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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Saladin mitten in der Nacht aufgebrochen, sodass sie noch vor Sonnenaufgang mit der Suche beginnen konnten. Tara war aufgefallen, dass er, als der Hilferuf über Funk eingegangen war, einen Augenblick gezögert hatte, seine Hilfe zuzusagen, und sie hätte gern gewusst, warum. Sicher würde er niemals jemanden im Stich lassen, der seine Hilfe wirklich brauchte, also musste es einen guten Grund für sein Zögern geben. Bluey erzählte ihr später, dass er, seit sich die Nachbarn gegen Victoria gestellt hätten, für diese nicht mehr zur Verfügung stand, etwas, das er noch niemals getan hatte.
    »Wenn keine Leben auf dem Spiel gestanden hätten, hätte er sicher auch jetzt keine Ausnahme gemacht«, meinte Bluey. Und obwohl Ethans Loyalität ihrer Tante galt, war Tara ebenso überrascht wie gerührt.
    Der Tag schien nicht enden zu wollen. Die Männer arbeiteten hart, doch bei Sonnenuntergang hatten sie gerade sechzig Schafe geschoren und sie fühlten sich ziemlich niedergeschlagen.
    »Ein professioneller Scherer schafft allein sechzig Schafe vor dem Frühstück«, meinte Charlie und schleuderte seine Schere wütend zu Boden.
    »Morgen schafft ihr sicher mehr«, tröstete ihn Tara, die selbst todmüde und erschöpft war.
    »Wir schaffen den Termin für die Missus nicht«, sagte Bluey entmutigt. »Ohne Ethan und Nugget haben wir keine Chance.« Die Männer hatten sich nur schwer damit abgefunden, ohne Nugget zu arbeiten, vor allem, weil sie immer noch keinen Lohn erhalten hatten. Tara beschloss, noch einmal mit ihrer Tante darüber zu sprechen.
    »Kommt doch alle heute Abend zu unserer Party«, sagte sie. »Das wird uns alle etwas aufheitern!«
    Als Tara, Riordan und die Kinder zum Haus zurückkamen, sahen sie zu ihrer Überraschung Rex Crawleys Automobil davor stehen.
    »Es sieht so aus, als hätte Rex sich doch noch entschlossen, zu unserer Party zu kommen«, meinte Tara. »Ob er wohl jemanden mitgebracht hat?«
    Als sie das Haus betraten, hörten sie Frauenlachen.
    »Wer kann denn das sein?«, fragte Tara laut und blickte Riordan an, der nur mit den Schultern zuckte.
    Im Wohnzimmer fanden sie Lottie und die Mädchen mit Victoria und Elsa.
    »Himmel!«, rief Tara begeistert. »Wie schön, euch alle zu sehen!«
    »Danke, Tara«, erwiderte Lottie erleichtert.
    »Ist es nicht wunderbar?«, meinte Victoria. »Und sehen sie nicht hinreißend aus in ihren Partykleidern? Ihres mag ich ganz besonders, Maddy – woher haben Sie es? Es sieht nämlich nicht aus, als stamme es aus Mohomet Basheers Laden.«
    Nach einem triumphierenden Blick in Taras Richtung erklärte Maddy mit gespielter Verlegenheit: »Ein Bewunderer hat es mir geschenkt.«
    Victoria brachte nur ein höflich-erstauntes »Oh, ja?« heraus, während Tara überlegte, ob Maddy tatsächlich Ethan meinen konnte.
    Das Kleid war in einem tiefen Dunkelrot gehalten, das sich stark von Maddys porzellanweißer Haut abhob. Es war weit ausgeschnitten, wodurch ihrer vollen Brüste gut zur Geltung kamen, und war eng tailliert über einem weit fallenden Rock. Sie sah hinreißend aus, und Tara versuchte vergeblich, sich einen Schmierflecken von der Nase zu wischen, den sie stattdessen auch noch über ihre rechte Wange verteilte. Sie sah Riordan an, um festzustellen, ob dieser sich ebenso unbehaglich fühlte wie sie, doch er schien viel zu beeindruckt von Maddys Erscheinung, um verlegen zu sein. Als Tara sich wieder Maddy zuwandte, stellte sie fest, dass diese ihrerseits Riordan wie gebannt anstarrte.
    »Riordan«, sagte Tara energisch, »vielleicht sollten wir uns erst einmal waschen und umziehen, bevor wir uns zu unseren Gästen gesellen?«
    »Ja ... ja, natürlich!«
    »Aber beeilt euch!«, flötete Maddy mit süßem Lächeln. Kaum ein paar Minuten zuvor war sie noch recht niedergeschlagen gewesen, weil Ethan fort war. Ihre Stimmung hatte sich jedoch blitzartig gebessert, als sie sah, dass ein gut aussehender Gentleman im Hause weilte. Sie fand Riordan sogar in seinem schmutz- und staubstarrenden Aufzug attraktiver als die meisten Männer zwischen Marree und Alice Springs, auch wenn er im Vergleich mit Ethan eher etwas weich wirkte. Außerdem schlug die Tatsache, dass er unverheiratet zu sein schien, für ihn zu Buche.
    Belles cremefarbenes Kleid mit dem eher hochgeschlossenen Ausschnitt trug nicht dazu bei, ihre glatten, unauffällig braunen Haare oder ihre eher gewöhnlichen Züge aufzuwerten. Lottie dagegen sah in ihrem tiefblauen Kleid und mit dem bunt gemusterten Tuch um

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