Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
besondere Art. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages noch einmal etwas Bedeutendes leisten würde.«
»Noch einmal?«
Marla sah sie lächelnd an. »Ich habe etwas Bedeutendes geleistet, als ich dich zur Welt brachte. Das hier ist wunderbar, und es ist aufregend. Aber für deinen Vater und mich bist du der größte Schatz.«
»Ihr habt mir immer das Gefühl gegeben, dass ich alles erreichen kann. Sein kann, was ich will.«
»Das kannst du auch.« Marla sah sich um. »Matthew, setz dich doch zu uns.«
»Ich möchte nicht stören.« Er fühlte sich unsicher und unbeholfen, als er die Intimität der beiden Frauen störte.
»Sei nicht albern.« Marla war bereits aufgestanden. »Ich wette, du kannst einen Kaffee vertragen. Ich habe gerade frischen aufgesetzt. Tate und ich kümmern uns um die administrative Seite unseres Fundes.«
Matthew betrachtete die auf dem Tisch verteilten Gegenstände. »Ich glaube, wir werden bald mehr Platz brauchen.«
Marla lachte. »Oh, ich mag es, wenn ein Mann Optimismus zeigt.«
»Realismus«, korrigierte Tate sie und klopfte einladend auf das Polster neben sich. »Mein Tauchpartner ist alles andere als optimistisch.«
Nicht ganz sicher, ob er sich geschmeichelt oder beleidigt fühlen sollte, setzte Matthew sich neben sie und nippte an dem Kaffee. »Das würde ich nicht sagen.«
»Ich schon.« Tate bediente sich von den Brezeln, die ihre Mutter in eine Schüssel geschüttet hatte. »Buck ist der Träumer. Du dagegen liebst das Leben – die Sonne, das Meer, den Sand.« Sie lehnte sich zurück und knabberte an ihrer Brezel. »Keine Verantwortung, keine Verpflichtungen. Du erwartest nicht, eine verkrustete Truhe mit Golddublonen zu finden, aber du weißt, was man mit einem gelegentlich gefundenen Schmuckstück anfangen kann. Man tauscht es gegen Shrimps und Bier.«
»Tate!« Marla schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Lachen. »Sei nicht so unhöflich.«
»Nun, sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen.« Matthew biss in eine Brezel. »Lass sie ruhig weiterreden.«
»Du scheust dich nicht vor harter Arbeit, solange dir immer noch genügend Zeit bleibt, in der Hängematte zu liegen und zu dösen. Für dich zählen die Spannung eines Tauchgangs, der Moment der Entdeckung und natürlich der schnelle Profit mehr als der ideelle Wert eines weniger wertvollen Fundes.« Tate reichte ihm einen Silberlöffel. »Du bist Realist, Matthew. Wenn du also davon überzeugt bist, dass wir mehr Platz benötigen, glaube ich dir.«
»Gut.« Er stellte fest, dass er, von welcher Seite er es auch betrachtete, beleidigt war. Klappernd landete der Löffel wieder auf dem Stapel. »Ich denke, wir sollten einen Teil der Ausbeute auf der Sea Devil lagern.« Als Tate ihr Kinn hochreckte und ihn misstrauisch ansah, grinste er sie höhnisch an. »Buck und ich können hier schlafen, auf dem Deck. Die Adventure ist unsere Basis. Wir tauchen von hier, säubern die Funde hier, dann bringen wir sie auf die Sea Devil.«
»Klingt vernünftig«, stimmte Marla zu. »Schließlich haben wir zwei Boote, also sollten wir sie auch nutzen.«
»In Ordnung. Wenn Dad und Buck einverstanden sind, bin ich es auch. Warum hilfst du mir nicht in der Zwischenzeit, die nächste Ladung von Deck zu holen, Matthew?«
»Okay. Danke für den Kaffee, Marla.«
»Gern geschehen.«
»Ich muss später nach Saint Kitts, um den Film entwickeln zu lassen. Möchtest du mitkommen?«
»Vielleicht.«
Sie hörte die Schärfe in seiner Stimme und unterdrückte ein Lächeln. »Matthew.« Tate legte ihre Hand auf seinen Arm und hielt ihn zurück. »Weißt du, warum wir da unten so gut zusammenarbeiten?«
»Nein.« Er drehte sich um. Ihre Haut war selbst nach Wochen auf See immer noch blass. Er roch die Creme, die sie benutzte, um sich vor der Sonne zu schützen, und den Duft von Salz und Seeluft in ihrem Haar. »Aber du wirst es mir sicher gleich sagen.«
»Ich glaube, es liegt daran, dass du Realist bist und ich eine Idealistin bin. Du bist verwegen, ich bin vorsichtig. Diese gegensätzlichen Eigenschaften sorgen irgendwie für ein gesundes Gleichgewicht.«
»Es macht dir wirklich Spaß, Dinge zu analysieren, stimmt’s, Rotschopf?«
»Vermutlich.« Sie hoffte nur, dass es ihm nicht auffallen würde, wie viel Mut sie ihre nächsten Worte kosteten, und
rutschte näher an ihn heran. »Ich habe analysiert, warum du so ärgerlich warst, nachdem du mich geküsst hattest.«
»Ich war nicht ärgerlich«, berichtigte er sie. »Und du warst
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