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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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kein Boot.
    Das Geräusch wurde durch den Regen zwar ein wenig gedämpft, aber es war immer noch da. Woher kam es?
    Er kannte das Geräusch ganz genau, aber mit den Bauarbeiten hatte es nichts zu tun.
    Er rannte ins Haus zurück und in den oberen Stock. Andy schlief tief und fest. Das Malbuch lag auf dem Boden, und die letzte Seite war aufgeschlagen – Jack und seine Mutter, wie sie Hand in Hand auf ihr Haus zugingen. Nichts auf der Seite war ausgemalt. Andy hatte diese Seite ausgespart.
    Leise schloss Peter die Tür hinter sich.
    Mit dem Messer an der Hüfte rannte er die Treppe zum Strand hinunter.
    Der brüllende Lärm in seinem Kopf war vom Donner nicht zu unterscheiden. Er rannte über den Sand, und der Regen peitschte ihm in die Augen.
    Mit jedem Schritt schien der Lärm um ein Dezibel zuzunehmen, doch das Maschinengeräusch war nicht mehr zu hören. Bis auf die Haut durchnässt, erreichte er das Ende des Strands. Er kürzte über die Dünen zur Ebene hin ab, wo Bagger und Lastwagen wie Bittsteller an der Basis von Pulpit’s Point aufgereiht standen.
    An dieser Stelle erblickte er den kleinen schwarzen Helikopter.
    Er rannte den Abhang der Klippe empor. Weshalb hatte er nicht gleich daran gedacht? Wo, zum Teufel, hatte er nur seinen Kopf? Natürlich!
    Oben auf der flachen Klippe stieß er einen gewaltigen Schrei aus, der die Steine wie ein Wirbelwind umkreiste.
    Zu dritt standen sie mitten im Kreis.
    Direkt neben dem Kalkstein verfolgte Hatcher unter einem Schirm, wie Goringer einen Sack aufhielt und Flanagan hastig die freigelegten Knochen hineinschaufelte.
    »Das ist meine Frau!«, schrie Peter. »Was, um Himmelswillen, machen Sie da?«
    »Die Party ist zu Ende, Idiot, und Sie können nach Hause gehen.« Es war Flanagan.
    »Das dürfen Sie nicht machen!«
    »Beklagen Sie sich bei den Engeln«, sagte Hatcher.
    Peter hörte ein schnappendes Geräusch. »Aber Sie haben ja keine Ahnung, was Sie da tun!«, rief er. »Sie haben ja keine Ahnung.«
    » Sie haben keine Ahnung, Mann«, sagte Hatcher. »Ihre verdammten Knochen hätten uns fast alles kaputtgemacht. Tut mir Leid, Professor.«
    Aber Peters Kopf war so voller Rauch, dass er nichts begriff. »Aber das ist meine Frau!« Er zog sein Messer.
    »Der Verrückte hat ein Messer!«
    »Na bestens. Dann müssen wir uns keinen Vorwand mehr ausdenken«, sagte Hatcher. »Schieß ihn nieder!«
    Goringer hob die Pistole, als Peter ihn bedrohte. Ein Knall hallte durch das Rund der Steine. Peter fühlte einen Schlag gegen seinen Arm, aber noch bevor er den Schmerz registrierte, sprang er mit einem gewaltigen Satz hinter den nächsten Koloss. Er fiel in den Dreck, rollte ein paar Mal herum und kauerte sich in die Deckung. Wegen des Dämmerlichts und des starken Regens konnte er kein Blut erkennen, aber er wusste, dass Goringer ihn unterhalb der Schulter erwischt hatte.
    »Wo, zum Teufel, ist der Kerl hin?« Mit erhobener Schaufel kam Flanagan um den ersten Stein herum.
    »Bleiben Sie da, ich habe ihn erwischt«, rief Goringer.
    Peter sah, wie Hatcher von der Klippe nach unten lief. Außerhalb seines Gesichtskreises wurde der Motor des Helikopters gestartet. Offenbar war ein Pilot an Bord geblieben.
    Zu allem entschlossen, schlidderte Peter durch den Matsch bis zum äußersten Stein. Dann hob er das Messer und wartete. Gegen den bleiernen Himmel sah er, wie Goringer ungefähr eineinhalb Meter vor ihm den Stein umrundete. Zuerst erblickte er den Revolver, dann folgte der mächtige Bauch. Als Goringer die Waffe auf ihn richtete, schnellte Peter wie ein Schachtelteufel aus dem Matsch empor, und noch bevor der Schuss fiel, hatte er das Messer mit beiden Fäusten und voller Kraft durch Goringers Schuh tief in den Boden gerammt.
    Goringers Schrei durchschnitt die Luft, die Arme ruderten, und die Waffe flog über die Kante weit ins Meer hinaus. Hilflos sank Goringer zu Boden und schrie aus Leibeskräften. Wie verrückt riss er an dem Griff des Messers, doch es steckte bis zum Heft in seinem Fuß.
    Peter rappelte sich hoch. Flanagan rannte bereits hinter Hatcher her den Hügel hinunter. Peter sah sich um. Goringer hockte auf der Erde und wedelte schreiend mit den Armen wie ein Vogel mit gebrochenen Flügeln. Doch er kam nicht von der Stelle, da sein Fuß inmitten des Portals am Boden festgenagelt war. Dieser Mann ging nirgendwohin.
    Der Propeller des Helikopters arbeitete auf Hochtouren. Im dichten Regen konnte Peter die Scheinwerfer ausmachen. Sobald Flanagan an Bord war, würde

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