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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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diesem Mittel, das im Prinzip eine Person einfach verschwinden lässt und … Hav! «, fuhr er mich an, als wir gerade an Connors Raum vorbeikamen, und zwar so laut, dass ich befürchtete, unser Teamleiter würde wach werden und aus Sorge um uns aus seinem Zimmer stürmen.
    »Was?!« Ich zuckte zusammen. »Was denn, Dan? Sorry.« Ich schüttelte den Kopf. »Was hast du gerade gesagt?«
    »Also echt, du hast ja kein einziges Wort von all dem mitbekommen, was ich dir gerade erzählt habe. Was verschweigst du mir?«
    Dante wusste immer ganz genau, wann ich ihm etwas nicht erzählt hatte – das war eben das Risiko, wenn man Zeit mit einem wirklich guten Freund verbrachte –, und jetzt starrte er mich in Erwartung einer Antwort an. Ich drehte mich langsam um, sah ihm in die Augen und holte tief Luft.
    »Ich habe heute Lucian gesehen«, verkündete ich so bedeutsam, wie es der Information angemessen war.
    Ihm klappte die Kinnlade runter.
    Als ich ihm schließlich die ganze Story erzählt hatte, waren wir wieder draußen, lehnten uns ans Geländer und warfen einen Blick in den Hof.
    »Das gefällt mir überhaupt nicht, Hav«, sagte Dante und schüttelte den Kopf. »Er will deine Hilfe? Das passt mir gar nicht.«
    Weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, sog ich erst einmal die kühle Nachtluft ein. Ich hatte das Gefühl, mich verteidigen zu müssen. Aber bevor ich etwas erwidern konnte, drangen von unten Stimmen herauf und ließen uns verstummen – das hörte sich an wie Tom und … konnte das denn sein, River? Sie schienen sich auf der Bank unten zusammengekuschelt zu haben. Es erstaunte mich doch immer wieder, wie sich die Leute in einer Gruppe zu Paaren zusammenfanden – man konnte eigentlich nie sagen, wer bei wem landen würde. Jetzt sah ich zum Eckfenster der Nachbarvilla rüber, das rabenschwarz dalag.
    In Gedanken ging ich mein Zusammentreffen mit Lucian noch einmal haarklein durch. Vor meinem inneren Auge blitzten Bilder auf, die von Gefühlen, Impulsen begleitet wurden, alles schien auf einmal durcheinanderzuwirbeln: das Flüstern an meinem Ohr, der Blick zurück zum Abschied, die Qual in seinen Augen, die Hand, die sich mit festem Griff auf meine Schulter legte, und zum ersten Mal seit so langer Zeit wieder seine Nähe. Dieses Gefühl wollte ich am liebsten immer und immer wieder spüren, und trotzdem konnte ich genau das kaum glauben. Lucian hatte seit Monaten in meinen Gedanken fortgelebt, und jetzt stand er plötzlich in Fleisch und Blut wieder vor mir. Selbst im Dämmerlicht hatte er mitgenommen gewirkt, so als ob sein Geist gebrochen wäre. Das war wohl so ähnlich wie bei einem Soldaten, der aus dem Krieg zurückkehrte. Nicht auszudenken, was ihm in seiner Zeit da unten alles widerfahren war. Es machte mich fertig, dass das alles meine Schuld war, weil ich ihn dort runtergeschickt hatte, um mich selbst zu retten. Und deshalb war jetzt der Glanz in seinen Augen – der mich einst eingefangen und nicht wieder losgelassen hatte – getrübt. In unseren wenigen gemeinsamen Minuten hatte ich danach in seinem Blick gesucht und auch geglaubt, ihn gefunden zu haben, oder zumindest die Erinnerung daran –, und das reichte, um meinen Puls zum Rasen zu bringen und die Schmetterlinge in meinem Bauch zum Leben zu erwecken.
    Jetzt aber zwang ich mich dazu, das alles auszublenden und mich stattdessen darauf zu konzentrieren, was er tatsächlich gesagt hatte. Und als ich diese wenigen Worte analysierte, hatte ich den Eindruck, dass er wirklich auf meiner Seite war. Oder? Es sah doch so aus, als wäre er nicht wieder in die Reihen der Seinen zurückgekehrt. Er hatte schließlich versucht, mich vor irgendetwas zu warnen. Warum hätte er sich sonst diese Mühe machen sollen? Und er hätte mich heute Abend problemlos verletzen oder umbringen können, wenn er gewollt hätte. Seine Kräfte waren den meinen weit überlegen. Trotzdem musste ich aufpassen. So gerne ich auch das Beste annehmen wollte, ich musste ihn auf Abstand halten, einfach nur, um sicherzugehen.
    Ein Prusten riss mich aus meinen Gedanken. Ich lehnte mich vor, kniff die Augen zusammen und entdeckte zwei Personen, die aus der Dunkelheit der Durchfahrt in den erleuchteten Hof traten. Sie lachten und kicherten so laut, dass ich sie vermutlich selbst in meinem Zimmer noch gehört hätte. Dante gab mir einen Klaps auf den Arm und deutete auf die beiden, die hier Stunden nach der Sperrstunde eintrudelten. Sie klammerten sich aneinander, hatten sich

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