Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
mitgenommen.«
    »Ja, ich hatte einen Unfall«, sagte ich, während ich versuchte, allein zu stehen, womit ich keinen großen Erfolg hatte. »Es ist aber nichts passiert.« Ich war mir dessen nicht ganz sicher. Mein Kopf fühlte sich dreimal so groß an wie sonst.
    »Sofort ins Bett«, sagte Jamie bestimmt und faßte mich an den Armen, bevor ich umfallen konnte.
    »Erst ein Bad«, sagte ich.
    Er blickte zum Bach.
    »Da erfrierst du, oder du ertrinkst. Oder beides. Um Himmels willen, Sassenach, iß etwas und geh ins Bett; du kannst dich morgen waschen.«
    »Jetzt. Heißes Wasser. Kessel.« Ich hatte nicht die Kraft zu einer längeren Diskussion, doch ich war fest entschlossen. Ich würde nicht schmutzig ins Bett gehen, und ich würde auch nicht hinterher verdreckte Laken waschen.

    Jamie sah mich verzweifelt an, dann verdrehte er die Augen und gab auf.
    »Dann also den Kessel mit heißem Wasser«, sagte er. »Ian, hol Holz und sieh dann mit Duncan nach den Schweinen. Ich schrubbe deine Tante ab.«
    »Ich kann mich selber abschrubben!«
    »Den Teufel kannst du.«
    Er hatte recht; meine Finger waren so steif, daß sie die Haken meines Oberteils nicht aufbekamen. Er zog mich aus, als wäre ich ein kleines Kind, warf den zerrissenen Rock und die verdreckten Unterröcke einfach in die Ecke und zog mir das Hemd und das Mieder aus, das ich so lange getragen hatte, daß die Stoffalten tiefe rote Rillen in meiner Haut hinterlassen hatten. Ich stöhnte in einer wollüstigen Mischung aus Schmerz und Wohlergehen und massierte die roten Stellen, während das Blut in meinen eingeengten Oberkörper zurückströmte.
    »Hinsetzen«, sagte er und schob einen Hocker unter mich, als ich mich fallen ließ. Er wickelte mir eine Bettdecke um die Schultern, stellte einen Teller mit anderthalb vertrockneten Haferkeksen vor mich hin und ging dann zum Schrank, um ihn nach Seife, Waschlappen und Leinenhandtüchern zu durchwühlen.
    »Bitte such die grüne Flasche«, sagte ich, während ich an dem trockenen Keks knabberte. »Ich muß mir die Haare waschen.«
    »Mmpf.« Es klapperte noch mehr, und schließlich tauchte er mit vollen Händen wieder auf. Er brachte mir unter anderem ein Handtuch und die Flasche mit dem Shampoo, das ich - da ich mir die Haare nicht mit Seife waschen wollte - aus Seifenkraut, Lupinenöl, Walnußblättern und Calendulablüten hergestellt hatte. Er stellte es zusammen mit meiner größten Rührschüssel auf den Tisch und füllte sie vorsichtig mit heißem Wasser aus dem Kessel.
    Nachdem Jamie es ein wenig hatte abkühlen lassen, tauchte er ein Tuch ins Wasser und kniete sich hin, um mir die Füße zu waschen.
    Das warme Tuch an meinen wunden, halberfrorenen Füßen zu spüren, kam der Ekstase so nah, wie ich es mir diesseits des Himmels nur erhoffen konnte. Müde und halb betrunken, wie ich war, fühlte ich mich, als löste ich mich von den Füßen aufwärts auf, während er mich sanft, aber gründlich abwusch.
    »Wie ist das denn passiert, Sassenach?« Aus einem Zustand zurückgeholt, der dem Schlaf so nah war wie dem Wachen, blickte ich benommen auf mein linkes Knie herunter. Es war geschwollen, und die Innenseite hatte die tiefe blaulila Farbe von Enzianblüten angenommen.

    »Oh… als ich vom Pferd gefallen bin.«
    »Das war sehr unvorsichtig«, sagte er scharf. »Habe ich dir nicht wieder und wieder gesagt, du sollst vorsichtig sein, besonders mit einem neuen Pferd? Man kann ihnen nicht trauen, bis man eine Zeitlang mit ihnen zu tun gehabt hat. Und du bist nicht stark genug, um mit einem Pferd zurechtzukommen, das stur oder ängstlich ist.«
    »Es hatte nichts mit Vertrauen zu tun«, sagte ich. Ich bewunderte verschwommen seine breiten Schultern, die sich fließend unter dem Leinenhemd anspannten, als er mir das verletzte Knie mit dem Schwamm abtupfte. »Ein Blitz hat es erschreckt, und ich bin von einem zehn Meter hohen Felsvorsprung gefallen.«
    »Du hättest dir den Hals brechen können!«
    »Einen Moment lang dachte ich, das hätte ich.« Ich schloß die Augen und schwankte leicht.
    »Du hättest besser aufpassen sollen, Sassenach, du hättest überhaupt nicht auf diese Seite des Bergkammes gehen sollen, ganz zu schweigen von -«
    »Ich konnte nichts dafür«, sagte ich und öffnete die Augen. »Der Pfad war fortgespült; ich mußte ihn umgehen.«
    Er sah mich aufgebracht an, die schrägstehenden Augen zu blauen Schlitzen zusammengekniffen.
    »Du hättest bei diesem Wolkenbruch gar nicht erst von den Muellers

Weitere Kostenlose Bücher