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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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hatten anschreiben lassen. Außerdem schuldete Wally Ferris ein paar Pfund aus den ›Two-Up‹-Spielen, die dieser gewonnen hatte.
    »Es tut mir Leid, Tadd, aber uns bleibt wirklich nichts anderes übrig, als zu gehen«, erklärte Wally.
    Nugget hörte, wie die Männer ihre Sachen zusammensuchten. Er hätte sie gern aufgehalten, aber er konnte nichts tun. Weil er wusste, wie enttäuscht die Missus sein würde, schüttelte er resigniert den Kopf.
    »Ich verstehe, Wally«, meinte Tadd. »Ihr müsst tun, was ihr für richtig haltet!«
    Nugget wandte sich um und stapfte entsetzt davon, und die Missus tat ihm sehr Leid.
    Als Tadd aus der Hütte trat, lag ein schadenfrohes Grinsen auf seinen Zügen. Er sah Nugget gerade noch um die Ecke des Gebäudes verschwinden, folgte ihm und rief ärgerlich: »Hey, warte, Bursche!«
    Nugget blieb stehen und drehte sich um. An seinem eigenartigen Blick sah Tadd, dass der Aborigine seine Unterhaltung mit den Scherern belauscht hatte.
    »Was hast du hier zu suchen?«, stieß Tadd böse hervor. »Ich hab dir doch gesagt, dass die Scherer kein Frühstück brauchen.«
    »Habe den Schafen Wasser gegeben, Boss.«
    »Die Schafe sind dort hinten in den Umzäunungen. Was du getan hast, nennt man spionieren!«
    »Nein, Boss. Aber Sie machen Probleme für Missus?«
    »Das geht dich verdammt noch mal nichts an!«
    Nugget senkte den Kopf und starrte vor sich in den Staub. »Missus rechnet mit der Wolle, Boss. Was Sie tun, nicht gut.« Victoria selbst hatte ihnen am Tag zuvor beim Zusammentreiben und Aussondern der Tiere geholfen, daher wusste er, wie wichtig es ihr sein musste, dass die Wolle pünktlich verschifft wurde.
    Tadd wurde rot vor Zorn. »Du reißt den Mund aber verdammt weit auf, Bursche! Ich schlage vor, du suchst dir dort Arbeit, wo sie ein schwarzes Großmaul brauchen können.«
    Nugget hatte schon seit einiger Zeit damit gerechnet, dass Taddihn entlassen würde. Doch auch wenn er es nicht getan hätte, konnte er nicht auf der Farm bleiben, ohne der Missus zu erzählen, was vor sich ging, denn sie war immer gut zu ihm gewesen. Deshalb nickte er nur stumm.
    »Ein Wort zu Victoria, und ich erschieße dich!«, sagte Tadd, als habe er Nuggets Gedanken gelesen. »Und jetzt mach, dass du von Tambora fortkommst!«
    Nugget starrte ihn auf eine Weise an, die ihn sehr nervös machte. Aber er hätte sich lieber selbst den Arm abgehackt, als es zu zeigen. Er hatte die Aborigines immer unberechenbar gefunden und wusste, dass er sich von jetzt an in Acht nehmen musste.
    Ohne ein weiteres Wort wandte sich Nugget um und ging davon.
    Victoria hatte seit sechs Uhr morgens auf der Terrasse gesessen und auf die Scherer gewartet, und nun war es fast Mittag.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte sie zu Tara, als diese ihr etwas zu trinken herausbrachte. »Ich habe über Funk in der Stadt angerufen, und Ferris sagte mir, dass sie lange vor Sonnenaufgang losgezogen sind. Sie hätten schon vor Stunden hier sein müssen! Würdest du Nerida bitten, Nugget zu mir zu bringen? Er könnte etwas wissen!«
    »Ich hole ihn selbst, Tante Victoria. Nerida hat sich hingelegt – ihr ist heute Morgen furchtbar übel.«
    »Gut, Liebes. Dann bringe ich Nerida etwas Magensalz gegen ihre Übelkeit. Es macht mich verrückt, hier zu sitzen und zu warten!«
    Als Tara zurückkam, war sie sehr blass. »Tante Victoria, du wirst es nicht glauben«, rief sie. »Tadd hat Nugget entlassen!«
    »Er hat was getan?«
    »Es ist wahr. Anscheinend ist Nugget schon in den Busch gegangen – Charlie und Bluey haben es mir gerade erzählt. Sie sind sehr wütend, und ich glaube nicht, dass sie noch gern unter Tadd arbeiten.«
    »Wo ist Tadd?«, stieß Victoria zornig hervor. Sie verstand Tadd schon seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr, aber jetzt war er zu weit gegangen!
    »Ich weiß nicht – wahrscheinlich ihn seinem Cottage«, erwiderte Tara. Sie hatte Tadd schon seit Tagen nicht mehr gesehen und war dankbar dafür.
    Victoria traf Tadd an der Eingangstür des Verwalterhäuschens. Er kam gerade heraus und schlug die Tür hinter sich zu.
    Victoria kam ohne Umschweife zum Thema. »Tadd, ist es wirklich wahr, dass du Nugget entlassen hast?«
    »Ja.«
    »Was hast du dir nur dabei gedacht? Er ist seit Jahren bei uns! Ich wünschte, du würdest mich zurate ziehen, bevor du so impulsive Entscheidungen triffst.«
    Tadd bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Victoria, du hast mich vor langer Zeit zum Verwalter gemacht und mir gesagt, die Einstellung und

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