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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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Renovierungsarbeiten begonnen. Die Eingangshalle war halbwegs in intakt, auch wenn einige Zimmer auf der anderen Seite noch immer desolat aussahen. Asharti stieg einen der beiden anmutig geschwungenen Treppenaufgänge hinauf, deren Geländer dort aus noch nacktem Holz bestanden, wo man begonnen hatte, sie zu reparieren. Er wurde durch eine schwere Holztür zur Rechten des breiten Eingangs gezerrt und dann einige Stufen und eine weitere Treppe hinunter in den Bauch der Erde gebracht. Das Schloss war im Laufe seines langen Lebens mehrere Male als Gefängnis genutzt worden. Die Gänge wurden von Fackeln erhellt, die ein flackerndes, albtraumhaftes Licht warfen. Durch offene Mauerbögen sah John die kleinen Ziegeltürmchen einer Fußbodenheizung nach antikem Vorbild. Zwischen den Kacheltürmen blubberten heiße Quellen, deren Wärme die darüber gelegenen Räume heizten. Die Luft roch nach Schwefel. Das Schloss war auf einer Ruine aus der Römerzeit erbaut worden.
    All dies registrierte er in einem Teil seines Kopfes, der sich noch immer wie mit Baumwolle gefüllt anfühlte. Die beiden Kerle schleppten ihn in eine dunkle Zelle, deren Mauern aus rohem Stein bestanden. Sie befestigten seine Fesseln an Ketten; sie baumelten von Eisenringen herunter, die in die Decke eingelassen waren. Halb hing er dort – das Metall schnitt in seine Handgelenke ein, seine Beine waren zu schwach, ihn zu tragen. Der Ort war heiß und feucht und erfüllt vom Geruch von Moder und Schwefel. Die Verliestür wurde zugeschlagen, und John blieb in der Dunkelheit zurück, um darüber nachzudenken, was Asharti wohl mit einem Mann anstellen könnte, der Informationen besaß, die sie haben wollte. Mit einem Mann, der sie voller Entschlossenheit hatte töten wollen – leider ohne den finalen Erfolg erreicht zu haben. Wenn er gläubig wäre, würde er nun um Mut beten.
    John wurde durch das Quietschen der Angeln der Metalltür aus einem halb bewusstlosen Dahindämmern geweckt. Er schwitzte in seinem Anzug aus Wollstoff und in seiner Weste. Vor dem flackernden Licht aus dem Gang hob sich die Silhouette einer kurvenreichen Gestalt ab, die in einen hauchdünnen Schleier gehüllt war. Mit einiger Mühe griff er nach den Kettensträngen über seinem Kopf und zog sich daran hoch. Er wollte sich seinem Schicksal stehend stellen. Die Bewegung rief in seinem Kopf ein Schwindelgefühl hervor. Er atmete durch den Mund, um die Übelkeit zu bezwingen. Barlow, ich hätte Ihr Angebot und die Kapsel annehmen sollen , dachte er.
    Quintoc tauchte hinter Asharti auf. Er trug eine Fackel, doch der freundlich-offene Ausdruck seines rosigen Gesichts wurde von einem selbstzufriedenen Grinsen Lügen gestraft. In der anderen Hand hielt er ein langes, gebogenes Messer.
    Asharti trug so gut wie gar nichts am Leib. Ein Nichts aus fast transparenter Seide in Olivgrün, die in zwei breiten Streifen ihre Brüste bedeckte und dann hoch zu den Schultern lief, wurde um die Taille von einem Gürtel gehalten, der aussah, als sei er aus Kupfermünzen gemacht. Von der Taille an fielen die Stoffbahnen in duftigen Wolken bis auf den Boden. Ihre Hüften waren ebenso entblößt wie die Seiten ihrer Brüste. Ihre Fingernägel waren jetzt mit einem Kupferton und nicht mehr mit Gold bemalt. Um die Oberarme trug Asharti breite Schmuckreifen, die wie Amulette aussahen. Ein Halsband aus gehämmertem Kupfer ruhte zwischen ihren Brüsten, und ihre Haut glänzte von einem dünnen Schweißfilm. Dennoch sah sie in der stickigen Atmosphäre entspannt aus. Als sie die Zelle betrat, war diese plötzlich wie mit Leben erfüllt.
    »Jetzt«, sagte sie, »werden wir uns über einige sehr private Dinge unterhalten. Über viele, um genau zu sein. Wir haben alle Zeit der Welt.« Sie sprach Englisch, ihr Akzent war der des Vorderen Orients. Sie nickte Quintoc zu, der seine Fackel in den Metallhalter an der Mauer steckte. John schaute auf das Messer und versuchte, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Der Mann mit dem unschuldigen Gesicht kam zu ihm und fuhr ihm mit der Messerspitze übers Kinn. Es wirkte fast zärtlich.
    »Alle Zeit der Welt«, raunte er.
    »Fang an«, fauchte Asharti.
    Quintoc grinste und schnitt einen nach dem anderen die Knöpfe von Johns cremefarbener Weste ab. Er zog an einem Ende des Krawattentuches, öffnete es und warf es zu Boden, während Asharti um sie herumging und sie beobachtete. Dann begann Quintoc damit, John systematisch die Kleider vom Leib zu schneiden: Rock und Weste, Hose

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