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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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war das«, fragte sie dann langsam.
    Er bewegte eine Schulter. »Sex.«
    Sie atmete langsam und genüsslich ein und lächelte. »Nicht, dass ich mich beklagen will, aber mir kam es mehr wie ein Krieg vor.«
    »Solange wir beide als Sieger daraus hervorgehen …« Weil er sein Glas bereits geleert hatte, stand er abermals auf und holte die Flasche.
    Das Letzte, was sie nach dieser ekstatischen Vereinigung erwartet hatte, war sein kühler Tonfall. Beunruhigt legte sie eine Hand auf sein Knie. »Matthew, was hast du?«
    »Nichts. Alles bestens.« Er trank noch einen Schluck und starrte in sein Glas. »Tut mir leid, wenn ich ein wenig grob war.«
    »Das ist es nicht.« Plötzlich spürte sie Zärtlichkeit in sich aufkeimen. Sanft legte sie eine Hand an seine Wange. »Matthew …« Die Worte purzelten in ihrem Kopf durcheinander. Sie bemühte sich, einen Satz herauszufiltern, der am besten beschrieb, was sie empfand. »Mit dir zu schlafen, ist jedes Mal etwas ganz Besonderes. Bisher hat noch niemand …« Nein, das war ungeschickt. »Noch nie«, berichtigte sie sich, »habe ich mich so frei gefühlt.« Sie lächelte vorsichtig. »Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir beide wissen, wo wir stehen.«
    »Richtig, wir wissen, wo wir stehen.« Er legte eine Hand an ihren Hinterkopf und starrte in ihre Augen. »Man kann aber auch zu lange stehen bleiben.«
    »Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.«
    Matthew zog sie hoch und presste seinen Mund auf ihren, bis er seinen eigenen Fehler schmeckte. »Vielleicht verstehe ich es selbst nicht. Ich sollte jetzt wohl besser gehen.«
    »Bleib.« Sie griff nach seiner Hand. »Geh nicht, Matthew. Ich … es ist eine herrliche Nacht zum Schwimmen. Kommst du mit? Ich möchte nicht, dass du schon gehst.«
    Er drehte ihre Hand um und presste seine Lippen in ihre Handfläche, bis ihre Augen sich verklärten. »Ich möchte auch nicht, dass ich gehe.«
     
    Die ganze Zeit ist es so gegangen, dachte VanDyke. All die Jahre hatten ihn die Lassiters zum Narren gehalten. Daran bestand jetzt kein Zweifel mehr.
    Weil er die Stunden nicht mit Schlafen vergeuden wollte, betrachtete er noch einmal die Papiere, die LaRue ihm geschickt hatte, las sie erneut Wort für Wort, bis er sie fast auswendig kannte. Ich habe sie unterschätzt, gestand er sich ein, und gab sich selbst die Schuld an diesem Fehler.
    Zu viele Fehler, dachte er und tupfte sorgfältig die Schweißperlen von seiner Oberlippe. Und alles nur, weil sich das Amulett immer noch nicht in seinem Besitz befand.
    James Lassiter hingegen hatte gewusst, wo der Fluch der Angelique verborgen lag, noch im Tod hatte er seinen Mörder verhöhnt. Silas VanDyke war jedoch kein Mann, der sich verhöhnen ließ.
    Er schloss die Faust um einen juwelenbesetzten Brieföffner und hieb wütend und gedankenlos auf das cremefarbene Polster des kleinen Queen-Anne-Sessels ein. Der Brokat brach auf wie Fleisch. Er glaubte winzige Schreie zu hören, als das Rosshaar herausquoll. Der ovale Spiegel an der Wand reflektierte sein unbeherrschtes, blasses Gesicht, während er weiter zustieß und an dem Bezug zerrte.
    Als der hübsche kleine Sessel nur noch aus Fetzen bestand, waren seine Finger verkrampft und schmerzten. Sein Atem ging in Schüben und übertönte die Klänge Mozarts, die aus den in die Wand eingelassenen Lautsprechern drangen.
    Noch einmal überlief ihn ein Schauer, dann ließ er die antike Waffe auf den Teppich fallen und erschrak vor seinem jüngsten Ausbruch. Es war nur ein Stuhl, dachte er und trocknete den Schweiß auf seiner Haut ab. Nur ein Gegenstand, der leicht ersetzt werden konnte. Um seinen Magen zu besänftigen, goss er sich noch ein Glas Cognac ein.
    Es ist ganz richtig so, beruhigte er sich dann. Schließlich war es ganz normal, dass ein Mann seinem Temperament freien Lauf ließ, besonders ein mächtiger Mann wie er. Seine Gefühle zurückzuhalten, führte nur zu Magengeschwüren, Kopfschmerzen und Selbstzweifeln.
    Genau das war seinem Vater passiert, erinnerte sich VanDyke. Anstatt ihn zu stärken, hatte es ihn geschwächt. In letzter Zeit musste er immer häufiger an seinen Vater und seine Mutter denken. Daran, wie unvollkommen sie gewesen
waren. Und er fand Trost in der Tatsache, dass er ihre Unzulänglichkeiten überwunden hatte. Er hatte über ihre geistigen und körperlichen Schwächen triumphiert.
    Bei seiner Mutter hatte der Verstand versagt, sein Vater war einem Herzleiden erlegen. Aber ihr gemeinsamer Sohn hatte gelernt,

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