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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Nähe, und seine formlose Panik nahm inmitten der Farben plötzlich und stückweise Gestalt an.
    Gloriana! Sie hatten ihn! Er fuhr automatisch auf, wurde aber von einem krachenden Stoß in seinen Schläfen gebremst - der dem Ruck an seinen Handgelenken nur um den Bruchteil einer Sekunde folgte. Gefesselt, er war im Zwischendeck gefesselt.
    Die Panik blies sich in seinen Gedanken weiter zu einer kantigen, schwarzen Gestalt auf. Bonnet. Sie hatten ihn gefangen, sich die Steine zurückgeholt. Und jetzt würden sie ihn umbringen.
    Er wand sich krampfhaft, riß an seinen Handgelenken, die Zähne vor Schmerz zusammengebissen. Das Deck kam schnaubend unter ihm zum Halten, und er wurde fest zu Boden gedrückt.
    Er übergab sich erneut, doch sein Magen war leer. Er würgte, und mit jedem Krampf scheuerten sich seine Rippen an den in Segeltuch gehüllten Bündeln, auf denen er lag. Keine Segel; kein Zwischendeck. Nicht die Gloriana , überhaupt kein Schiff. Ein Pferd. Er war an Händen und Füßen gefesselt und lag auf dem Bauch quer über einem verdammten Pferd!
    Das Pferd ging noch ein paar stoßende Schritte weiter und kam dann zum Halten. Es erklang Stimmengemurmel, Hände fummelten an ihm herum, dann wurde er unsanft heruntergezogen und auf seine Füße geworfen. Er fiel sofort zu Boden, denn er konnte weder stehen, noch seinen Fall bremsen.

    Er lag halb zusammengekauert auf dem Boden und konzentrierte sich auf seine Atmung. Ohne das Geschüttel war es einfacher. Niemand störte sich an ihm, und nach und nach wurde er sich seiner Umgebung bewußt.
    Dieses Bewußtsein war nicht besonders hilfreich. Unter seiner Wange waren feuchte Blätter, kühl und nach süßlicher Fäule duftend. Vorsichtig öffnete er das Auge einen Spaltbreit. Himmel über ihm, eine unmögliche, tiefe Farbe irgendwo zwischen blau und lila. Das Geräusch von Bäumen, Wasserrauschen in der Nähe.
    Alles schien sich langsam, mit schmerzender Intensität um ihn zu drehen. Er schloß die Augen und preßte seine Hände flach auf den Boden.
    Himmel, wo bin ich? Die Stimmen unterhielten sich in aller Ruhe, die Worte halb verschluckt vom Stampfen und Wiehern der Pferde. Er verspürte einen Augenblick der Panik über sein Unvermögen; er konnte der Sprache noch nicht einmal einen Namen zuordnen.
    Er hatte eine große, empfindliche Beule hinter dem einen Ohr, eine weitere am Hinterkopf, und er verspürte einen Schmerz, der seine Schläfen pochen ließ; ein harter Schlag hatte ihn getroffen - doch wann? Hatten die Schläge irgendwelche Blutgefäße in seinem Gehirn verletzt, ihm die Sprache geraubt? Er öffnete seine Augen ganz und wälzte sich - mit unendlicher Vorsicht - auf den Rücken.
    Ein quadratisches, braunes Gesicht blickte auf ihn herab, ohne einen besonderen Ausdruck des Interesses zu zeigen, und wandte sich dann wieder dem Pferd zu, um das sich der Mann gerade kümmerte.
    Indianer. Der Schock war so groß, daß er seinen Schmerz vorübergehend vergaß und sich hinsetzte. Er schnappte nach Luft und legte das Gesicht auf seine Knie, die Augen geschlossen, während er dagegen ankämpfte, erneut das Bewußtsein zu verlieren, und ihm das Blut durch den sich spaltenden Schädel hämmerte.
    Wo war er? Er biß sich ins Knie und zermahlte brutal den Stoff zwischen seinen Zähnen, während er um sein Gedächtnis rang. Bildfragmente kehrten zurück, kleine Stückchen, die ihn an der Nase herumführten und sich hartnäckig weigerten, sich zu einem Sinn zusammenzufügen.
    Das Ächzen von Planken und der Geruch des Kielraumes. Blendendes Sonnenlicht durch Glasscheiben. Bonnets Gesicht und Walatem im Nebel und ein kleiner Junge namens… namens…
    Im Dunkeln verschränkte Hände und Hopfengeruch. Ich nehme dich zur Frau, mit meinem Körper diene ich dir.
    Brianna. Kalter Schweiß lief ihm über die Wangen, und seine Kiefermuskeln
waren so angespannt, daß es schmerzte. Die Bilder hüpften in seinem Kopf herum wie Flöhe. Ihr Gesicht, ihr Gesicht, er durfte es nicht loslassen!
    Nicht sanft, kein sanftes Gesicht. Eine tödlich gerade Nase und kalte, blaue Augen… nein, nicht kalt…
    Eine Hand auf seiner Schulter riß ihn aus seiner gequälten Suche nach seinen Erinnerungen in die viel zu unmittelbare Gegenwart zurück. Es war ein Indianer mit einem Messer in der Hand. Betäubt vor Verwirrung starrte Roger den Mann einfach nur an.
    Der Indianer, ein Mann mittleren Alters mit einem Knochen in seinem hochgekämmten Haar und einer ernsten Ausstrahlung, ergriff Roger

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