquar in die Hocke und drehte dessen Gesicht zu sich, sodass er ihm in die Augen sehen konnte. Der Mann machte den Eindruck, als blicke er durch ihn hindurch und nehme ihn nicht wahr. Er stammelte unverständliches Zeug.
    »Ich kenne diesen Mann«, sagte Tenan zum Anführer der Skanden. »Das ist Seren Toroquar, ein Händler aus Dorlin. Ich bin ihm früher einmal begegnet.«
    »Er ist wahnsinnig geworden«, entgegnete Lord Ibik. »Das kann passieren, wenn man die Schrecken des Krieges nicht gewöhnt ist.«
    »Aber vielleicht kann er uns nützlich sein.« Tenan blickte zu Lord Ibik auf. »Immerhin ist er der einzige Überlebende. Wäre es nicht möglich, dass er weiß, wo sich die Gredows versteckt halten?«
    »Selbst wenn er es einmal wusste, wird er sich in seinem Zustand kaum noch daran erinnern. Er hat keinen Wert für uns.«
    Doch Tenan ließ nicht locker. »Wir müssen ihn ins Lager bringen und versuchen, etwas aus ihm herauszubekommen.
    Könnte nicht jemand das Kyn-Doron bei ihm durchführen? Das wäre doch eine Möglichkeit, in seinen Geist einzutauchen und zu erfahren, was sich zugetragen hat.«
    Ibik blickte ihn missbilligend an. »Für einen Außenstehenden weißt du erstaunlich viel über Dinge, die eigentlich nur den Kriegern des Ordens von Dan bekannt sind.«
    »Lord Amberon hat dieses Ritual persönlich bei mir durchgeführt, deshalb kenne ich es. Wir dürfen den Händler nicht einfach sich selbst überlassen, ohne ihn zu befragen. Bedenkt doch – er ist der einzige Überlebende, den wir bisher in den Trümmern Dorlins gefunden haben. Vielleicht kommt er wieder zu Verstand.«
    Nach kurzer Überlegung willigte Ibik schließlich ein und gab seinen Kriegern ein Zeichen. Sie packten den verwirrten Seren grob unter den Armen und hievten ihn auf die Beine. Der Mann schrie aus Leibeskräften und schlug wild um sich, wohl im Glauben, er werde von Gredows angegriffen. Mit geübten Handgriffen fesselten sie seine Hände und stopften ihm einen Stoffknebel in den Mund.
    »Bringen wir ihn also ins Lager«, befahl der Anführer. »Aber seid vorsichtig, überall könnten sich nach wie vor Gredows versteckt halten!«

3
    Der geheime Gang, zu dem Ucek Osyn in den Verliesen Nagathas geführt hatte, verlief in einer leichten Steigung aufwärts. Der Comori ging voraus und hielt die Zügel des Orn-Tiers straff, das ungeachtet der doppelten Last Lord Irus unddes Gredows auf dem Rücken unermüdlich hinter ihm her stapfte. Es war vollkommen dunkel, doch weit vor ihnen zeichnete sich

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