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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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vorhanden.
    Die Luft war stickig und feucht. Eine schwarze, glitschige Schimmelschicht überzog alle Wandflächen, und an der Decke wuchsen kleine weiße Stalaktiten. Frische Reifenspuren hatten sich im Staub abgedrückt.
    »Es riecht nach Benzin«, sagte Connie.
    »Vermutlich bewahren sie hier unten ihren Sprit auf.«
    Im Inneren war es um einiges kühler als draußen.
    Vorsichtig tasteten sie sich voran und versuchten, Andys Stimme zu folgen. Nach ungefähr zehn Metern teilte sich die Höhlung in zwei schwarze Äste. Andys Stimme kam eindeutig aus dem rechten.
    Peter nahm Connie an der Hand und ertastete vorsichtig mit dem Fuß den Weg. Hinter ihnen wurde das Licht rasch schwächer, und nach einer Biegung verschwand es ganz.
    Während Peter Andy ständig zum Sprechen animierte, tasteten sie sich in absoluter Finsternis an der Wand entlang weiter. »So geht es nicht«, sagte Peter nach einigen Minuten. Sie brauchten unbedingt Licht. Andys Stimme klang immer noch weit entfernt. Wenn der Gang noch öfter die Richtung änderte, waren sie in der Dunkelheit verloren.
    Peter hielt inne, weil er absolut nichts mehr erkennen konnte. Undurchdringliche Dunkelheit hüllte sie ein. Er schloss und öffnete seine Lider, aber ohne Effekt. Als ob sein Gehirn nicht mehr arbeitete.
    »Warte einen Moment«, sagte Connie und kramte in ihrer Tasche herum. Dann flammte plötzlich das warme Licht eines Gasfeuerzeugs auf. Sie hatte die Enden des Plastikkabels damit verschmort, mit dem sie die Quadrate markiert hatten. »Ich hatte es ganz vergessen.«
    »Bei den Benzindämpfen ist das aber nicht gerade klug.«
    Doch Connie hörte nicht auf ihn und ging zur gegenüberliegenden Wand. Einen Augenblick später erlosch die Gasflamme, und stattdessen flammte der Lichtkreis einer Taschenlampe auf. Andys Laz-R-Lite. »Bitte schön!«
    »Andy, wir haben deine Taschenlampe gefunden.« Ein schwacher gelblicher Schein durchdrang das Dunkel.
    »Ich bin hier! Beeilt euch!«
    Sie folgten dem Lichtstrahl durch ein Gewirr sich in alle Himmelsrichtungen verzweigender Gänge und Räume. Einer endete an einer Treppe, die unendlich lang nach unten zu führen schien. Der Berg war ein einziges Labyrinth.
    Je weiter sie vordrangen, desto stärker wurde der Benzingeruch. Auf der linken Seite bemerkten sie kurz darauf zwei Höhlen mit Hunderten von Öl- und Benzinfässern. Ein sicherer Aufbewahrungsort, dachte Peter und malte sich lieber nicht aus, welch gigantische Explosion Connie hätte auslösen können.
    Tiefer und tiefer folgten sie der kleinen Stimme in den Berg hinein. Plötzlich erstarrte Peter, weil sein Instinkt etwas wahrgenommen hatte. Ein kaum hörbares Geräusch.
    Connie packte seinen Arm. »Was ist das?«
    Ein leises, pfeifendes Zwitschern über ihren Köpfen. Peter richtete den Lichtstrahl zur Decke. Im ersten Moment sah es aus wie welke schwarze Blätter, die dicht an dicht an der Decke flatterten. Dazwischen glühten rote Pünktchen. Fledermäuse. Eine riesige Versammlung flatteriger Flügel. Spitze Gesichter starrten auf sie herunter, und winzige rosafarbene Mäulchen stießen hohe Piepstöne aus.
    »Mein Gott!«, flüsterte Connie und drängte sich näher an Peter. »Das sind ja Tausende.«
    Peter richtete die Lampe wieder auf den Boden, um die Tiere nicht noch unruhiger zu machen. Er fürchtete sich vor dem Flügelschlagen der aufbrechenden Tiere.
    »Daddy, mach schnell!«
    Sie folgten der Stimme in einen weiteren Gang bis zu einer Mauer. Andy hockte wie ein verängstigtes Tier in der Ecke. Vom vielen Weinen war sein Gesicht ganz verquollen. »Warum hat es so lange gedauert?«
    »Wir wussten doch nicht, wohin du gegangen bist«, sagte Peter und streckte die Hand aus.
    Aber Andy schlug sie weg. Seine Angst hatte sich in Wut verwandelt. »Du wolltest mich gar nicht finden!«
    »Was redest du da? Aber natürlich wollten wir dich finden!!«
    »Das stimmt nicht! Du hast sogar erlaubt, dass ich fast umgebracht worden wäre«, schrie der Kleine. »Das hast du mit Absicht gemacht. Du wolltest, dass ich umgebracht werde. Das weiß ich genau.«
    Peter wusste nicht, was ihn packte – jedenfalls war sein Kopf plötzlich voller Rauch. Wütend zerrte er Andy vom Boden hoch. »Dich umbringen lassen?«, schimpfte er. »Ich wollte dich umbringen lassen?«
    »Peter!«, schrie Connie.
    Er schüttelte den Kleinen heftig. »Warum, zum Teufel, bist du weggelaufen?«
    »Aber Daddy …«
    »Kein ›aber, Daddy‹, verdammt!« Weder spürte er, dass Connie ihn am

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