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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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Lieblingsdichter ist.«
    »Oh, ich mag beide Stilrichtungen. Pope ist ein wahrer Meister, und Wordsworth ist –«
    »Nein«, unterbrach John sie, und seine Stimme klang fast rau. »Es wird Zeit, die Herausforderung anzunehmen, Gräfin. Nennen Sie einen Namen.« John wollte diesen Namen mehr als alles hören, was er sich seit langer Zeit gewünscht hatte.
    Sie blinzelte, ihre langen Wimpern streiften ihre Wangen. Sie schwankte leicht. »Blake«, wisperte sie, wobei ihre unglaublich dunklen Augen groß auf Johns Gesicht gerichtet waren. Darin standen Fragen und, wenn er nicht irrte, einen winzigen, verletzlichen Funken Hoffnung.
    Für einen langen Moment regierte das Schweigen.
    Dann raffte sich die Gräfin zusammen. Ihr Gesicht wirkte mit einem Mal verschlossen. »Für heute Nacht habe ich genug von Ihnen«, sagte sie brüsk. »Sie müssen Besseres zu tun haben.« Sie schob ihn durch die Tür. »Symington«, rief sie. »Begleiten Sie Lord Langley hinaus.«
    John beachtete die plötzliche Entlassung gar nicht. »Sie verkehren mit den falschen Männern.«
    »Was?«
    »Sie sollten sich mit Männern umgeben, die sich nicht herumkommandieren lassen.« Er starrte in diese dunklen Augen.
    »Herumkommandieren!« Diese Augen weiteten sich im Zorn. »Unhöflichkeit wird Sie nirgendwohin bringen, Langley.« Sie wollte gehen und wandte sich ab. Er packte sie am Handgelenk. Der Schock, sie zu berühren, durchfuhr ihn. Eine Flamme aus Leben loderte in ihren Augen auf, als ihr Kopf zu ihm herumfuhr. Sie war lebendiger, als er es je bei irgendjemanden gesehen hatte. Ihre Blicke bohrten sich ineinander, und ihre Vitalität brandete über ihn hinweg. War es dies, was verborgen hinter dem Schleier des Desinteresses lag, das sie normalerweise zeigte?
    »Sagen Sie mir, dass Sie die Männer in Ihrem Leben nicht herumkommandieren«, verlangte er leise.
    Ihre Antwort war eine fast unmerkliche Erheiterung in ihren Augen, das den Zorn vertrieb.
    »Begleiten Sie mich auf einen Ausritt morgen … sagen wir um vier Uhr?« Er ließ es wie eine Forderung zum Duell klingen.
    Sie sah ihn so eindringlich an, dass er sich bis auf die Knochen entblößt fühlte. Aber ein Teil von ihm fühlte sich stark und stärker und sehnte sich danach, entblößt zu werden. Sie hatte keine Anstalten gemacht, sich seinem Griff zu entziehen. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Ich stehe immer erst sehr spät auf.«
    Enttäuschung machte sich in ihm breit. Ihm wurde klar, dass er den Atem angehalten hatte, und so atmete er jetzt bewusst aus. Er brachte ein Schulterzucken zustande und ließ ihren Arm los. »Dann vielleicht ein anderes Mal.«
    »Sagen wir um halb acht?«
    Was? Im Dunkeln? Aber er wollte nicht derjenige sein, der plötzlich kniff, deshalb nannte er das einzige Hindernis, das zählen könnte. »Und was ist mit Ihrem Salon?«
    »Ich komme immer erst um zehn herunter.«
    »Dann werde ich um halb acht hier sein.«
    Sie neigte den Kopf. »Glauben Sie nicht, Sie hätten bekommen, was Sie wollen.«
    »Das Gleiche könnte ich auch sagen«, murmelte er. Er wandte sich ab und schritt zur Tür, weil er derjenige sein wollte, der ging. Binnen weniger Augenblicke stand er auf der Straße. Hatte er gesehen, was er zu sehen geglaubt hatte? War der Augenblick der Enthüllung real gewesen, oder war alles nur gespielt?
    Er schlenderte auf die Ecke des Squares zu und spürte Zorn in sich aufflammen. Es war in erster Linie ihr Spiel gewesen, dieses dumme Nennen von Dichternamen. Als es dann darum gegangen war, selbst Stellung zu beziehen, hatte sie ihn hinausgeworfen. Das Schlimmste daran war, dass er sich vielleicht ihrem Willen gefügt hätte, wenn sie ihn gebeten hätte, heute Nacht bei ihr zu bleiben. Was war er doch für ein Schwächling! Hatte er nicht genug Frauen gehabt, die keine Beständigkeit gekannt hatten, keine Tugend? Und wer wäre weniger tugendhaft als die Gräfin? Sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihre liederlichen Moralvorstellungen zu verbergen. Sie benutzte Männer wie Taschentücher und warf sie weg. Und die Narren stellten sich auch noch in die Schlange, um ihr Gelegenheit zu geben, genau das mit ihnen zu tun.
    Es war diese verdammte Verletzlichkeit, die er in ihrem Gesicht gesehen hatte, als sie Blakes Namen hauchte, die er nicht vergessen konnte. Sie hatte ihre Seele in diesem einen Wort offenbart, und sie wusste es. Kein Wunder, dass sie so heftig reagiert hatte. Aber er würde ihr nicht wieder erliegen.
    Sein Körper reagierte schon auf

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