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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Tiere, wie man sie sonst in ganz Deutsch-Südwest kaum findet. Mit Ausnahme
von Etosha natürlich. Ich möchte nachsehen, ob die beiden Spitzmaulnashörner sich dort noch herumtreiben.«
    »Sind Sie etwa Jäger?« Jella runzelte missbilligend die Stirn.
    »Wenn es sein muss, töte ich auch«, antwortete Fritz einsilbig.
    »Ich verabscheue die Jagd«, meinte Jella mit dem Brustton der Überzeugung. »Die armen Tiere werden doch nur abgeknallt, damit sie in den Wohnzimmern der Jäger als Fußabtreter dienen. Meines Großvaters Haus war voll von Trophäen. Ich fand sie immer grässlich abschreckend.«
    Fritz nickte zustimmend.
    »Viele hier betrachten es als ihr Anrecht, auf die Jagd zu gehen, nur weil hier so viele Tiere leben. Es gibt tatsächlich Jagdgesellschaften, die töten nur um des Tötens willen. Die Kadaver lassen sie einfach liegen. Dabei übersehen sie, dass sie die Artenvielfalt auf Dauer einschränken. Früher gab es hier mehrere Populationen von Spitzmaulnashörnern. Heute sind sie fast vollkommen ausgerottet. Vor meiner Europareise habe ich am Waterberg ein Nashornpaar beobachtet. Ich hoffe, dass sie mittlerweile Nachwuchs bekommen haben.«
    »Ach, nur wegen der Nashörner bringen Sie mich nach Owitambe ?« Jellas kecker Unterton amüsierte ihn. Sie zog dabei die Stirn in Falten und kräuselte ihre verbrannte Nase. Es war das erste Mal, dass sie etwas aus sich herausging.
    »Nur deshalb«, scherzte er. »Es fiele mir nicht im Traum ein, Ihretwegen diesen Umweg auf mich zu nehmen!«
    Jella lachte.
    »Dann bin ich ja beruhigt.« Eine leichte Röte überzog ihre Wangen. »Woher kommt es denn, dass Sie sich so für die Tiere hier interessieren?«
    Fritz freute sich über ihr Interesse an ihm.
    »Mein Vater war ebenso Händler wie ich. Er hat mich schon von klein auf mit auf seine Reisen genommen, die ihn oft weit
ins Hinterland von Kapstadt geführt hatten. Wir übernachteten oft mitten in der Wildnis. Für ein Stadtkind wie mich war das furchtbar aufregend. Ich lernte erst dort draußen, die Natur und ihre Vielfalt zu schätzen. Später studierte ich dann Veterinärmedizin. Mein größter Wunsch war es, an der Errichtung eines Wildschutzparks im Norden Südafrikas mitzuarbeiten. Leider kam dann alles anders.«
    Über Fritz’ Gesicht huschte ein Schatten. Er räusperte sich kurz, bevor er fortfuhr. »Nun habe ich aus meinem Beruf eben ein Hobby gemacht. Hin und wieder bringe ich ein krankes Tier mit nach Okakarara und päppele es wieder auf.«
    Er fühlte Jellas prüfenden Blick auf sich ruhen.
    »Können Sie Ihren Beruf nicht ausüben, weil Sie nur eine Hand haben?«, fragte sie zögernd. In ihrer Stimme schwang aufrichtiges Bedauern.
    »Genau so ist es«, antwortete er einsilbig. Plötzlich waren da wieder die Schuldgefühle und die damit einhergehende Verbitterung, die ihn seit jenem schrecklichen Kriegsereignis immer wieder heimsuchten. Jella hatte unbewusst einen wunden Punkt in ihm angerührt.
     
    Allmählich veränderte sich die Landschaft. Die monotone Weite der Omaheke wurde durch zwei kleinere Gebirge unterbrochen, dem Ejo und dem Kleinen Waterberg, der nur noch wenige Kilometer südlich des Waterberg-Plateaus lag. Der rote Sandstein leuchtete in vielen Nuancen gegen den tiefblauen Morgenhimmel. Sein poröses Gestein war von grünen und gelben Flechten überzogen, die den roten Felsen den Anschein gaben, als wären sie mit Farbpinseln bearbeitet worden. Vor unendlich vielen Jahrmillionen hatten die drei Gebirge eine Einheit gebildet, aber dann war das Gelände durch Erdaktivitäten angehoben worden, wobei die Verwitterung das umgebende weichere Gestein aufgelöst
hatte. Der Waterberg selber hatte sich zu einer wahren Idylle entwickelt. Er war ein Tafelberg, der sich am Rande der nördlichen Kalahari, der Omaheke, befand und sich auf etwa fünfzig Kilometer Länge und knapp zwanzig Kilometer Breite erstreckte. Während die Felsen beinahe zweihundert Meter senkrecht in die Höhe stiegen, war seine Oberfläche platt wie eine Tischfläche. Niederschläge sickerten durch das poröse Sandgestein und trafen am Grund des Plateaus auf eine undurchlässige Tonschicht. Das hatte zur Folge, dass es oben auf dem Plateau sehr trocken war, während es am Fuße viel Oberflächenwasser und kräftige Quellen gab, die eine üppige Vegetation und eine außerordentliche Artenvielfalt ermöglichten.
    Jella stockte der Atem, als sie das Felsmassiv zum ersten Mal in der Ferne auftauchen sah. Majestätisch erhoben sich

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