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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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Patricia wusste nicht, was sie sagen sollte. Michelle hatte offenbar eine Menge Probleme.
    »Warum muss es ausgerechnet reiten sein?«, erkundigte sie sich. »Warum spielst du nicht einfach Tennis oder so?«
    Michelle antwortete erst nicht und Patricia dachte schon, sie habe die Frage überhört. Doch dann kam ein tiefes Seufzen.
    »Meine Eltern sind früher selbst Turniere geritten. Unser ganzer Wohnzimmerschrank steht voll mit Pokalen, die sie gewonnen haben.« Michelle schniefte. »Und deshalb wollen sie halt, dass wir auch reiten und so erfolgreich werden wie sie.«
    »Wir?«
    »Ich und meine Schwester.« Michelle zog geräuschvoll die Nase hoch. »Meine Schwester ist auch wirklich gut. Sie hat nie Angst. Aber ich bin für meine Eltern eine echte Enttäuschung.«
    So ein Schwachsinn! Als ob das Leben nur aus reiten bestünde. Obwohl – noch vor einigen Monaten hatte sich auch Patricia für nichts anderes interessiert, das fiel ihr im selben Moment siedend heiß ein. Doch diesen Gedanken schob sie schnell wieder beiseite.
    »Reitet deine Schwester eigentlich auch hier auf dem McNair-Hof?«
    »Ja.« Michelle probierte ein schwaches Lächeln. »Du hast sie vorhin vielleicht gesehen, sie hatte heute ein schwarzes Pony.«
    Patricia erinnerte sich vage an ein dunkelhaariges Mädchen, etwa so alt wie sie selbst. Sie nickte. Dann kam ihr die Erkenntnis. Es war das Mädchen gewesen, das bei Michelles Panik angesichts des Galoppierens lauf aufgestöhnt hatte.
    Tolle Schwester, dachte Patricia. Die Kleine macht sich vor Angst fast ins Hemd und Madame ist genervt und tut so, als würde sie sie nicht kennen.
    Michelle tat ihr unendlich leid.
    Aber sie konnte ihr auch nicht helfen.
    Patricia grübelte über das, was sie von Michelle erfahren hatte, und merkte dabei gar nicht, dass sie das Tor des McNair-Hofes passierten. Als Linus’ Hufe laut auf dem Kopfsteinpflaster klapperten, schreckte sie auf.
    Mist, nun war sie doch hier gelandet.
    Vorsichtig blickte sie sich um.
    Die Haustüren waren alle geschlossen, die Stalltüren standen hingegen offen, aber Ponys schienen keine darin zu sein. Klar, jetzt im Sommer standen sie alle auf der Weide oder sie wurden geritten.
    Hinter dem Stall drangen allerdings Stimmen und Pferdeschnauben hervor. Patricia, die einen vorsichtigen Blick um die Ecke wagte, sah dort die Reiter von Michelles Gruppe. Sie waren natürlich schon länger zurück und sattelten gerade ihre schwitzenden Ponys ab. Damian lief zwischen ihnen umher und ermahnte gerade Tommy, seinen Schimmel gut abzureiben.
    Patricia zog sich wieder zurück. Sie hatte keine Lust, mit ihm zu sprechen, und sie nahm an, Michelle auch nicht.
    »Wir bleiben, glaube ich, hier vorne, oder?«, fragte sie an Michelle gewandt.
    Michelle nickte dankbar und schob sich vorsichtig vom Rücken ihres Wallachs. Patricia bemerkte mit Wohlgefallen, dass sie trotz ihrer Schwierigkeiten beim Reiten dennoch an ihr Pferd dachte. Sie streichelte Linus und Patricia hörte, wie sie ihm Entschuldigungen für ihr dummes Benehmen zuflüsterte.
    Patricia drückte ihr nun die Zügel in die Hand und sah sie fragend an. »Das Absatteln schaffst du allein?«
    »Ja, das geht schon irgendwie«, sagte Michelle und Patricia vermutete, sie war nur zu schüchtern, um jemanden um Hilfe zu bitten. Patricia war versucht, sie ihr anzubieten, aber dann ließ sie es. Wenigstens hier sollte Michelle ihr Erfolgserlebnis haben, dachte sie. Also schaute sie zu, wie Michelle sich mit den Riemen abmühte. Linus war zum Glück müde genug, um ihr ungeschicktes Hantieren geduldig hinzunehmen, er stand wie eine Säule und Patricia wusste nun, warum man Michelle immer dieses Pony gab. Wenn nicht gerade jemand an seiner Mähne zerrte oder er alle seine Kollegen im Galopp davonbrausen sah, schien es eine Seele von Pferd zu sein.
    Michelle schleppte ächzend den Sattel in den Stall und kam mit einigen Tüchern zum Abreiben wieder heraus.
    »Ich geh dann mal«, sagte Patricia ein wenig unschlüssig. Höchste Zeit zu verschwinden, bevor noch jemand auf sie aufmerksam wurde.
    »Danke für deine Hilfe. Wie heißt du eigentlich?«
    »Patricia. Und du bist Michelle, stimmt’s?«
    Michelle nickte und sah das ältere Mädchen dankbar an. »Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn du nicht da gewesen wärst.«
    »Ach, Unsinn«, wehrte Patricia ein wenig verlegen ab. »Es wäre gar nichts passiert.«
    Michelle schwieg einen Moment. Dann holte sie tief Atem.
    »Du kannst bestimmt gut reiten, nicht

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