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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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sein.«
    Peter kniete neben der Fundstelle nieder.
    »Ich habe nur oberflächlich etwas Erde entfernt. Genauso vorsichtig, wie du es uns gezeigt hast.« Am Rand lagen Spachtel, Spatel in allen Größen, ein Pinsel und eine Zahnbürste.
    Peter nickte nur, denn Jackie hatte sich genau richtig verhalten. Er hatte einen Graben entlang der Flanke gezogen, so dass die Überreste auf einer leicht erhöhten Plattform lagen – wie Peter es ihnen anhand eines Buchs demonstriert hatte. Der Fund schien unberührt zu sein – in situ.
    Mit der äußersten Spitze eines Spatels entfernte Peter kleinere Muschelfragmente aus der Umgebung des Schädels. Offenbar hatte die Kombination aus Kohle, sauerstoffarmem Sand und dem Säure neutralisierenden Kalk der Muscheln das Knochenmaterial bemerkenswert gut konserviert. Es gab so gut wie keine Verwesungsspuren. Mit größter Sorgfalt reinigte er den Schädel mit einer Bürste und vermied jede Berührung mit der Hand. Als ob es sich um ein Heiligtum handelte.
    »Was hältst du davon?«, fragte Jackie.
    Statt zu antworten, präparierte Peter den Schädel in voller Größe aus dem Untergrund heraus und strich dann andächtig über die glatte Stirn. Sein Herz hämmerte wie wild.
    Der Knochen fühlte sich warm an.
    »Jetzt habe ich dich endlich«, flüsterte er.
    »Wen denn?«, fragte Jackie.
    Grinsend sah Peter zu ihnen empor. »Edgar Fane Hatcher, natürlich.«
    »Hm?«
    Er stand auf und holte tief Luft. »Das allgemeine Recht von Massachusetts, Kapitel 7, Abschnitt 38 A: Alle menschlichen Überreste, die bei einer archäologischen Untersuchung zutage gefördert werden, müssen von den staatlichen Behörden begutachtet werden. Bis zur Klärung des Sachverhalts müssen sämtliche Bauarbeiten eingestellt werden.«
    »Soll das ein Scherz sein?«, fragte Jackie.
    »Nein, ganz im Gegenteil. Diese Knochen haben uns gerettet, denn sie verschaffen uns den nötigen Aufschub.« Ich danke dir, mein Liebes.
    »Ach, herrje«, entfuhr es Jackie.
    Connie strahlte. »Das ist ja wunderbar«, rief sie. »Vielleicht ist sie ja doch nicht umsonst gestorben.«
    Das leise Grummeln in Peters Kopf wurde einen Moment lang lauter. »Wer?«, fragte er etwas verwirrt.
    »Brigid.«
    »Ja, natürlich«, sagte Peter. »Brigid.« Verstohlen küsste er seine Fingerspitzen. Wie hatte er nur jemals an ihr zweifeln können. An seiner Linda.
    »Was werden wir jetzt machen?«, fragte Jackie.
    »So viel wie möglich freilegen. Ich werde Merritt morgen das Ergebnis mitteilen.«
    »Aber morgen ist Nationalfeiertag«, sagte Connie.
    Das hatte er vergessen. Der vierte Juli. Zumindest musste er Merritt eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen. »Haben die Männer den Fund gesehen?«
    »Das war nicht zu umgehen«, sagte Jackie. »Flanagan kam sogar persönlich herauf.«
    Peter nickte. »Und was hat er gesagt?«
    »Nicht allzu viel. Connie hat ihm erklärt, dass sie die großartigste Entdeckung der Neuen Welt zerstören würden. Aber Flanagan wäre es sogar gleichgültig, wenn Christus quer über den Ozean gelaufen käme und die Steine aufstellte.«
    »Wir haben es auch mit der irischen Platte versucht«, sagte Connie, »aber ohne Erfolg. Er hat nur ausgespuckt, Erin go Bragh gemurmelt und ist davonmarschiert. Er hat mit einem Blick erkannt, worum es ging.«
    Peter sah auf die Uhr. »Und Hatcher vermutlich auch.«
    »Was wird nun aus den Steinen?«, wollte Jackie wissen.
    »Wir graben weiter, denn wir brauchen Beweise.«
    »Zumindest haben wir jetzt Zeit gewonnen.«
    Alle Zeit der Welt, dachte Peter und stützte sich gegen den Stein, den er als Ersten aufgerichtet hatte. Im Gegensatz zu den Sci-Fi-Filmen bot sich ihm hier umgekehrt ein mindestens ebenso weiter Blick zurück in eine strahlende Vergangenheit.

 

    31
    Der Himmel hatte sich verdüstert, doch der Sturm würde vermutlich noch bis zum nächsten Tag auf sich warten lassen.
    Im schwindenden Licht konstruierten sie provisorisch ein Zelt über den Skelettfunden. Als sie fertig waren, hatte sich der Lärm in Peters Kopf zu einem gewissen Rhythmus gesteigert, und er roch feuerlosen Rauch. Und leicht erregbar war er auch wieder. Es war einfach unmöglich für ihn, sich davon zu befreien.
    Am liebsten wäre er oben auf der Klippe geblieben und hätte Connie und Jackie allein nach Hause geschickt, aber das schien ihm nicht besonders ratsam. Er konnte nur hoffen, dass Andy nicht durchgedreht war, denn Sparky war seiner Meinung nach nicht geeignet, um damit

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