Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
die Kehle zerfleischen wie bei LeFèvre, ihn in Stücke reißen Glied um Glied …
Das Rot verblasste. »Ich kann es nicht.« Sie sagte es wie einen Urteilsspruch, über sich, über ihn.
»Du musst es tun, verdammt! Du hast mich in diese Lage gebracht, jetzt befrei mich daraus«, verlangte er heiser.
Sie sah traurig aus, resigniert. Sie traf die Entscheidung gegen ihren Willen, aber sie hatte entschieden.
»Hexe«, stieß er durch zusammengebissene Zähne aus. »Wenn du mich nicht tötest, werde ich es selbst tun.«
Sie seufzte. »Nein, das wirst du nicht, John. Wenn der Gefährte erst Besitz von dir ergriffen hat, geht damit ein solcher Wille zu leben einher, dass es so gut wie unmöglich ist, es auch nur zu versuchen. Und es ist sehr schwer, einen von uns zu töten. Du hast die einzige Möglichkeit gesehen, wie ich Quintoc töten konnte. Solange der Kopf nicht vollständig abgetrennt ist, kann der Tod nicht eintreten.«
Er schlang die Arme um seinen Körper, fühlte sich wie in seinem eigenen Schweiß gebadet. »Du bist … unsterblich?«
»Unsterblich«, wiederholte sie nachdenklich. »Was heißt das? Quintoc war nicht unsterblich. Aber ich lebe seit siebenhundertdreißig Jahren, und ich bin eine der Jüngsten von meinesgleichen.«
»Du … Du saugst seit Jahrhunderten Blut? Was für ein Ungeheuer bist du?«
»Ich habe es dir gesagt. Ich bin ein Vampir. So wie du jetzt auch.«
»Ich wähle den qualvollen Tod.« Er zischte es fast.
Sie kam zum Bett und kniete sich hin, ihre Augen waren von Schmerz erfüllt. John zuckte vor ihr zurück. Das Zimmer um sie herum drehte sich. »Ich nehme es auf mich. Dich sterben zu lassen ist, wie dich zu töten, und ich kann dich nicht töten. Du wirst dich an deinen neuen Zustand gewöhnen. Wir sind nicht alle böse.« Ihre Augen färbten sich rot.
Er spürte, wie er es zu akzeptieren begann, obwohl er dagegen ankämpfte. Er würde sich fügen, wie er sich Asharti, wie er sich Quintoc gefügt hatte. Er wusste, er konnte es mit ihr nicht aufnehmen, und er hasste sich dafür. Sie beugte sich näher zu ihm, küsste ihn auf die Stirn und strich ihm eine feuchte Strähne aus dem Gesicht. Dann hob sie ihr Handgelenk an ihren Mund. Fangzähne blitzten auf. Blut quoll hervor. Sie hielt ihren Arm an seine Lippen. »Trink, John«, befahl sie. »Das Blut ist das Leben.«
Mochte Gott ihm beistehen, aber er tat es. Die kupfrig schmeckende dicke Flüssigkeit füllte seinen Mund mit einer unbeschreiblichen Ekstase. Er saugte an ihrem Handgelenk, so wie Asharti an seinem Hals oder seinen Oberschenkeln gesaugt hatte. Er stöhnte, ob vor Protest oder Erfüllung, konnte er nicht sagen. Friede wallte in seinem Körper auf, um sein Herz und seinen Verstand zu erfüllen.
»So ist es gut.« Sie legte sich neben ihn, während er an ihrem Handgelenk saugte. Das Zittern ließ nach.
Das Letzte, was er hörte, war ihr Wispern. »Das Blut ist das Leben.«
Kapitel 18
B eatrix wandte kein Auge von John, der zitterte und schwitzte und von dem Fieber geplagt wurde, das der Gefährte mit sich brachte. Ihr Blick verweilte auf den Muskelsträngen, die über seine Hüften verliefen und seine Genitalien umschlossen. Es brachte die Erinnerungen an ihre gemeinsame Nacht zurück. Sie schüttelte diese Gedanken ab und setzte sich mit einem feuchten Tuch zu ihm. Er war so schwach, dass er der Invasion des Gefährten vielleicht nicht lange genug standhielt, um die Immunität zu entwickeln, die ihr Blut ihm verschaffen konnte.
Sie tupfte seinen Körper trocken, vorsichtig, um die Stiche nicht zu öffnen. Die Wunden waren nicht frisch. Sie hoffte, die Stiche würden halten. Sein Körper würde für immer von den Narben gezeichnet bleiben, die geheilt waren, bevor seine Reaktion auf den Gefährten sich legte. Falls er lange genug lebte, um Frieden mit seinem Gefährten zu schließen, würden die anderen Verletzungen schnell heilen und keinerlei Narben zurücklassen. Seine Haut fühlte sich heiß an. Beatrix nahm etwas Salbe, die sie von einem alten Weib aus dem Dorf bekommen hatte, und verrieb sie sanft auf seinen Verletzungen. Er wurde unter ihrer Berührung ruhiger. Sie drehte ihn auf den Bauch, um die parallel verlaufenden Kratzwunden auf seinen Pobacken und auf seinen Schultern zu versorgen. Asharti hatte es schon immer symmetrisch gemocht.
Während sie John versorgte, dachte Beatrix nach. Der beste Ort, um sich vor Asharti zu verstecken, war Paris. Dort, im Rühren des geschäftigen Lebens, konnte Beatrix
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