Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
Hochzeit.«
»Vernünftige Frauen nicht.« Amüsiert blieb Tate auf halber Treppe stehen. »Matthew, wünschst du dir das tatsächlich – den Prunk und das ganze Drumherum?«
»Rotschopf, ich nehme dich so, wie ich dich kriegen kann. Ich verstehe nur nicht, was an dem Drumherum so schlimm sein soll. Ein neues Kleid, ein Haarschnitt …«
Tate kniff listig die Augen zusammen. »Sie wird dich zwingen, einen Schlips zu tragen.«
Unwillkürlich jaulte er auf, beeilte sich jedoch, ihr zu versichern: »Halb so schlimm.«
»Du musst es ja wissen.« Lachend presste sie eine Hand auf die Magengegend. »Wahrscheinlich sollte ich es lieber offen zugeben: Ich habe Angst.«
»Gut.« Er legte seine Hand auf ihre. »Dann sind wir schon zwei.«
Gemeinsam gingen sie in die Lobby, um den Concierge zu suchen.
Fünfzehn Minuten später kamen sie verwirrt wieder heraus.
»Es ist erstaunlich unkompliziert«, brachte Tate hervor. »Nachweis der Staatsangehörigkeit, ein paar Papiere unterschreiben…« Sie blies sich eine Haarsträhne aus den Augen. »In zwei oder drei Tagen dürften wir so weit sein.«
»Kalte Füße?«
»Wie Eisklumpen, aber damit kann ich leben. Und du?«
»Ich liebe Herausforderungen.« Zum Beweis hob er sie hoch. »Willst du dich Dr. Lassiter oder Dr. Beaumont nennen?«
»Ich nenne mich Dr. Beaumont und Mrs. Lassiter. Zufrieden?«
»Ist mir recht. Ich denke, wir sollten jetzt zu dieser Boutique gehen.«
»Das kann ich dir ersparen.« Sie drückte ihm einen schmatzenden Kuss auf. »Falls es uns gelingen sollte, dort ein geeignetes Kleid zu finden, darfst du es sowieso nicht sehen. Mom bekommt einen Anfall, wenn wir uns nicht wenigstens an eine Tradition halten.«
Hoffnung regte sich in ihm. »Ich kann mich also drücken?«
»Du kannst dich so lange drücken, bis sie etwas anderes beschließt. Warum schaust du nicht in einer halben Stunde
dort vorbei? Warte, fast hätte ich vergessen, dass wir es hier mit der Shopping-Queen Marla Beaumont zu tun haben. Sagen wir also lieber in einer Stunde. Und da ich gute Laune habe, werden wir einen Abstecher zum Boot machen und dich dort abliefern, falls sie mich auch noch nach Saint Kitts schleppen will.«
»Dafür bin ich dir was schuldig, Tate.«
»Ich werde dich daran erinnern. Und jetzt lass mich runter.«
Er gab ihr einen letzten Kuss und setzte sie wieder ab. »Ich wette, dort gibt es auch Dessous.«
»Bestimmt.« Lachend schob sie ihn weg. »Lass dich überraschen. Und jetzt verschwinde, Lassiter.«
Sie sah ihm nach, wie er in der Lobby verschwand. Plötzlich schien ihr der Gedanke an ein fließendes, romantisches Kleid gar nicht mehr so abwegig. Etwas, das zu einem kleinen, herzförmigen Anhänger mit einer einzelnen Perle an der Spitze passte.
Lassiter, beschloss sie, du wirst deinen Augen nicht trauen.
Voller Vorfreude lief sie über die Terrasse. Als sich eine Hand auf ihren Arm legte, lachte sie auf. »Matthew, wirklich –« Sie wandte sich um – und starrte in das attraktive Gesicht von Silas VanDyke. Die Worte blieben ihr im Hals stecken.
Einen Augenblick lang verschwamm die Realität vor ihren Augen. Er hat sich gar nicht verändert, dachte sie überrascht. Die Jahre hatten ihm nicht viel anhaben können. Das dichte, glänzende, zinnfarbene Haar, die glatten, eleganten Gesichtszüge und die hellen Augen …
Seine Hand fühlte sich auf ihrem Arm an wie die eines Kindes, und sie konnte das dezente, teure Eau de Cologne auf seiner Haut riechen.
»Miss Beaumont, was für eine Freude, Sie hier zu treffen! Ich muss sagen, Sie sind noch schöner geworden.«
Der Klang seiner Stimme, unbestimmt europäisch und eigenartig selbstzufrieden, brachte sie zur Besinnung. »Lassen Sie mich los.«
»Sicher haben Sie einen Augenblick Zeit für einen alten Freund?« Immer noch freundlich lächelnd, manövrierte er sie durch den mit bunten Stauden bepflanzten Garten.
Wir sind von Dutzenden von Menschen umgeben, machte sie sich bewusst. Gäste, Personal, Restaurantbesucher auf der Poolterrasse. Sie brauchte nur laut zu rufen.
Die Erkenntnis, dass sie sich selbst hier, im hellen Sonnenlicht, vor ihm fürchtete, weckte ihren Trotz. »Natürlich habe ich einen Moment oder auch zwei, VanDyke. Ich würde tatsächlich gern mit Ihnen reden.« Allein, dachte sie, ohne Matthew, der sie beiseite drängte. »Aber wenn Sie mich nicht sofort loslassen, schreie ich.«
»Das wäre ein großer Fehler«, informierte er sie sanft. »Und ich weiß, dass Sie eine
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