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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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in den Tod zu gehen«, murmelte sie und hoffte, dass es stimmte. Die Macht um sie herum wuchs an, als sie dachte, sie könnte versuchen, im allerletzten Moment zu fliehen. Der Scharfrichter wies sie mit einer Handbewegung an, sich mit dem Gesicht zur Menge zu drehen. Asharti stand ganz vorn; ihre Augen schimmerten rot, um sicherzustellen, dass Beatrix gehorchte. Der Mann hinter Beatrix griff mit einer Hand in ihr Haar und drehte es zu einem Strang. Sie spürte, wie die Schere sich hindurchfraß. Würde John aus der Mitte der Menge zu ihr heraufgebracht werden? Sie schaute über die Gesichter unter ihr. Aber nein. Er war nicht zu sehen. Sie hätte erleichtert sein sollen. Sein Anblick, versklavt von Asharti, wäre unerträglich gewesen. Warum wollte sie ihn sehen? Vielleicht, weil sie noch immer nicht wusste, warum er in die Conciergerie gekommen war. Bis sie sein Gesicht sah, würde sie es nie wissen. Vielleicht war alles, was sie in seinen Augen sehen würde, die Anklage, dass sie ihn durch ihren Tod im Stich und Asharti überließ. Aber er war nicht da.
    Es war zu spät für alles.
    »Mademoiselle, ici.« Der Scharfrichter zeigte auf die Stelle, an der sie niederknien sollte.
    Sie kniete sich hin. »Zielen Sie gut, Sire.« Sie stieß die Worte mit einem großen Maß an Selbstbeherrschung aus.
    »Ihr Nacken ist zart, Mademoiselle«, entgegnete er mit professionellem Blick. »Meine Klinge wird ihn durchschneiden wie Butter.« Er sah aus, als täte es ihm leid. Vielleicht war er nicht mehr daran gewöhnt, Frauen den Kopf abzuschlagen, die zumindest nach Jugend und Unschuld aussahen. Sie wandte sich um und blickte über die Menschenmenge. Asharti stand höhnisch lächelnd rechts unterhalb von ihr. Sie konnte Jerry und die anderen Vampire hinter sich spüren.
    Die Menge verstummte. An einer Ecke des Platzes entstand Unruhe. Rufe. Eine Frau kreischte: »Regardez-moi!« Schreie. Das Klappern von Pferdehufen.
    Der Scharfrichter war gerade dabei, Beatrix’ Kopf in der unteren Lünette in die richtige Position zu bringen, und wandte sich um. »Qu’est-ce que c’est?« , fragte er. Seine Frage war an niemand Bestimmten gerichtet.
    John trieb sein Pferd mitten hinein in die bewegte Menge. Dort war Beatrix, sie kniete auf der Plattform der Guillotine! »Nehmt euch die Vampire vor, die sie festhalten«, rief er den anderen zu. »Ich werde die Leute ablenken!«
    Der Scharfrichter drückte Beatrix’ Kopf in die Lünette. Das Fallbeil schien im Fackellicht zu zittern, begierig darauf herabzusausen. »Nein!«, schrie John. Die Menschen fuhren zu ihm herum. Er trat gegen die Köpfe, die ihm am nächsten waren, und preschte weiter. Sein Pferd bäumte sich vor Angst auf. Die Menge wich vor den ausschlagenden Hufen zurück. Er trieb es vorwärts in die Bresche und griff nach der Satteltasche. Er riss sie auf und schleuderte ihren Inhalt zu seiner Rechten in die Menge. Ein Regen aus Geldstücken glitzerte im Schein der Lichter. Die Menge schrie gierig auf und stürzte sich auf die Münzen. Sincai galoppierte durch die Lücke in der Menge. John trieb sein Pferd weiter. Er warf den Inhalt der anderen Satteltasche in die Luft. Khalenberg folgte Sincai dichtauf. John hatte nur Augen für die Plattform. Er sah, dass der Scharfrichter zögerte und auf den Tumult starrte. Um John herum waren die Menschen zu einer knurrenden Masse mutiert; sie stießen einander beiseite, um sich die Münzen zu greifen.
    Sincai und Khalenberg stürmten auf die Plattform zu; ihre Gestalten tauchten über der Menge auf. John gab seinem Pferd die Sporen, bis es wieherte und einen Satz nach vorn machte; vor lauter Angst hatte es Schaum vor dem Maul. Beatrix, zerbrechlich und blass in ihrem weiten weißen Hemd, blickte ihn an. Sah sie ihn? Er glaubte, ihre Lippen ein stummes »John« formen zu sehen. Er hob die Hand. »Ich komme!«, rief er.
    Der Druck der Menge um ihn herum wurde bedrohlich. Hände zerrten an seinen Stiefeln.
    »Plus de louis« , rief jemand, und alle nahmen den Ruf auf.
    John schaute herunter. Hände griffen nach ihm. Das Pferd ging in die Knie. Er warf die Satteltaschen in die Menge. Die Leute, die ihm am nächsten standen, wandten sich um, um die Flugbahn der Taschen zu verfolgen. Das Pferd rappelte sich auf. John trieb es weiter.
    Als er wieder zur Guillotine hinaufschaute, sah er, dass der Scharfrichter Beatrix’ Kopf wieder in die Lünette gedrückt hatte. Sein Schrei brachte seine Kehle fast zum Platzen. Aber er verlor sich im Brüllen

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