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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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sich wahrscheinlich vor unserem Pascha verkrochen.«
    Fritz erklärte, dass Duikduik eine kleine Antilope war, die einen ihrer Vorderläufe in einer Tierfalle eingebüßt hatte. »In der freien Wildnis würde sie keinen Tag überleben, aber hier ist sie zu unserem Maskottchen geworden. Normalerweise betritt sie sogar ohne Scheu das Haus und folgt Imelda auf Schritt und Tritt. Ich fürchte fast, sie hat sich noch nicht an unseren Pascha gewöhnt. Aber ich bin guter Dinge, dass die beiden doch noch Freunde werden.«
    Fritz trug Pascha zu einem geräumigen, vergitterten Verschlag neben dem Schuppen, der an das Haus angebaut war, und setzte ihn in eine mit Stroh ausgelegte Holzkiste.
    »Zeit zum Schlafen, mein kleiner Abenteurer«, meinte er und streichelte zärtlich über sein gemustertes Köpfchen. Pascha schien Fritz zu verstehen. Er maunzte noch einmal kurz und rollte sich dann auf seinem Lager zu einem Fellknäuel zusammen.
    Jella ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. Auf halber Strecke zum Horizont zeichnete sich ein kleines, blau schimmerndes Gebirge ab, das bereits ein ganzes Stück in der Omaheke- Wüste lag.
    »Das ist ein ganz besonderer Platz«, erklärte Fritz, der ihrem Blick gefolgt war. »Für die Buschmänner ist es ein magischer Ort.
Sie glauben, dass sich dort bei Neumond die Totengeister versammeln und Gerechtigkeit für ihre Angehörigen einfordern. Er heilt verwundete Seelen, sagt man. Tatsächlich ist es dort auf sehr eigenartige Weise schön. Obwohl die Berge so einsam und lebensfeindlich aussehen, beherbergen sie doch ein verborgenes, fruchtbares Tal mit einem Riviere, der unterhalb seines Flussbetts auch in der Trockenzeit Wasser führt. Es ist ein Paradies für Tiere. Ich habe dort neben Elefanten, Spießböcken und anderen Antilopenarten auch schon zwei Spitzmaulnashörner beobachten können. Es ist wirklich schön dort.«
    Fritz’ Gesicht verklärte sich. Seine sonst so scharf geschnittenen Gesichtszüge bekamen etwas Weiches und Verletzliches.
    »Sie lieben Tiere sehr, nicht wahr?«
    Fritz wandte sich ihr zu und sah sie mit seinen dunklen Augen ernst an. »Ja, im Gegensatz zu den Menschen kennen sie keinen Argwohn und keine Hinterlist. Obwohl das Leben im Busch und in der Wüste keineswegs einfach ist, unterwerfen sie sich den wohlgeordneten Gesetzen der Natur.«
    »Wohlgeordnet?« Jella hob zweifelnd die Augenbraue an. »Ich hatte neulich auf dem Baum, als mich die Hyänen umkreisten, aber ein ganz anderes Gefühl. Ich empfand die Tiere als grausam und arglistig.«
    »Die Tiere hatten Hunger. Für die Hyänen waren Sie einfach nur ein schwaches Tier, das dem Tod nahe war. Es ist ihre Aufgabe in der Natur, sich an schwache Beutetiere heranzumachen. Auch wenn Ihnen verständlicherweise ihre Vorgehensweise arglistig und grausam erscheinen mag, so ist ihr Verhalten wissenschaftlich gesehen leicht zu verstehen.«
    »Mhm...«
    »Glauben Sie mir.« Fritz’ Hand bewegte sich in Richtung Jellas Oberarm, aber als er Ihren erschrockenen Blick sah, zog er sie rasch wieder zurück. »Eines Tages werden Sie mich verstehen. Die
Geheimnisse der Natur müssen erst erkundet werden, bevor sie offensichtlich werden.«
    Etwas abrupt wandte er sich ab und ging in Richtung Haus. Jella hätte sich ohrfeigen können. Sie hatte Fritz nicht abweisen wollen. Im Gegenteil, insgeheim sehnte sie sich sogar nach einer Berührung von ihm. Aber jedes Mal, wenn es so weit war, tauchte das dunkle Tier der Angst in ihr auf und erzeugte Panik.
    »Könnten Sie mir den Ort mal zeigen?«, schlug sie hilflos vor, nur um etwas zu sagen.
    »Selbstverständlich.« Fritz’ Stimme klang jetzt höflich, aber auch distanziert. Sie hatte ihn erneut brüskiert. Mit einer fadenscheinigen Erklärung entschuldigte sie sich und gab vor, noch etwas durch Okakarara bummeln zu wollen. Fritz akzeptierte es kommentarlos.
     
    Als sie einige Zeit später zurück in den Store kam, war dieser bereits geschlossen. Jella ging ums Haus herum und nahm die Hintertür, die direkt ins Treppenhaus führte. Von oben aus der Wohnstube hörte sie Stimmen. Fritz und seine Mutter unterhielten sich. Es war nicht ihre Absicht gewesen zu lauschen, aber als sie den Namen ihres Vaters hörte, blieb sie vor der angelehnten Tür stehen, ohne sich bemerkbar zu machen.
    »Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass Johannes von Sonthofen plötzlich verheiratet sein soll«, meinte Imelda. »Noch dazu mit so einer jungen Frau.«
    »Es ist, wie es ist«, hörte Jella

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