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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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erstanden.«
    »Und um diese Dinge zu klären, brauche ich Zeit.«
    Merritt schüttelte den Kopf. »Zum Glück hat die Alte keine goldene Totenmaske aufgehabt – ansonsten würden Sie uns die Anlage noch als Grab des Agamemnon verkaufen.«
    Das Boot tutete einige Male.
    »Und was würden Sie sagen, Dan, wenn die Anlage echt wäre?«
    Merritt hielt inne und sah Peter an, sodass dieser für Augenblicke an einen Durchbruch glaubte. »Wissen Sie was, Peter? Allmählich tun Sie mir ehrlich Leid.« Mit diesen Worten machte Merritt kehrt und ging zum Boot zurück.
    »Er will die Tatsachen einfach nicht zur Kenntnis nehmen«, sagte Connie.
    »Was, zum Teufel, sollen wir mit den zwei lächerlichen Tagen nun anfangen?«
    Peter trat ganz nah an den Rand. Ein scharfer Wind blies ihm genau in die Augen, und er fühlte sich verwirrt.
    Er sah, wie Merritt ins Boot stieg.
    Bitte, Linda, lasse sie damit nicht durchkommen. Dann blickte er zu seinem schlafenden Sohn hinüber.

 

    30
    Die Sonne brannte zusehends heißer.
    Peter weckte Andy auf. Zwar befürchtete er keinen Rückfall, aber vorsichtshalber wollte er ihn ins kühle Haus bringen. Er gab den anderen Anweisungen, wie sie um den Kalkstein herum Gräben im restlichen Hügel anlegen sollten. Und er bat Jackie, zu Jimmy P. zu gehen und um einen Kran und einige Männer zu bitten.
    Als er sich mit Andy zum Gehen wandte, kam Connie zu ihnen. »Alles in Ordnung?« Sie wirkte angespannt, als ob sie seine barschen Worte vom Morgen noch nicht verdaut hätte.
    »Aber ja«, antwortete er.
    Andy zerrte ihn an der Hand mit sich fort.
    »Soll ich mitkommen?«, fragte sie.
    Was immer ihn beherrscht hatte, war mit einem Mal verschwunden. Fast hätte er: Ja, komm mit. Ich brauche dich. Wir brauchen dich, gesagt. Doch dann schüttelte er den Kopf. »Vielen Dank, wir kommen schon zurecht.«
    Sie wirkte nicht sehr überzeugt.
    »Ich entschuldige mich für alles«, sagte er.
    Sie nickte abwesend.
    »Wir werden ein wenig ausspannen.« Er zauste Andys Haare. »Und uns ein paar Stunden ganz allein amüsieren.«
    »Soll ich euch wirklich nicht Gesellschaft leisten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber wir bedanken uns für das Angebot«, sagte er und überlegte, ob sie sich wegen seiner Launenhaftigkeit Sorgen machte. »Uns geht es prächtig, aber du bist hier oben unentbehrlich.« Ganz weit hinten in seinem Kopf meldete sich eine Stimme. Gar nicht wahr.
    »Ich freue mich auf den Tag, wenn alles vorbei ist«, sagte sie.
    Peter nickte und verließ dann Hand in Hand mit seinem Sohn die Klippe.
    Es war ein gutes Gefühl, endlich einmal etwas Abstand zwischen sich und die Steine zu legen. Einerseits bedauerte er, dass Connie nicht mitgekommen war, aber andererseits wollte er die wenigen gemeinsamen Stunden mit Andy nicht verderben. Natürlich würden sie Spaß haben, aber im allerhintersten Winkel seiner Seele fragte Peter sich, was die Nacht wohl bringen würde.
    Zu Hause angekommen, ging Andy auf der Stelle nach oben ins Bett. Peter hatte eigentlich Karten oder Schach mit ihm spielen wollen, aber der kleine Mann wollte lieber schlafen. Also zog Peter die Vorhänge zu und sank ebenfalls auf sein Bett.
    Auf dem Nachttisch neben Andys Malbuch lag eine von Hatchers Glanzbroschüren. Kingdom Head – die Riviera Neuenglands. Das Foto von Pulpit’s Point war vom Wasser aus aufgenommen, als die Klippe die aufgehende Sonne gerade noch verdeckte. Darüber hatte ein Künstler die Zeichnung des Kasinos inmitten einer kleinen Stadt aus der Kolonialzeit montiert. Auf der Innenseite des Prospekts strahlte Hatcher in die Kamera, und hinter ihm erhob sich die Skyline von Boston über dem blauen Wasser der Hafenbucht. E DGAR F ANE H ATCHER  – S EIN P ROJEKT stand in großen weißen Buchstaben darunter.
    Er hatte gewonnen. Sein Projekt. In zwei Tagen war alles vorbei.
    Peter schloss die Augen. Er genoss das kühle Dämmerlicht und dachte einen langen Augenblick an gar nichts. Zum ersten Mal seit langer Zeit schob er den emotionalen Stress weit von sich. Er hatte zwar verloren, aber diese Vorstellung hatte nichts Quälendes – oben auf der Klippe konnte er nicht so denken. Aber hier unten war er weit genug von der vergifteten Atmosphäre entfernt, um psychisch zu gesunden.
    In entspannter Stimmung ließ er sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Ob er sich die Begegnungen mit Linda vielleicht nur eingebildet hatte? Den heißen Fleck oben auf der Klippe, zum Beispiel? Oder ihre Stimme? Und wie stand es mit dem

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