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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hütete die Geschichten der älteren Frau über ihre Kindheit in Schottland, über Briannas Großmutter und über die anderen MacKenzies aus Leoch wie einen Schatz. Doch wenn Jocasta ihren getreuen Blindenhund mitbrachte, standen die Dinge anders.
    »Guten Morgen, liebe Nichte! Ist es heute früh nicht zu kalt für dich?«
    Jocasta blieb stehen, ihren Umhang um sich gezogen, und lächelte Brianna an. Wenn sie es nicht gewußt hätte, wäre sie nie darauf gekommen, daß ihre Tante blind war.
    »Nein, es ist wunderbar hier; das… äh… Grab hält den Wind ab. Aber ich bin fürs erste fertig.« Das stimmte nicht, doch sie steckte ihren Pinsel in das Terpentinglas und begann, ihre Palette sauberzuschaben. Sie würde um keinen Preis malen, während Ulysses jeden einzelnen ihrer Pinselstriche laut beschrieb.
    »Ja? Na, dann laß deine Sachen stehen; Ulysses bringt sie dir mit.«
    Brianna ließ widerstrebend ihre Staffelei stehen, hob ihr persönliches
Skizzenbuch auf und klemmte es sich unter den Arm, während sie Jocasta den anderen hinhielt. Sie hatte nicht vor, das liegenzulassen, damit Mr. Sieht-alles-und-Erzählt-alles es durchblätterte.
    »Wir bekommen heute Gesellschaft«, sagte Jocasta, indem sie sich zum Haus zurückwandte. »Richter Alderdyce aus Cross Creek und seine Mutter. Ich dachte, vielleicht möchtest du dich vor dem Essen umziehen.« Brianna biß sich von innen auf die Wange, um sich jeglicher Erwiderung auf diesen alles andere als subtilen Hinweis zu enthalten. Noch mehr Besucher.
    Unter den gegebenen Umständen konnte sie es kaum ablehnen, die Gäste ihrer Tante kennenzulernen - oder ihre Kleider für sie zu wechseln -, doch sie hätte sich gewünscht, daß Jocasta die Gesellschaft etwas weniger liebte. Der Strom der Besucher riß nicht ab; zum Mittagessen, zum Tee, zum Abendessen, über Nacht, zum Frühstück kamen sie, um Pferde zu kaufen, Kühe zu verkaufen, mit Holz zu handeln, Bücher auszuleihen, Geschenke zu bringen oder zu musizieren. Sie kamen von den benachbarten Plantagen, aus Cross Creek und sogar aus Edenton oder New Bern.
    Jocasta hatte einen verblüffenden Bekanntenkreis. Allerdings war Brianna in letzter Zeit aufgefallen, daß die Besucher mit steigender Tendenz Männer waren. Unverheiratete Männer.
    Phaedre bestätigte den Verdacht, den Brianna äußerte, während das Dienstmädchen im Kleiderschrank nach einem frischen Vormittagskleid suchte.
    »Es gibt nicht viele unverheiratete Frauen in der Kolonie«, observierte Phaedre, als Brianna den merkwürdigen Zufall erwähnte, daß die meisten Besucher der letzten Zeit Junggesellen waren. Phaedre warf einen Seitenblick auf Briannas Taille, die sich merklich unter dem losen Hemd vorwölbte. »Schon gar keine jungen. Ganz zu schweigen von Frauen, die Erbinnen von River Run sind.«
    »Die was ?« sagte Brianna. Sie hielt inne, das Haar erst zur Hälfte hochgesteckt, und starrte das Dienstmädchen an.
    Phaedre legte ihre zierliche Hand über ihren Mund und blickte mit weitaufgerissenen Augen darüber hinweg.
    »Eure Tante hat’s Euch noch nicht gesagt? Dachte, Ihr wüßtet’s schon, sonst hätt’ ich nichts gesagt.«
    »Na schön, wo du jetzt schon so viel gesagt hast, sprich weiter. Was meinst du damit?« Phaedre, die ein geborenes Klatschmaul war, brauchte man nicht lange zu überreden.
    »Euer Papa und die anderen waren noch keine Woche weg, da hat Miss Jo nach dem Anwalt Forbes geschickt und ihr Testament geändert.
Wenn Miss Jo stirbt, dann bekommt Euer Papa ein bißchen Geld, und Mr. Farquard und ein paar andere Freunde bekommen ein paar persönliche Gegenstände - aber alles andere gehört Euch. Die Plantage, das Holz, die Sägemühle…«
    »Aber ich will es nicht!«
    Phaedres elegant hochgezogene Augenbraue drückte profunden Zweifel aus und senkte sich dann unbeeindruckt.
    »Tja, schätze, was Ihr wollt, zählt hier nicht. Miss Jo hat die Angewohnheit, zu bekommen, was sie will.«
    Brianna legte langsam die Haarbürste hin.
    »Und was genau will sie?« fragte sie. »Weißt du das zufällig auch?«
    »Ist kein großes Geheimnis. Sie will, daß River Run sie überdauert - und einem Blutsverwandten gehört. Kommt mir logisch vor; sie hat keine Kinder, keine Enkel. Wer sollte sonst nach ihr weitermachen?«
    »Na ja… mein Vater?«
    Phaedre legte das frische Kleid über das Bett und sah es mit einem abschätzenden Stirnrunzeln an. Dann blickte sie wieder auf Briannas Mitte.
    »Das paßt keine zwei Wochen mehr, so wie der Bauch da

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