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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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erlauben.« Er griff in seinen Rock und zog einen zusammengefalteten Pergamentbogen hervor, auf dem ein Klecks aus rotem Siegelwachs haftete.
    »Eure Lordschaft wird mit dem Siegel des Gouverneurs vertraut sein, denke ich«, sagte er und legte es vor Mr. Conant auf den Tisch. Der Richter zog eine Augenbraue hoch, betrachtete aber sorgfältig das Siegel, dann brach er es auf, untersuchte das innenliegende Dokument und legte es nieder.
    »Dies ist eine ordentlich bezeugte Kopie der ursprünglichen Landanleihe«, verkündete er, »gezeichnet von Seiner Exzellenz, William Tryon.«
    »Woher habt Ihr das?« entfuhr es Berowne. »Es war nicht genug Zeit, um nach New Bern hin- und zurückzureiten!« Dann wich ihm alles Blut aus dem Gesicht. Brianna sah den Offizier an; in seinem aufgeschwemmten Gesicht schien sich das Blut gesammelt zu haben, das Berowne verloren hatte.
    Der Richter warf ihm einen scharfen Blick zu, sagte aber nur: »Da jetzt der schriftliche Beweis erbracht wurde, befinden wir den Angeklagten eindeutig des Diebstahls für unschuldig, da die fraglichen Güter sein Eigentum waren. Was allerdings den tätlichen Angriff angeht…« An diesem Punkt bemerkte er, daß Jamie sich nicht hingesetzt hatte, sondern immer noch vor dem Richtertisch stand.
    »Ja, Mr. Fraser? Wolltet Ihr dem Gericht noch etwas mitteilen?« Richter Conant betupfte ein Schweißrinnsal, das ihm unter der Perücke hervorlief; mit so vielen Menschen vollgestopft, ähnelte der kleine Raum einem Schwitzbad.
    »Ich bitte das Gericht, meine Neugier zu verzeihen, Eure Lordschaft. Beschreibt Mr. Berownes ursprüngliche Anklage die Tätlichkeiten gegen ihn auch genauer?«
    Der Richter zog beide Augenbrauen hoch, blätterte aber schnell die vor ihm auf dem Tisch liegenden Papiere durch und reichte dann eines davon dem Gerichtsdiener, wobei er auf eine Stelle auf der Seite wies.
    »Der Kläger behauptet, daß ein gewisser Fergus Fraser ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat, worauf der Kläger betäubt zu Boden
fiel, wohingegen der Angeklagte das Zaumzeug des Pferdes ergriff, hinaufsprang und fortritt, wobei er Bemerkungen beleidigender Natur in französischer Sprache ausrief…«
    Ein lautes Husten von der Anklagebank zog alle Augen auf den Angeklagten, der Richter Conant freundlich anlächelte, ein Taschentuch aus seiner Tasche zog und sich damit ausgiebig das Gesicht abwischte - wozu er den Haken am Ende seines linken Arms benutzte.
    »Oh!« sagte der Richter und ließ seinen kalten Blick zum Zeugenstand schweifen, wo Berowne sich in puterroter Agonie wand.
    »Und würdet Ihr mir bitte erklären, Sir, wie Ihr an Eurer rechten Gesichtshälfte durch einen Schlag der linken Faust eines Mannes verletzt wurde, der keine hat?«
    »Ja, Crottin «, sagte Fergus fröhlich. »Erklärt das mal.«
    Vielleicht hielt Richter Conant es für besser, sich Berownes Erklärungsversuche unter Ausschluß der Öffentlichkeit anzuhören - jedenfalls wischte er sich den Hals ab und zog einen Schlußstrich unter das Verfahren, indem er Fergus Fraser unbefleckten Charakters entließ.
     
    »Ich war es«, sagte Marsali stolz und klammerte sich bei der Siegesfeier, die dem Prozeß folgte, an den Arm ihres Mannes.
    »Du?« Jamie warf ihr einen belustigten Blick zu. »Die unseren guten Hilfssheriff ins Gesicht geboxt hat, meinst du?«
    »Nicht geboxt, getreten«, verbesserte sie. »Als der hinterlistige salaud versucht hat, mich vom Pferd zu ziehen, habe ich ihn vors Kinn getreten. Er hätte mich niemals herunterbekommen«, fügte sie hinzu und machte bei dem Gedanken ein wütendes Gesicht, »aber er hat mir Germain weggerissen, also mußte ich ihn natürlich holen.«
    Sie streichelte den glatten, blonden Kopf des Kleinkindes, das sich an ihre Röcke klammerte und ein Keksstück in der schmutzigen Hand hielt.
    »Das verstehe ich nicht ganz«, sagte Brianna. »Wollte Mr. Berowne nicht zugeben, daß ihn eine Frau verletzt hat?«
    »Ah, nein«, sagte Jamie, goß noch einen Becher Ale ein und reichte ihn ihr. »Es war nur Sergeant Murchison, der versucht hat, mir lästig zu werden.«
    »Sergeant Murchison. Ist das der Armeeoffizier, der beim Prozeß dabei war?« fragte sie. Der Höflichkeit halber trank sie einen kleinen Schluck von dem Ale. »Der aussieht wie ein halb durchgebratenes Schwein?«
    Ihr Vater grinste bei dieser Charakterisierung.

    »Aye, das ist der Mann. Er kann mich nicht leiden«, erklärte er. »Das ist nicht das erste Mal - und auch nicht das letzte -, daß

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