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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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vor, irgendwo an der See ein Cottage zu kaufen, vielleicht in Devon, aber jetzt bin ich mir nicht mehr ganz sicher.« Stirnrunzelnd blickte sie Riordan an. »Ich würde gern zu meiner Tante gehen, aber die Depression macht das Leben auch ohne die Last eines weiteren Essers schwierig genug.«
    Riordan wandte sich ab. Tara spürte, dass ihn irgendetwas beschäftigte, aber er wirkte zu gleichgültig, als dass es ihr Bericht hätte sein können. Plötzlich schoss ihr ein erschreckender Gedanke durch den Kopf. »Sie glauben überhaupt nichts von dem, was ich Ihnen gerade erzählt habe, stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll«, gab er offen zurück.
    Tara starrte ihn fassungslos an. »Glauben Sie am Ende, ich hätte das alles nur erfunden?«
    Riordan wandte sich ganz zu ihr um und starrte zurück, wütend auf sie und sich selbst, aber ohne, dass er einen Grund dafür hätte nennen können. »Ich weiß, dass Sie durchaus fähig sind, sich die wildesten Geschichten auszudenken, Tara – zum Beispiel die von Lady Bowers!«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, warum ich das getan habe. Für gewöhnlich erzähle ich niemandem fantastische Geschichten, aber ich konnte hier ja schlecht als Zigeunerin hereinspazieren ... Himmel, ich würde mir doch niemals etwas so Schreckliches, derart Schockierendes über mich selbst ausdenken!«
    »Aber warum hat dann ihr Vater diesem Stanton geglaubt? Ich kann nicht einmal verstehen, warum Sie die Sicherheit Ihrer Familie verließen, um nachts allein spazieren zu gehen!«
    »Ich wollte ein bisschen Luft schöpfen ... Heilige Mutter Maria, warum mache ich mir überhaupt die Mühe, mich zu verteidigen? Es ist doch ganz klar, dass Sie Ihr Urteil längst gefällt haben!«
    »Es gab doch sicher Beweise dafür, dass dieser Stanton Sie vergewaltigt hat, besonders wenn Sie sich gewehrt haben!«
    »Beweise?«
    »Kratzspuren im Gesicht ...«
    Tara wurde plötzlich blass. »Vielleicht nicht im Gesicht. Aber mein Wort hätte meinen Eltern genügen müssen. Sie kannten mich besser als irgendjemand sonst. Ich war manchmal übermütig, aber nie eine Lügnerin!« Sie warf Riordan einen scharfen Blick zu. »Und was Sie betrifft, ist es schließlich nicht mein Fehler, dass Sie aus mir eine Art Prinzessin gemacht haben, die auf Rettung wartet. Also geben Sie mir auch nicht die Schuld daran, wenn Ihre Illusionen zerplatzen!«
    Ihre Worte waren für ihn wie ein Schlag ins Gesicht, denn sie hatte die Wahrheit erkannt.
    »Ich habe weder meinen Vater noch Sie betrogen, was das betrifft ...« Ihre Worte endeten in einem Schluchzen.
    Unter Tränen stürmte sie aus Riordans Büro und schlug die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu.
    Riordan starrte ihr nach, aschfahl im Gesicht. Zu gern hätte er ihr geglaubt. Doch er konnte sich nicht überwinden, ihr zu trauen. Der Gedanke, er könnte sich wieder in ihr täuschen, war unerträglich. Nein, nicht noch einmal! Er hatte sie tanzen gesehen, hatte beobachtet, wie sie die Männer in einen Taumel der Leidenschaft versetzte – bei Gott, auch er war einer von ihnen gewesen! Er stellte sich vor, wie sie auf der Farm ihrer Familie herumstolziert sein mochte, gekleidet in weiche Spitze und mit Männern wie Stanton Jackson flirtend ... Bestimmt hatten auch die Zigeuner sie mit begehrlichen Blicken beobachtet ...
    Verdammt, er wusste einfach nicht, was er denken sollte. Er kannte sie nicht als Unschuld, aber er hatte sie als Verführerin erlebt.
    Draußen vor Riordans Büro tupfte sich Tara die Tränen ab. Als sie aufblickte, stellte sie fest, dass Kelvin Kendrick sie voller Verachtung anstarrte.
    »Warum starren Sie so?«, stieß sie wütend hervor.
    »Verlassen Sie sofort das Gebäude«, erwiderte Kelvin eisig. »Leute wie Sie gehören auf die Straße!«
    Taras Wut erreichte ungekannte Ausmaße, und sie stürmte aufihn zu. »Sie weibischer Zwerg ... Sie scheinheiliger, fantasieloser Speichellecker ...!«
    Kelvin fuhr erschrocken zurück, doch dann schnaubte er: »Ah, jetzt zeigen Sie also Ihr wahres Gesicht, Miss Killain. Wenn Sie nicht sofort gehen, rufe ich einen Constable!«
    Auf der Suche nach einem passenden Gegenstand, den sie ihm ins Gesicht werfen konnte, entdeckte Tara ihr Porträt auf einem Tisch. Kelvin war dabei gewesen, es zu verpacken, um es ihrer Tante zu schicken. Sie erkannte den Namen, und unter der Adresse stand Australien. Entschlossen griff sie danach.
    Kelvin blieb vor Empörung der Mund offen stehen. »Sie können das nicht einfach

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