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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Everett, der Besitzer des Ladens nebenan, sortiert die Post, und Ferris hört den Funk ab. Die beiden sind über alles informiert, was sich im Umkreis von ein paar hundert Meilen tut, und es überrascht mich, dass er nichts von Ihrer Ankunft mit dem Zug wusste. Normalerweise begrüßt er alle Besucher persönlich.«
    »Ich hätte schon vor über einer Woche ankommen sollen. Wir hatten keine Ahnung, wann die Gleise wieder repariert sein würden, und ich bezweifle, dass irgendjemand anderer es gewusst hat. Die Bahnarbeiter in Marree scheinen ihren eigenen Arbeitsplan zu haben.«
    Tara folgte Ethan den langen Flur entlang.
    »Das hier ist die Küche«, meinte er und stieß eine Tür an der linken Seite auf. Man sah einen großen Raum, in dem riesige Holzöfen standen. Auf einem der Ofen stand ein Topf, in dem etwas vor sich hin köchelte.
    »Überraschung! Es gib Kaninchengulasch!«, sagte Ethan, der den Essensduft einsog. Tara lächelte in sich hinein.Kaninchengulasch war auch bei den Zigeunern ein wesentlicher Bestandteil des Essens gewesen, besonders wenn sie über Land gefahren waren. Sie musste zugeben, dass dieses Gulasch sehr gut roch, vor allem nach dem schrecklichen Essen im ›Great Northern Hotel‹ in Marree, aber die Fliegen, die überall auf dem Küchentisch herumkrabbelten, stießen sie ab.
    Tara hatte Mühe sich vorzustellen, wofür das Hotel so riesige Herde benötigte, wenn es kaum Gäste und noch weniger Bäume gab, die Holz zum Kochen geliefert hätten. Dann fiel ihr ein, dass zwei der Kamele mit Holz beladen gewesen waren. Sie fragte sich, aus welcher Entfernung es wohl herangeschafft worden war und ob die Herde in der Hoffnung gebaut worden waren, dass die Stadt sich zu einem blühenden Zentrum entwickeln würde.
    Aus einer Kanne auf dem Tisch goss Ethan ihnen allen ein Glas Wasser ein, bevor es mit der Besichtigung weiterging. »Es gibt sechs Gästezimmer und zwei Bäder. Eines liegt draußen gleich neben der Hintertür, es ist klein und sowohl tagsüber als auch nachts verdammt heiß, weil es darin kein Fenster gibt. Ich ziehe das große vor, genau wie die Scherer und die Viehtreiber, wenn sie in die Stadt kommen.«
    »Können wir die Bäder sehen?«, fragte Tara in Hochstimmung.
    Sie folgten Ethan wieder hinaus ins Freie, wo ein kleines Bad an die hintere Wand angebaut worden war. Er stieß die aus Holzleisten zusammengenagelte Tür auf, in der einige Lücken klafften, und trat zurück. Tara starrte in die Dunkelheit und sah eine große Zinkwanne, neben der eine kleine Bank stand. Davon abgesehen war der Raum absolut leer. Heerscharen von Fliegen tummelten sich in der Mitte des Raumes, und auf dem Boden krabbelten undefinierbare Insekten herum. Wie Ethan gesagt hatte, gab es kein Fenster. Die Lücken in der Tür ließen etwas Licht durch, und das niedrige Blechdach verwandelte das Bad in einen wahren Glutofen. Trotzdem war für Tara jede Art von Bad ein Luxus, den sie viele Jahre lang entbehrt hatte.
    Der andere Waschraum hatte verrostete Eisenwände, das Dachwar offen und der Boden bestand aus Erde. Die Badewanne wirkte riesig und wie alles andere sehr staubig.
    »Wir werden das kleinere Bad benutzen«, beschloss Tara.
    Ethan sah sie überrascht an. »Wie Sie meinen. Dann hole ich jetzt Saladin, damit er ihnen Wasser aus dem Brunnen hochpumpt. Sie werden es miteinander teilen müssen.«
    »Natürlich tun wir das. Aber bitte bemühen Sie Ihren Mitarbeiter nicht – ich kann das Wasser selbst holen.«
    »Das ist keine Mühe.« Bevor Tara ihn zurückhalten konnte, rief er Saladin Anweisungen zu, der das Holz von den Kamelen ablud und an einer der Seitenwände des Hotels stapelte.
    Der Gedanke an ein Bad ließ Vorfreude in Tara aufsteigen. Sie verfluchte den heißen Wind, der den Staub aufwirbelte, sodass dieser an ihrem schweißbedeckten Körper kleben blieb. Als Ethan wieder hereinkam, sagte sie: »Sie ahnen gar nicht, wie dankbar ich für ein Bad bin, bevor wir uns auf den Weg nach Tambora machen.«
    Er sah sie an, und der Ausdruck seiner dunklen Augen wurde sanfter. Tara fand sein Äußeres sehr interessant, diese Mischung von europäischem Blut und einem kleinen asiatischen Einschlag. Plötzlich spürte sie, wie sein intensiver Blick irgendetwas in ihr anrührte, ohne dass sie begriff, warum – denn sie fand ihn nicht besonders attraktiv.
    »Ich weiß genau, wie Sie sich fühlen«, sagte er. »Ich bin oft Tage zwischen zwei Wasserlöchern und Wochen zwischen zwei Städten unterwegs.«
    »Oh,

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