Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
lassen, selbst wenn das hieß, dass ich sie irgendwie auf die schwarze Liste der Fluggesellschaften kriegen musste.
Sie brachte noch immer ihre Argumente vor, als ich plötzlich hörte, wie meine Tür aufging. Ich schaute rüber, wusste aber nicht so recht, was ich mit dem anfangen sollte, was ich da sah. Dante stand auf der Schwelle, aber irgendwie war er nicht ganz da: Von ihm blieb nur eine Art durchsichtiges Hologramm. Dann nahm er plötzlich seine übliche Form an, verblasste aber gleich wieder mit einem Flackern.
»Äh, können wir vielleicht in ein paar Tagen nochmal darüber sprechen? Dante kommt gerade zur Tür herein, und … er … sieht gar nicht gut aus.«
»Oh, Süße, hast du ihn womöglich angesteckt?«
»Keine Ahnung, was mit ihm los ist.«
»Bestell ihm schöne Grüße von mir. Passt gut auf euch auf. Ich hab dich lieb, Schätzchen.«
»Ich dich auch. Ciao.« Ich legte auf.
»Du kannst mich also sehen?«, fragte Dante ungläubig.
»Was ist denn los mit dir?«
Er hielt eine Pipette in der Hand und gab damit einen Tropfen auf seine Hand, verrieb die Flüssigkeit und schüttelte dann Arme und Beine aus. »Und jetzt, kannst du mich jetzt sehen?«
»Ja.«
Er fügte noch mehr Flüssigkeit hinzu und verrieb sie am ganzen Körper, als versuchte er, einen Schwarm Bienen abzuschütteln. »Und wie sieht es jetzt aus?« Jetzt war er kein Hologramm mehr, sondern wieder ganz der Alte.
»Dan, ja. Hör auf damit. Bitte.«
Er murmelte ein paar Kraftausdrücke vor sich hin und ballte die Fäuste.
»Hören kann ich dich übrigens auch.« Ich lachte.
»Gib mir mal deinen Anhänger, den von Lance.« Beharrlich wackelte er mit dem Finger vor meinem Gesicht herum.
»Ist das dein Ernst?« Ich nahm meine Halskette ab und reichte sie ihm. »Willst du diese neue Fähigkeit wirklich dazu benutzen, um Leute auszurauben? Rechne nicht mit mir als Komplizin.«
»Zu spät.« Er rieb die bourbonische Lilie mit einem Tropfen der Flüssigkeit ein. Zischend stieg ein Rauchwölkchen auf. »Jetzt halt den Anhänger fest und stell dir vor, dass du unsichtbar bist.« Ich schloss die Augen, konzentrierte mich und malte mir aus, wie mein Umriss, mein Körper langsam von der Luft verschluckt wurde. Es war dieselbe Kraft, die ich auch nutzte, um Dinge zum Schweben zu bringen, nur sah ich sie jetzt aus einem ganz neuen Blickwinkel.
»Wow, Haven, du bist echt gut.«
»Was meinst du damit?«
»Guck dich doch nur mal an.« Ich drehte mich zum Spiegel um und entdeckte statt meines Abbildes lediglich einen dunklen, verschwommenen Klecks. Einen dunstigen Umriss. Hinter meiner Stirn begann es zu rattern.
»Wow, ich seh heute ja echt super aus«, witzelte ich.
»Schon komisch«, murmelte Dante. »Ich kann dieses Zeug zwar zusammenbrauen, aber es funktioniert bei mir nie so gut wie bei dir. Du hast es wirklich drauf, Hav.«
»Du bist aber auch nicht schlecht.«
»Jetzt versuch mal, dich zurückzuverwandeln«, schlug er mit der fröhlichen Anspannung eines Kindes vor, das einem Zauberkünstler zusieht.
»Wenn ich jetzt für immer so bleibe, dann hast du ein Riesenproblem mit mir.« Ich lachte, während ich nach dem Anhänger griff und mich wieder konzentrierte.
»Siehst du, genau das meine ich«, sagte Dante und zeigte zum Spiegel. Ich schaute hin, und da war ich wieder. »Du bist echt der Wahnsinn. Nur gut, dass die anderen dich nicht angeworben haben.« Er seufzte. »Übrigens hatte ich das bei dem ganzen Trubel total vergessen, aber ich bin ganz schön sauer auf dich.«
»Bist du?« Ich war mir nicht sicher, ob das jetzt nur ein Witz war oder er es ernst meinte.
»Oh ja.« Das kam wie aus der Pistole geschossen und brachte mich zum Schweigen. Ich setzte mich erst einmal.
»Als wir dich drüben auf der Türschwelle gefunden haben und ihn neben dir … Haven, am liebsten hätte ich ihn umgebracht.«
»Aber er hat doch gar nichts gemacht. Überhaupt nichts. Er will doch nur Informationen an uns weitergeben, um uns zu helfen, und …«
»Ich weiß, ich weiß.« Jetzt wurde er laut und schnitt mir einfach das Wort ab. Ich senkte den Blick. »Ich weiß . Aber der Punkt ist doch, dass ich es in dem Moment nicht wusste. Und deshalb hätte ich ihn wirklich umbringen können, wir hätten ihn alle umbringen können. Lance hätte ihn umbringen können.«
Dante gab mir ein paar lange Sekunden, damit ich das erst einmal verdaute.
»Er wollte ihn umbringen, Hav.« Den letzten Satz sprach er ganz langsam aus. »Weil er dachte, dass
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