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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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erstaunlich, dass der Hunenkönig um eine witawa warb. Andererseits war Attala selbst kein junger Mann mehr, eine Frau, die wusste, was sie tat, war ihm vermutlich lieber als eine überängstliche Braut. Darüber hinaus blieb ihm auch nicht ewig Zeit, für einen neuen Nachkommen zu sorgen, und Grimhild hatte immerhin bewiesen, dass sie Kinder gebären konnte. Doch, es machte Sinn! Und Rodinger hatte natürlich recht, für Grimhild konnte es nur gut sein, wenn jemand ihr half, Sigfrid zu vergessen. Anderthalb Jahre hatten ihren Kummer nicht mildern können, im Gegenteil, ihr Schmerz war eher stärker geworden. Leider auch der Wahnsinn, der zeitweise ihren Verstand umnachtete. Gunter fragte sich, ob Attala davon wusste, beschloss dann aber, nicht nachzufragen. Schlafende Hunde sollte man nicht wecken. »Ich stehe dem Wunsch Eures Gefolgsherrn nicht ablehnend gegenüber«, sagte er, »aber zunächst möchte ich herausfinden, wie meine Schwester darüber denkt.«»Sie ist einverstanden«, sagte Grimhild.
    Gunter hatte sie nicht hereinkommen gehört. Er drehte sich zu ihr um und versuchte, sie mit fremden Augen zu sehen: Mager war sie geworden, das silberblonde Haar hing ihr ungewaschen ins Gesicht, unter ihren Augen lagen dunkle Ringe. Sie war immer noch schön, aber ihre Schönheit war von düsterer, kalter Art. »Was ist mit deinem Schwur, nie wieder zu heiraten?«
    »Ich habe es mir anders überlegt.«
    Hagen betrat die Große Halle und nickte Grimhild höflich zu. Den Hass, der ihre Augen verdunkelte, schien er nicht wahrzunehmen.
    »Gut, dass du kommst!«, empfing ihn Gunter. »Rodinger wirbt für König Attala um Grimhild. Wie denkst du darüber?«
    »Ist es jetzt üblich, den Mörder eines Mannes um Rat zu fragen, ob seine witawa sich neu verheiraten darf?«, zischte Grimhild.
    Gunter lief rot an, und auch Rodinger zuckte unmerklich zusammen. Nur Hagen stand unbeweglich wie immer. »Vielleicht denkt dein Bruder, dass ich der Einzige hier bin, dessen Meinung zu diesem Thema nicht von Gefühlswallungen getrübt ist.«
    Grimhild frohlockte. Er hatte ihr nicht widersprochen! Indirekt gestand er damit seine Schuld an Sigfrids Tod ein, und das vor Zeugen!
    Es war Gunter unangenehm, dass die Zwistigkeiten vor dem Gast ausgetragen wurden. »Bitte, frō , gebt mir Zeit, mich mit meinen Brüdern zu beraten. Morgen früh will ich Euch meine Entscheidung mitteilen.«
    »Natürlich. Und ich hoffe, sie wird günstig ausfallen.« Rodinger verbeugte sich und beeilte sich hinauszukommen.
    Gunter betrachtete seine Schwester eine lange Zeit. »Ist es wirklich dein Wunsch, Attala zu heiraten?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Weil sie fort musste, wenn sie je wieder die Kontrolle über ihr Leben zurückerhalten wollte, fort aus Hagens Einflussbereich, fort von ihrer Sippe, fort von den Menschen, die Sigfrids Leben auf dem Gewissen hatten. »So lange ich mit dem Mörder meines Mannes unter einem Dach lebe, so lange lebe ich entehrt. Besonders, da du ihm gestattest, mich nach Herzenslust zu bestehlen. Ich will fort von hier, egal um welchen Preis.«
    Gunter ignorierte die Anklage. Wenn er sicher wäre, dass diese Verbindung ihr guttäte, würde er mit Freuden zustimmen. »Nun gut. Lass mich mit Hagen allein, ich verspreche dir, dass ich das Beste für dich tun werde.«
    Grimhild wollte etwas entgegnen, beherrschte sich aber im letzten Moment und entfernte sich stumm.
    Allein mit seinem Waffenmeister wartete Gunter auf Vorhaltungen, die jedoch ausblieben. »Nun?«, fragte er.
    »Was für einen Sinn hat es zu sagen, was du doch nicht hören willst?«
    »Das kannst du erst wissen, wenn es ausgesprochen ist.«
    Hagen ließ sich auf eine Bank fallen. »Seit Sigfrids Tod ist Grimhild eine andere. Ihr ganzes Denken kreist nur noch um Rache, und ich bin nicht der Einzige, dessen Tod sie wünscht.«
    »Willst du mir sagen, du fürchtest dich vor einem Weib?«
    »Ja, ich fürchte mich! Ich fürchte mich vor dem Abgrund, den ich erblicke, wenn ich in Grimhilds Augen sehe. Ich fürchte mich vor dem Wahnsinn, der sie zerfrisst. Du sagst, sie ist nur ein Weib, aber ich sage, sie ist Grimhild. Sie hat Aldrians Unerbittlichkeit. Was immer sie beschließt, sie wird es ausführen, bis zum bitteren Ende.«
    Gunter erhob sich und wanderte durch den Raum. »Was haben wir zu fürchten? Wenn sie Attalas Frau wird, lebt sie bei den Hunen. Wir sind hier, und sie ist weit weg. Ohne das Gold des Hortes wird ihr kein Krieger den Gefolgschaftseid leisten. Und Attala wird

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