Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
durchsuchten. Auch diese Krieger hatten ihre Kommandanten in die Mitte genommen und schienen auf eigentümliche Weise von ihm gelenkt zu werden oder mit ihm zu kommunizieren.
    Überall auf den Straßen und Wegen lagen die Trümmer und der Schutt der eingestürzten Häuser. Ein normales Vorwärtskommen war bald nicht mehr möglich. Die Fachwerkhäuser waren von verheerenden Bränden zerstört worden. Verkohlte Balken ragten wie Gerippe in den Himmel. Nirgendwo in den Ruinen waren Anzeichen von Überlebenden zu finden, die Gredows hatten keine Gnade walten lassen.
    Vorsichtig stiegen die Skanden über die Geröllhaufen hinweg und mussten oftmals Umwege einschlagen, um nicht in Löcher oder Kellergewölbe zu fallen, die vom Schutt verborgen waren. Tenan zuckte zusammen, als nicht weit entfernt eine Mauer mit lautem Krachen einstürzte, doch die Skanden-Krieger nahmen kaum Notiz davon. Zuweilen schreckten sie kleine Tiere auf, hier eine Ratte, dort eine Maus, die panisch Reißaus nahmen, aber das waren die einzigen Lebewesen, die sie antrafen. Unter den Trümmern waren ab und zu die Gliedmaßen eines getöteten Bewohners oder Soldaten zu sehen, verbrannt, verwest oder von Tieren abgenagt; bleiche Schädel starrten mit leeren Augenhöhlen in den grauen Himmel, Hände hielten rostige Schwerter umklammert. Dorlin war eine tote Stadt. Es würde viele Jahre dauern, bis ihr alter Glanz auch nur annähernd wiederhergestellt wäre.
    Im Chaos der Zerstörung konnte Tenan nicht bestimmen, wo genau sie sich gerade befanden, aber er glaubte, dass sie in eine Gegend gelangten, die außerhalb des Rings der zertrümmerten Wehrmauern lag und in der die Gredows nicht ganz so verheerend gewütet hatten. Prächtige Villen hatten hier gestanden, umringt von kleinen Gärten, deren Außenmauern noch einigermaßen intakt waren. Doch das Innere der Häuser war auch hier meistens ausgebrannt. Viele Villen besaßen kleine Vorhöfe und Atrien mit Springbrunnen, die nun versiegt waren. Manchmal konnte Tenan im Vorübergehen sogar verkohlte Schrift- und Pergamentrollen erkennen, die verstreut umherlagen.
    Der Wind wirbelte einige Pergamente vor Tenans Füße. Er bückte sich, hob einen der Papierbögen auf und überflog ihn. Offenbar handelte es sich um eine Auflistung von Waren und Lieferungen, die säuberlich untereinander verzeichnet waren: Wein, edle Stoffe, Gewürze aus den Südlanden.
    Der Ausruf eines Kriegers ließ ihn herumfahren. »Lord Ibik, ich spüre etwas. Irgendjemand befindet sich in der Nähe.«
    Der Anführer nickte und blickte zu der Villa, aus der die Pergamente geweht waren. »Ich habe es auch bemerkt.« Der seltsame, abwesend wirkende Glanz in seinen Augen war verschwunden. »Bleibt weiterhin im Zustand erhöhter Wachsamkeit«, befahl er einem seiner Männer. »Wartet hier vor dem Haus und warnt uns sofort, wenn Ihr eine Gefahr bemerkt.«
    Der Angesprochene, ein junger Mann mit schlaksigen Gliedmaßen und nur wenig älter als Tenan, nickte ruhig und begab sich wieder in seine konzentrierte geistige Versenkung.
    Lord Ibik wandte sich an die anderen Männer und wies ihnen ihre Aufgaben zu. »Hergim, Ihr sichert den rechten Eingang des Hauses. Trondil und Chyd, Ihr und der Junge haltet Euch hinter mir. Wir wollen hineingehen und dort alles durchsuchen.«
    Mit klopfendem Herzen folgte Tenan dem Anführer und den beiden anderen in die Villa. Sie befand sich in einem einigermaßen intakten Zustand. Die meisten tragenden Mauern standen noch, und sogar das Dach war von den Bränden verschont geblieben. Das Innere des Hauses aber war total verwüstet. Mühsam bahnten sie sich einen Weg über zertrümmerte Möbelstücke und verkohlte Balken. Sie erreichten einen großen Saal, an dessen Wänden die Fetzen wertvoller Teppiche hingen. Goldene Becher und Teller lagen verstreut zwischen zerschlagenen Tischen und Stühlen. Die Balken der herabgebrochenen Decke des Obergeschosses hatten ein paar Marmorplatten zerschlagen und sich in den Boden gebohrt.
    »Da ist jemand im hinteren Teil des Raumes, dort in der Ecke«, flüsterte einer der beiden Skanden und zeigte in die betreffendeRichtung. Die beiden Krieger näherten sich der Stelle vorsichtig von zwei Seiten. Auf ein Zeichen ihres Anführers hin sprangen sie nach vorn und rissen eine umgestürzte Tischplatte zur Seite.
    Ein Schreckensschrei ertönte und ein Mann mit schmutzigem Haar kam zum Vorschein, auf dem Boden kauernd, ängstlich die Hände vors Gesicht haltend. Als er die weißen

Weitere Kostenlose Bücher