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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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Agilhard berichtete ihnen manche Neuigkeit, ehe Gunter das Gespräch schließlich beendete: »Ich danke Euch für die Botschaft und will Eure Worte erwägen. Eine Reise wie diese muss gründlich bedacht sein. Ruht Euch einstweilen aus, lasst Euch Speise und Trank bringen, morgen sollt Ihr meine Entscheidung hören.«
    Der Skop erhob sich, dankte und ging hinaus.
    Hagen hatte die ganze Zeit geschwiegen. Als Agilhard fort war, ergriff er zum ersten Mal das Wort. »Folge nicht dem Wunsch Grimhilds, es ist eine Falle.«
    »Du hast sie immer gehasst!«, rief Gislher dazwischen. »Ich lasse nicht zu, dass du meine Schwester verleumdest!«
    Hagen ignorierte ihn. »Bleib hier!«, sagte er zu Gunter. »Wenn wir ins Hunenland fahren, werden wir nicht mehr zurückkehren.«
    »Hast du nicht gehört, was der Skop berichtete? Grimhild ist glücklich. Kein Rachedurst wohnt mehr in ihrem Herzen.«
    »Der Hune mag selbst getäuscht worden sein. Grimhild ist klug, sie verbirgt ihren Hass, damit wir umso sicherer kommen.«
    »Der kühne Hagen«, höhnte Gislher. »Einen Mann von hinten zu töten, das vermagst du, aber dich mannhaft einer Gefahr zu stellen, dazu fehlt dir der Mut. Was kann man von einem halben Schwarzalben anderes erwarten als Neidingstaten!«
    Die Zähne des Waffenmeisters knirschten, als er sein Schwert zog. »Niemand beleidigt mich ungestraft. Auch kein dummer Junge.«
    Gislher riss sein Schwert ebenfalls heraus. »Und niemand nennt mich einen Jungen.«
    »Vor allem erhebt niemand sein Schwert in meiner Halle!«, donnerte Gunter und trat zwischen die Kontrahenten. »Steckt die Waffen ein!« Er nagelte Gislher mit seinen Blicken fest, bis der die Klinge in die Scheide schob. Dann drehte er sich zu Hagen um. »Du auch!«
    Widerspruchslos gehorchte der Waffenmeister. »Grimhild ist unerbittlich«, fuhr er fort, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. »In ihrer Liebe ebenso wie in ihrem Hass.«
    Mit einer ärgerlichen Handbewegung wischte Gunter den Einwand beiseite. »Es ist jetzt sechs Jahre her, dass sie fortging. Sie hat vergessen, was damals geschah.«
    »Ich habe es nicht vergessen. Was gibt dir Grund zu der Annahme, dass ihr Gedächtnis schlechter ist als meines?«
    »Du glaubst, sie denkt noch immer an Blutrache?«, fragte Gernholt befremdet.
    Mit erregten Schritten durchmaß Hagen den Raum, während die drei Brüder ihm wie eine geschlossene Mauer gegenüberstanden. Sie wollten einfach nicht begreifen! Warum sah niemand das Offensichtliche? »Ihr unterschätzt eure Schwester. Sie besitzt kein wankelmütiges Herz. Wir haben ihre Liebe getötet, das wird sie niemals vergessen.«
    »Du hast Sigfrid getötet«, sagte Gislher, »und vielleicht hast du sogar recht, etwas von ihr zu befürchten. Wir aber sind von ihrer Sippe.«
    »Die Sippe …«, stammelte Gernholt und brach verwirrt ab, weil er vergessen hatte, was er sagen wollte. Die regelmäßige Einnahme von bilisa beeinträchtigte seine Konzentrationsfähigkeit. Niemand beachtete ihn.
    »Wir reisen«, sagte Gunter, um den sinnlosen Streit zu beenden. »Wölfe sollen im Niflungenreich heulen, wenn König Gunter sich fürchtet, seine Schwester zu besuchen!«
    »Wenn ihr es denn nicht anders wollt, so soll geschehen, was die Nornen bestimmt haben«, rief Hagen zornig.
    »Niemand hindert dich daran, dich zu Hause zu verkriechen«, sagte Gislher.
    Ehe er wusste, wie ihm geschah, hatte Hagen seine Kehle gepackt. »Ich werde euch begleiten«, sagte er. Und an Gunter gerichtet: »Wenn du schon nicht auf meinen Rat hören willst, so nimm wenigstens genügend Krieger mit. Sollte ich mich irren, so spielt es keine Rolle. Behalte ich aber recht, werden wir jeden Schwertarm brauchen.«
2
    Die alte Römerstraße war in schlechtem Zustand. Niemand machte sich die Mühe, sie auszubessern, so verfiel sie von Jahr zu Jahr mehr. Manch einer der Berittenen fluchte, wenn die Hufe seines Pferdes in ein Loch gerieten und das Tier strauchelte. Da nur wenige Freie sich ein Pferd leisten konnten und der weitaus größte Teil der Krieger zu Fuß ging, kamen sie entsprechend langsam voran. Es mochten wohl an die tausend Mann sein, die da aus Niflungenland aufbrachen, um Attala und Grimhild einen Besuch abzustatten, und sie waren bis an die Zähne bewaffnet, als ginge es in eine Schlacht. Hagen war trotzdem nicht zufrieden. Allzu viele Männer mussten daheim bleiben, um die Kornernte einzubringen.
    Gunters Gedanken beschäftigten sich mehr mit dem kleinen, dicken Mann im schwarzen

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