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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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denselben kräftigen Zügen.
Für Ihre Dienste,
hatte er geschrieben. Eva wurde blass – bis ihr klar wurde, dass er ihre Dienste als Heiratsvermittlerin gemeint hatte und nicht Dienste persönlicherer Natur. Sie drehte das Blatt hin und her. Keine Andeutung, dass er ihre Zusammenkunft genossen hatte oder sich auch nur daran erinnerte. Ein Gefühl düsterer Vorahnung beschlich sie, als sie ein zweites Blatt Papier aus dem Päckchen holte und untersuchte.
    »Noch ein Brief?« Mimis Gesicht wurde noch länger. Eva schüttelte den Kopf und ließ ihre eigenen Hoffnungen fahren. »Nein, es ist …«
    Sie ließ das Papier auf den Tisch fallen, damit alle es sehen konnten.
    Pinots Augen leuchteten auf, und er grapschte fröhlich danach. »Ein Bankwechsel.«
    »Hat er unterschrieben?«, fragte Odette bang.
    Er nickte. »Volle Bezahlung! Ich geh die Einzahlung machen.« Damit stürmte er davon, um Hut und Mantel zu holen.
    Tränen der Enttäuschung brannten in Evas Augen. Nach allem, was zwischen ihnen geschehen war, erwartete Dane noch immer von ihr, dass sie eine menschliche Braut für ihn fand? Ein seltsam schmerzhaftes Gefühl der Trauer überkam sie. Sie wandte sich ab und wischte sich heimlich mit dem Taschentuch die Tränen von der Wange.
    Odette rieb ihr über den Rücken, als wäre sie noch immer ein Kind. »Armes
bebe!
«, murmelte sie, so leise, dass die Mädchen sie nicht hörten. »Siehste? Du lässt ihn ran, und was macht er? So sin’ se alle, die Satyrkerle – alle Anderweltkerle. Nutzen einen aus, wenn man se lässt. Heiratest besser ’nen Menschen, den kannste mit deiner Magie kontrollieren.«
    Odette hatte recht. Eva straffte ihren Rücken und legte das Taschentuch und damit ihren Kummer beiseite. Sie machte sich lächerlich. Natürlich erwartete Herr Satyr von ihr, dass sie ihre Vereinbarung einhielt. Was denn sonst? Hatte sie geglaubt, er würde heute Nachmittag wiederkommen, ihr seine Liebe erklären und beschließen, die Weisung des Rates zu ignorieren? Natürlich nicht! Ebenso wenig, wie sie ihre Pläne, einen menschlichen Ehemann zu finden, aufgegeben hatte. Es hatte sich nichts geändert. Sie beide mussten ihre Familien und ihr Vermögen schützen, und das hieß, sich den Wünschen des Rates zu beugen.
    Sie war nur deshalb so aufgebracht gewesen, weil das, was zwischen ihnen passiert war, so neu für sie war. Weil sie eben noch nie mit einem Mann aus Fleisch und Blut zusammen gewesen war, das war alles. Und er war ein Satyr, um Himmels willen – die Satyrn waren als kunstfertige Liebhaber wohlbekannt!
    Natürlich war es eine überwältigende Erfahrung gewesen!
    Und
wie
überwältigend! So anders als das, was sie seit ihrem achtzehnten Geburtstag jeden Vollmond getan hatte. So ganz genau das, was sie wollte. Sie hatte sich gefühlt, als wäre das der Beginn von etwas und nicht das Ende. Doch vielleicht hatte er nicht dasselbe gefühlt wie sie.
    »Briefe klappern nicht«, vernahm sie Lena. »Da muss noch mehr drin sein.« Eva hörte, wie die Kleine hinter ihr in dem Päckchen herumstöberte. Dann: »Aha!«, und eine triumphierende Lena hielt eine kleine Schachtel hoch und schüttelte sie leicht. »Sie klappert.«
    Mimis Miene hellte sich erwartungsvoll auf. »Bonbons?«
    »Schmuck wär besser«, meinte die pragmatische Odette. »Den kann man verscherbeln und dafür ’ne Menge Süßkram kaufen und Klamotten und vielleicht ’ne neue Kutsche.«
    Eva nahm die Schachtel und holte einen kleinen Beutel heraus, den sie auf den Tisch ausleerte. Eine einzelne grüne Olive purzelte heraus und dann noch eine. Und noch eine.
    »Oliven!«, rief Lena überrascht aus.
    Eva presste ihre zitternden Finger an die Lippen und starrte gerührt auf das einfache Geschenk. Sie hatte seine Oliven gewollt, und er hatte sie mit Dutzenden davon beschenkt. Eine aufmerksame und prompte Geste. Er musste direkt von ihr in den Hain gegangen sein und sie gepflückt haben.
    »Un, deux, trois …«
Mimi tippte eine jede mit der Fingerspitze an und übte zählen.
    »Was soll ’n das für’n Geschenk sein?«, fragte Odette säuerlich.
    »Das sind die Oliven, die wir für die Pulver brauchen«, erklärte Eva. »Aus dem Hain, der in
Mamans
Büchlein beschrieben ist.«
    »Das haste ihm erzählt?«
    »Nur, dass meine Mutter dort einige gepflückt hatte.«
    Odette presste besorgt die Lippen zusammen. Mit einem Wort schickte sie die Kinder in ihren Unterricht zurück. Und sobald sie gegangen waren, begann sie mit einer erneuten

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