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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gesagt, daß er dich entjungfert hat.«
    »Er hat WAS?« Briannas Augen flogen so weit auf, daß um die ganze Iris herum ein weißer Rand zu sehen war.
    »Na ja, dein Pa hat ihn gefragt, nur um ganz sicher zu sein, und er hat zugegeben, daß er -«
    »Du hast was ?« Brianna baute sich vor Jamie auf und legte ihre geballten Fäuste auf den Tisch.
    »Aye, schön. Es - es war ein Fehler«, sagte Jamie. Er sah völlig am Boden zerstört aus.
    »Darauf kannst du Gift nehmen! Was im Namen des - was hast du getan?« Ihre Wangen waren ebenfalls bleich geworden, und blaue Funken glitzerten in ihren Augen auf, so heiß wie das Herz einer Flamme.
    Jamie holte tief Luft. Er blickte auf, sah ihr direkt ins Gesicht, und biß die Zähne zusammen.
    »Die Kleine«, sagte er. »Lizzie. Sie hat mir gesagt, daß du ein Kind bekommst und daß der Mann, der daran schuld ist, ein gemeiner Kerl namens MacKenzie ist.«
    Briannas Mund öffnete und schloß sich, doch es kam kein Wort heraus. Jamie sah sie gerade an.
    »Du hast doch gesagt, daß du vergewaltigt worden bist, nicht wahr?«
    Sie nickte ruckartig wie eine schlecht geführte Marionette.

    »Also. Ian und das Mädchen waren bei der Mühle, als MacKenzie dort ankam und nach dir gefragt hat. Sie sind hierhergeritten, um mich zu holen, und Ian und ich haben MacKenzie auf der Lichtung oberhalb der grünen Quelle abgefangen.«
    Brianna hatte ihre Stimme wieder in Gang bekommen, wenn auch nur mit knapper Not.
    »Was habt ihr mit ihm gemacht?« fragte sie heiser. »Was?«
    »Es ist ein fairer Kampf gewesen«, sagte Ian immer noch defensiv. »Ich wollte ihn sofort erschießen, aber Onkel Jamie hat gesagt, nein, er wollte den - den Mann erst in die Finger kriegen.«
    »Du hast dich mit ihm geschlagen ?«
    »Aye, das habe ich!« sagte Jamie, der jetzt doch getroffen war. »Um Himmels willen, Mädchen, was erwartest du denn, was ich mit dem Mann tun soll, der dich so mißbraucht hat? Du bist diejenige, die einen Mord begehen wollte, aye?«
    »Außerdem hat er Onkel Jamie auch geschlagen«, meldete sich Ian hilfreich zu Wort. »Es war ein fairer Kampf. Habe ich doch gesagt.«
    »Sei still Ian, sei so gut«, sagte ich. Ich goß genau zwei Finger breit ein und schob Jamie den Becher hin.
    »Aber es war - er hat gar nicht -« Brianna zischte wie ein Chinakracher, dessen kurze Zündschnur schon brannte. Dann fing sie Feuer und knallte die Faust auf den Tisch. Sie ging ab wie eine Rakete.
    »WAS HABT IHR MIT IHM GEMACHT?« schrie sie.
    Jamie blinzelte mit den Augen, und Ian zuckte zusammen. Sie wechselten gehetzte Blicke.
    Ich legte eine Hand auf Jamies Arm und drückte fest zu. Auch ich konnte nicht verhindern, daß meine Stimme zitterte, als ich die unvermeidliche Frage stellte.
    »Jamie - hast du ihn umgebracht?«
    Er sah mich an, und die Spannung in seinem Gesicht ließ nach, wenn auch nur minimal.
    »Äh… nein«, sagte er. »Ich habe ihn den Irokesen überlassen.«
     
    »Aber, aber, Kusinchen, es hätte schlimmer sein können.« Ian tätschelte Brianna zögernd den Rücken. »Schließlich haben wir ihn nicht umgebracht.«
    Brianna gab ein leises Würgegeräusch von sich und zog ihren Kopf von den Knien hoch. Ihr Gesicht war so weiß und feucht wie eine Austernschale, und ihr Haar umringte es wirr. Sie hatte sich nicht übergeben und war nicht in Ohnmacht gefallen, sah aber so aus, als könnte sie beides immer noch tun.

    »Wir hatten es vor«, fuhr Ian fort und sah sie leicht nervös an. »Ich hatte ihm schon meine Pistole hinter das Ohr gedrückt, aber dann habe ich mir gedacht, daß eigentlich Onkel Jamie das Recht hätte, ihm das Hirn wegzupusten, aber dann hat er -«
    Brianna würgte erneut, und ich stellte vorsichtshalber rasch einen Servierteller vor ihr auf den Tisch.
    »Ian, ich glaube nicht, daß sie das jetzt wirklich hören muß«, sagte ich und warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Oh, doch, das muß ich.« Brianna schob sich hoch, und ihre Hände klammerten sich an die Tischkante. »Ich muß alles hören, ich muß.« Langsam, als hätte sie einen steifen Hals, wandte sie Jamie den Kopf zu.
    »Warum«, sagte sie. »WARUM?«
    Er sah genauso bleich und krank aus wie sie. Er hatte sich vom Tisch zurückgezogen und war in die Kaminecke gegangen, als versuchte er, so weit wie möglich vor der Zeichnung mit dem Porträt Roger MacKenzies und seiner Beweislast zu entfliehen.
    Er sah aus, als hätte er alles mögliche lieber getan als zu antworten, aber er antwortete dennoch, seine Augen

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