Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
habe kein gutes Gefühl bei …«
»Sieh mal, ich verstehe dich ja. Die ganze Geschichte hat dich traumatisiert. Das kann ich nachvollziehen, glaub mir. Aber ich denke, ich komme schon ganz gut alleine zurecht«, versicherte sie. »Und ich werde jetzt bestimmt nicht zuhause rumhocken, nur weil mich ein umwerfender Fremder um ein Date gebeten hat und er in deinen Augen zu umwerfend und zu fremd ist.«
»Ich fürchte, du bist dir gar nicht darüber im Klaren, wozu diese Leute fähig sind. Und er ist einer von ihnen, das weiß ich.« Ihr Blick machte mir klar, dass ich nicht sehr überzeugend gewesen war. »Guck dir doch nur dieses Bild an. Das musst du einfach sehen.« Ich hielt es ihr hin, aber sie wischte es mit einer Handbewegung beiseite.
»Lass mich in Frieden«, versetzte sie. Sie war ganz ruhig, aber jedes einzelne Wort fühlte sich an wie ein Nadelstich. »Ich muss jetzt los. Gute Nacht.«
Und dann stolzierte sie davon. Ich blieb wie angewurzelt stehen und stellte mich auf Türenknallen ein. Stattdessen erklang ihre Stimme plötzlich zuckersüß: »Hi, Lance! Wie geht’s dir denn so?« Dann hörte man das Schmatzen eines Kusses auf Wange oder Mund; genau konnte ich das vom Zimmer aus nicht erkennen. »Steht die Sache mit dem Konzert am Samstag noch?« Seine Antwort konnte ich auch nicht hören. Ich glaube, es war ein leises »Hm-hm«. Ich sah direkt vor mir, wie er von ihrer Keckheit, ihren Klamotten, ihrer ganzen Persönlichkeit gerade völlig überwältigt wurde.
Als er in mein Zimmer trat, war sein Körper zwar mir zugewandt, er sah aber immer noch in Richtung Tür, als sei er fasziniert genug, um einfach nur die Stelle anzustarren, an der gerade noch Sabine gestanden hatte. Endlich schaute er mich an. »Die hat aber gute Laune.«
In diesem Moment hatte ich zwar nicht besonders viel für sie übrig, aber ich konnte sie trotzdem nicht einfach sich selbst überlassen. Ich seufzte. »Wir müssen mit Connor reden.«
In seinem Zimmer nahm Connor hinter verschlossenen Türen die Fotos mit hartem Blick unter die Lupe. Eigentlich hatte ich die Bilder und meine Fähigkeit vor der Gruppe geheim halten wollen, aber diese Informationen konnte ich jetzt einfach nicht für mich behalten. Mir kam die SMS in den Sinn: Wenn man Connor wirklich vertrauen konnte, dann konnte ich ihm auch die Aufnahmen zeigen. »Ihr wisst also nicht, wo sie hinwollte?«, fragte er mit ernster Stimme.
Ich schüttelte den Kopf. »Aber die sind immer in dieser Bar, du weißt schon, die in St. Peter.«
»Dann mache ich mich jetzt auf den Weg dahin. Ich gucke auch mal, wer gerade zuhause ist, und bitte alle, uns beim Suchen zu helfen. Dann zieht mal los, aber passt gut auf euch auf.«
Bevor wir aus dem Haus gingen, rief ich Dante bei Mariette an. »Mal rein hypothetisch: Nenn mir fünf Lokale, in die du Max zu einem Date ausführen würdest.«
»Ich mag deine Hypothesen, Hav! Das ist ganz einfach: Arnaud’s, Galatoire’s, Brennan’s …« Ich schrieb die Namen auf und versprach, ihm später alles zu erklären.
Lance und ich sprangen über das Geländer des Balkons und kamen im Hof auf. Autsch. Ich war schon wieder auf schwachen Knöcheln aufgekommen und gestürzt. Aber es wurde langsam leichter. Dann schossen wir in die dunkle Nacht, schauten in jedes Fenster und jede Tür, ließen unseren Blick unterwegs über alle Gesichter wandern. Während unserer Suche brachte ich Lance über alles auf den neuesten Stand.
»Und das Foto von Jimmy?« Er schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich ein schlechtes Zeichen. Bei der Arbeit kam er mir heute ganz normal vor, aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke – war er in letzter Zeit wirklich oft unterwegs.«
Wir marschierten schweigend ein paar Blocks entlang und ließen die Musik, die fröhliche Menge auf uns wirken, all diese Menschen ohne Kummer und Sorgen. An einer Kreuzung blieben wir stehen, bis die Autos vorbeigefahren waren. Ich warf einen Blick in das Eckrestaurant, vor dem wir standen. Das hatte Dante erwähnt. Im Inneren leuchteten Blumen und kristallene Gläser auf den Tischen, während elegant gekleidete Gäste edle Versionen typischer Cajun-Spezialitäten einnahmen. Durch die honiggelb erleuchteten großen Fenster konnte ich einen breiten Streifen des Lokals sehen. Einige der Gäste lehnten an der Theke, wo sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einem Drink in der Hand auf einen Tisch warteten. Ich bemerkte ein Paar, das eng beieinanderstand und gemeinsam über etwas lachte,
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