Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
geschweige denn am Hintern.«
    Mr. Campbell bekam einen Krümel in den falschen Hals und hustete heftig in seine Serviette. Ich lächelte vor mich hin und nahm einen großen Schluck Tee. Es war eine starke, duftende indische Mischung, und ich genoß ihn trotz der drückenden Vormittagshitze. Mir brach der Schweiß aus, als ich trank, doch die Wärme ließ sich beruhigend in meinem aufgewühlten Magen nieder, und der Duft des Tees vertrieb den Gestank von Blut und Exkret aus meiner Nase, wie auch die fröhliche Unterhaltung die morbiden Bilder des Morgens aus meinen Gedanken verbannte.
    Ich warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Teppich vor dem Kamin. Ich fühlte mich, als könnte ich mich friedlich dort hinlegen und eine Woche lang schlafen. Doch es gab keine Rast für die Mühseligen.
    Jamie kam herein, frisch rasiert und gekämmt und mit einem nüchternen Rock und einem sauberen Hemd bekleidet. Er nickte Farquard
ohne erkennbare Überraschung zu; er mußte seine Stimme vom Flur aus gehört haben.
    »Tante Jocasta.« Er bückte sich und küßte Jocasta zum Gruß die Wange, dann lächelte er Myers zu.
    »Wie geht’s Euch denn, a charaid ? Oder soll ich sagen, wie geht’s ihnen?«
    »Alles bestens«, versicherte ihm Myers. Er legte abschätzend eine Hand zwischen seine Beine. »Aber ich warte lieber noch ein oder zwei Tage, bevor ich wieder auf ein Pferd steige.«
    »Das würde ich auch«, versicherte Jamie ihm. Er wandte sich wieder an Jocasta. »Hast du Duncan heute morgen schon gesehen, Tante Jocasta?«
    »Oh, aye. Er macht für mich eine kleine Besorgung, er und der Junge.« Sie lächelte und streckte ihre Hand nach ihm aus; ich sah, wie sie ihre Finger fest um sein Handgelenk legte.
    »So ein wunderbarer Mann, dieser Mr. Innes. So hilfsbereit. Und so verständig und intelligent; wirklich ein Vergnügen, sich mit ihm zu unterhalten. Findest du nicht auch, Neffe?«
    Jamie warf ihr einen seltsamen Blick zu, dann sah er Farquard Campbell an. Der ältere Mann wich seinem Blick aus und schlürfte seinen Tee, während er vorgab, das große Gemälde über dem Kamin zu studieren.
    »In der Tat«, sagte Jamie trocken. »Ein brauchbarer Mann, unser Duncan. Und Ian ist mit ihm gegangen?«
    »Um ein kleines Päckchen für mich zu holen«, sagte seine Tante seelenruhig. »Brauchst du Duncan sofort?«
    »Nein«, sagte Jamie langsam und starrte auf sie herab. »Es kann warten.«
    Ihre Finger ließen seinen Ärmel fahren und sie griff nach ihrer Teetasse. Der zarte Henkel zeigte exakt in ihre Richtung, bereit für ihre Hand.
    »Dann ist es ja gut«, sagte sie. »Willst du vielleicht etwas frühstücken? Und Farquard - noch etwas Gebäck?«
    »Ah, nein, Cha ghabh mi’n còrr, tapa leibh. Ich habe in der Stadt zu tun und sehe besser zu, daß ich aufbreche.« Campbell stellte seine Tasse ab, stand auf und verbeugte sich nacheinander vor mir und Jocasta. »Ergebenster Diener, die Damen. Mr. Fraser«, fügte er mit hochgezogenen Augenbrauen hinzu, verbeugte sich und folgte Ulysses hinaus.
    Jamie setzte sich hin, die Augenbrauen seinerseits hochgezogen, und nahm sich eine Scheibe Toast.

    »Diese Besorgung, Tante Jocasta - Duncan ist auf der Suche nach der Sklavin?«
    »Ja.« Jocasta richtete stirnrunzelnd ihren blinden Blick auf ihn. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, Jamie? Ich weiß, daß Duncan zu dir gehört, aber die Sache kam mir dringend vor, und ich konnte nicht wissen, wann du kommen würdest.«
    »Was hat Campbell dir gesagt?« Ich konnte mir denken, was Jamie meinte; es erschien mir nicht wahrscheinlich, daß der aufrechte und gestrenge Mr. Campbell, Richter des Distriktes, der keinen Finger gerührt hatte, um einen grausamen Lynchmord zu verhindern, sich an einer Verschwörung zum Schutz einer Sklavin - noch dazu einer Engelmacherin - beteiligen würde. Und dennoch - vielleicht betrachtete er es als Ausgleich für das, was er nicht hatte verhindern können.
    Ihre wohlgeformten Schultern hoben sich in einem angedeuteten Achselzucken, und neben ihrem Mund regte sich ein Muskel.
    »Ich kenne Farquard Campbell schon zwanzig Jahre. Ich höre das, was er nicht sagt, besser als das, was er sagt.«
    Myers hatte diesen Wortwechsel mit Interesse verfolgt.
    »Könnte nicht sagen, daß meine Ohren auch so gut sind«, beobachtete er nachsichtig. »Ich habe ihn nur sagen hören, daß irgendeine arme Frau sich durch einen Unfall ums Leben gebracht hat, oben bei der Sägemühle, als sie versuchte, was Kleines loszuwerden. Er sagt,

Weitere Kostenlose Bücher