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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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Arm zurückhielt, noch registrierte er Andys verschlossene Miene. »Du gehorchst niemals! Nie! Ich habe jetzt endgültig genug, verstanden? Ich habe genug davon, dass du immer genau dorthin gehst, wohin du nicht gehen sollst! Ich habe genug davon, dass du mich ständig in Schwierigkeiten bringst!«
    »Peter, du tust ihm weh!«
    »Das ist mir im Moment völlig egal!«, schrie er.
    »Daddiiiii!«
    »Du hältst das wohl noch für lustig? Ein toller Spaß, was? Wie damals mit Mommy, nicht wahr?«
    »Peter, lass ihn in Ruhe.«
    »Antworte mir! Ich will eine Antwort hören!«
    »Peter!« Connie entriss ihm den Kleinen.
    Connies Reaktion, das laute Schluchzen und der Widerhall des Geschreis brachten Peter unvermittelt wieder in die Wirklichkeit zurück. Sein Körper sank gegen die Wand. »Oh, Gott, Andy«, stöhnte er. Tränen brannten in seinen Augen. »Was mache ich nur? Es tut mir Leid, es tut mir so Leid! Ich – ich hatte solche Angst um dich! Solche Angst …«
    Er streckte die Arme nach Andy aus, doch Connie gab ihm nur ihren Rucksack und ging dann mit Andy auf dem Arm Richtung Ausgang.
    »Es ist vorbei«, stammelte Peter mit ausgestreckten Armen. »Ich habe mich vergessen. Es tut mir Leid. Es ist wirklich wieder alles in Ordnung.«
    Connie drehte sich um.
    »Wirklich«, bekräftigte er.
    Sie stellte Andy auf den Boden, aber er wollte nicht zu seinem Vater. »Ich dachte, dass es eine Piratenhöhle wäre«, sagte der Junge unter Schluchzen zu Connie.
    Sie nickte und ergriff seine Hand. Verwirrt ging Peter hinter ihnen dem Tageslicht entgegen. Andy schluchzte die meiste Zeit. Wenige Meter vor dem Ausgang wurde die Luft plötzlich wieder ganz warm.
    »Wir gehen nach Hause«, sagte Connie.
    »Nein«, widersprach der kleine Mann. »Ich muss euch noch etwas sagen. Es war jemand in der Höhle.«
    »Ehrlich?«, fragte Connie überrascht.
    »Ja.«
    »Vielleicht die Bauarbeiter.«
    »Die haben schon Feierabend«, sagte Peter.
    »Dann vielleicht ein Fischer.«
    »Nein! Es war der Mann aus dem Wald.«
    »Welcher Mann?«
    »Der Mann aus dem Wald! Der Geist!«, rief Andy. »Er hat mir die Taschenlampe aus der Hand geschlagen und mich gejagt …«
    Connie sah Peter an.
    »… und er sagte, dass er mir die Kehle durchschneiden würde, wenn er mich noch einmal erwischen würde.«
    Irgendwo im Inneren des Labyrinths ertönte ein Laut, als ob Metall auf Stein prallte.
    »Das ist er«, rief Andy und fing wieder an zu wimmern.
    Peter stand auf. »Wer ist da?«, schrie er.
    Dann hörten sie Schritte, die sich hastig entfernten.
    »Wartet hier«, sagte Peter.
    »Peter, nein! Geh nicht!«
    Aber da rannte er bereits mit der Taschenlampe den Gang entlang. Nach wenigen Schritten kühlte die Luft wieder ab und wurde stickig. Er lief den Hauptgang entlang – immer dem Geräusch hinterher. Jemand rannte vor ihm davon. Jemand, der seinem sechsjährigen Sohn gedroht hatte, ihm die Kehle durchzuschneiden. Wer sagte so etwas zu einem Kind?
    Wieder dieses hallende Geräusch, doch in dem verwirrenden Labyrinth war die Richtung nicht deutlich auszumachen. Peter lief an der Gabelung nach links und hielt den Strahl der Lampe auf den Boden unmittelbar vor seinen Füßen gerichtet, damit er nicht stolperte oder in ein Loch fiel. Außerdem wollte er die Fledermäuse nicht aufscheuchen.
    Das Echo ging ihm auf die Nerven. Ständig musste er stehen bleiben, weil er nicht mehr sicher war, dass er nicht nur dem Widerhall der eigenen Schritte folgte. Noch eine Kehre – dann wurde der Benzin- und Dieselgestank unerträglich.
    Plötzlich ließ ihn ein lautes Geräusch zu seiner Rechten innehalten. Er erspähte einen Seitengang und richtete den Lichtstrahl hinein. Für den Bruchteil einer Sekunde registrierte er eine Bewegung, dann fiel die Tür lärmend zu.
    Er wusste nicht genau, ob er fantasierte. Doch sein Verstand war überzeugt, den blassen Mann aus dem Wald erkannt zu haben.
    Peter rannte bis zum Ende des Gangs – bis zu einer schmalen Eisentür mit Riegel und Luke. Eine Gefängnistür. Er hielt den Atem an. Die Stille war so absolut, dass er seinen eigenen Herzschlag hörte. Er packte die Taschenlampe wie einen Schlagstock und fasste den schweren Griff.
    Mach dich lieber darauf gefasst, dass dich beim Öffnen das behaarte Ungeheuer aus T ALES OF THE C RYPT anspringt.
    Er spannte alle Muskeln und stieß die Tür auf.
    »Jesus!« Im Licht der Taschenlampe erblickte er eine kahle Zelle. Keine Tür, kein Fenster, keine Fallgrube und auch keine Klappe in

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