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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hatte, ohne ihn zu verstehen, ergriff die Gelegenheit zu einer kurzen Pause. Er wischte sich über die Stirn und stützte sich auf die Schaufel.

    »Papa hat mir erzählt, wie er einmal festgenommen und nach Edinburgh gebracht wurde. Er wurde im Tolbooth festgehalten. Er war mit drei anderen Männern in einer Zelle, und einer davon war ein Kerl mit Schwindsucht, der furchtbar hustete, und die anderen Tag und Nacht wachhielt. Eines Nachts hörte der Husten auf, und da wußten sie, daß er tot war. Aber Papa sagte, sie waren so müde, daß sie nur noch ein Vaterunser für seine Seele beten und einschlafen konnten.«
    Der Junge hielt inne und rieb sich die juckende Nase.
    »Papa hat gesagt, er wurde ganz plötzlich wach, weil jemand seine Beine umklammerte und jemand anders ihn bei den Armen nahm und hochhob. Er trat um sich und schrie, und der, der seine Arme festhielt, kreischte und ließ ihn fallen, so daß er sich den Kopf auf den Steinen stieß. Er setzte sich hin, rieb sich den Schädel und stellte fest, daß er sich einem Arzt aus dem Hospital und zwei Helfern gegenübersah, die die Leiche zum Sezierraum tragen wollten.«
    Ian grinste breit bei dem Gedanken und wischte sich das schweißnasse Haar aus dem Gesicht.
    »Papa hat gesagt, er war sich nicht sicher, wer mehr erschrocken war, er oder die Kerle, die sich den Falschen geschnappt hatten. Er hat aber gesagt, daß der Arzt es zu bedauern schien - er meinte, mit seinem Beinstumpf hätte Papa ein interessanteres Objekt abgegeben.«
    Jamie lachte und reckte die Arme, um seine Schultern zu entspannen. Seine Aufmachung, Gesicht und Oberkörper waren mit roter Erde verschmiert, sein Haar hatte er mit einem um die Stirn gebundenen Halstuch gebändigt - ließ ihn so verwegen wie den schlimmsten Grabräuber aussehen.
    »Aye, ich erinnere mich an die Geschichte«, sagte er. »Ian meinte danach, alle Ärzte wären Unholde, und wollte nichts mehr mit ihrer Zunft zu tun haben.« Er grinste mich an; ich war in meiner eigenen Zeit Ärztin - Chirurgin - gewesen, doch hier hielt man mich nur für eine weise Frau, die sich mit Kräutern auskannte.
    »Glücklicherweise hab’ ich ja keine Angst vor dem einen oder anderen Unhold«, sagte er und beugte sich zu mir herab, um mich schnell zu küssen. Seine Lippen waren warm und schmeckten nach Ale. Ich sah die Schweißtropfen, die sich in seinen lockigen Brusthaaren verfangen hatten, und seine Brustwarzen, dunkle Knospen im schwachen Licht. Mich überlief ein Zittern, das weder von der Kälte noch von unserer unheimlichen Umgebung herrührte. Er sah es, und sein Blick traf den meinen. Er holte tief Luft, und plötzlich wurde mir bewußt, wie eng mein Mieder saß und schwer meine Brüste in dem schweißdurchtränkten Stoff lagen.

    Jamie verlagerte leicht sein Gewicht und zupfte an seiner engsitzenden Hose herum.
    »Verdammt«, sagte er leise. Er senkte den Blick und wandte sich ab, die Spur eines reumütigen Lächelns auf den Lippen.
    Ich hatte nicht damit gerechnet, erkannte es aber nur zu gut. Ein plötzlicher Anflug von Lust war eine häufige, wenn auch absonderliche Reaktion auf die Gegenwart des Todes. Ein Soldat spürt ihn im Dämmerzustand nach der Schlacht, auch dem Heiler, dessen Geschäft Blut und Überlebenskampf sind, ist er vertraut. Vielleicht war Ian der Wahrheit ja näher, als ich dachte, wenn er Ärzte für Unholde hielt.
    Jamies Hand berührte meinen Rücken, und ich fuhr auf. Meine flammende Fackel versprühte einen Funkenschauer. Er nahm sie mir ab und deutete auf einen Grabstein neben uns.
    »Setz dich, Sassenach«, sagt er. »Du solltest nicht so lange stehen.« Ich hatte mir bei unserem Schiffbruch das linke Schienbein gebrochen, und obwohl es gut verheilt war, schmerzte das Bein manchmal noch.
    »Mir geht’s gut.« Dennoch ging ich zu dem Stein hinüber und streifte Jamie im Vorbeigehen. Er strahlte Hitze aus, doch seine nackte Haut fühlte sich durch den verdunstenden Schweiß kühl an. Ich konnte ihn riechen.
    Ich blickte ihn an und sah, daß er dort, wo ich seine helle Haut berührt hatte, eine Gänsehaut bekam. Ich schluckte und verdrängte das plötzliche Verlangen, mich mit ihm zu einer heftigen Paarung auf zerdrücktem Gras und nackter Erde ins Dunkel zu stürzen.
    Seine Hand verweilte auf meinem Ellbogen, als er mir half, mich auf den Stein zu setzen. Rollo lag hechelnd daneben, und seine Speicheltropfen glitzerten im Fackelschein. Seine gelben Augen blickten mich an und verengten sich.
    »Vergiß

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