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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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antworten. Seine Art, mit Menschen umzugehen, hat mir überhaupt nicht gefallen!«
    Chad starrte sie an. »Du denkst, Morris ist hinter dem Talisman her, und er vermutet, dass du ihm an dem Abend etwas verschwiegen hast? Deshalb folgt er dir, um herauszufinden, was dieses Etwas ist?«
    Myra nickte.
    »Das ist doch verrückt«, meinte Chad kopfschüttelnd. Dann setzte er hinzu: » Hast du ihm etwas verschwiegen?«
    Myra rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. »Das ist es ja gerade, was mir Sorge bereitet. Ich habe ihm eigentlich nichts verschwiegen. Ich erinnere mich, dass Heather mir vor langer Zeit, kurz nachdem du und ich zusammengekommen sind, die Legende zum ersten Mal erzählt hat. Und ich erinnere mich, dass sie damals etwas von einem Talisman erwähnt hat. Was genau das war, weiß ich aber nicht mehr!« Sie fuhr sich aufgebracht durchs Haar. »Ich fühle, dass sie mir damals mehr über den Talisman erzählt hat als nur, dass er sehr kraftvoll und stark gewesen sei. Aber was …?«
    »Versuch dich zu erinnern, mein Schatz. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen.«
    »Ich versuche es ja, aber es gelingt mir einfach nicht.« Myra rieb sich die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht. Sie konnte sich nicht an die Einzelheiten von damals erinnern. Ihre Erinnerung an die Zeit vor zwanzig Jahren, als sie aus Victoria nach Boulder Landing zurückgekehrt war und Chad kennengelernt hatte, schien verschwommen. Viele ihrer liebsten Erinnerungen stammten aus jener Zeit, und nun schienen sie ihr einfach durch die Finger zu gleiten. Was war nur mit ihr los? Sie wusste, sie war im Auto aus Victoria gekommen, doch bevor sie Boulder Landing hatte erreichen können, hatte die Dunkelheit sie überrascht. Sie war müde gewesen und hatte nicht weiterfahren wollen. Schließlich hatte sie auf einer Raststätte geparkt und die Morgendämmerung abgewartet. Am nächsten Tag war sie am Thunder Mountain gewandert und hatte Chad getroffen. Diese Erinnerungen waren noch greifbar, aber auch sie begannen zu verblassen, zu verschwimmen. Hatte sie tatsächlich auf dem Parkplatz übernachtet oder …? Einen Augenblick lang fühlte sie sich, als versuche jemand, ihr die Identität zu rauben.
    »Vielleicht war es ja auch gar nicht so wichtig. Vielleicht bilde ich mir einfach etwas ein.«
    Chad schüttelte den Kopf. »Tatsache ist, dass Morris mit aller Macht herausbekommen wollte, was es mit der Legende und besonders mit dem Talisman auf sich hat. Heute ist er dir den ganzen Tag lang gefolgt, und nun sitzt er dort unten in seinem Wagen. Das hat nichts mehr mit Einbildung zu tun!«
    »Was sollen wir machen?«
    »Ich werde versuchen herauszufinden, was es mit alldem auf sich hat. Vielleicht finden wir im Internet etwas über die Legende heraus, etwas, das Heather übersehen hat. Ich glaube nicht, dass es sich lohnt, Heather noch einmal zu fragen. Ihr Gedächtnis lässt in letzter Zeit stark nach.«
    »Chad, ich glaube nicht, dass du im Internet etwas finden wirst. Dann hätte Morris es auch längst gefunden, und er bräuchte uns nicht nachzustellen.«
    »Du hast recht. Aber im Augenblick fällt mir einfach nichts anderes ein. Ich muss etwas tun. Ich kann nicht nur so dasitzen und Däumchen drehen!«
    Also verbrachten sie die nächste Stunde am Computer und suchten das Internet ab, ohne jedoch etwas zu finden.
    Myra schüttelte ratlos den Kopf.
    »Lass uns aufhören, Chad. Wir werden nichts finden. Deshalb hat Morris wohl auch Heather aufgesucht. Ihr Leben lang ist sie eine reiche Quelle für die Mythen und Legenden ihres Volkes gewesen – aber jetzt, im hohen Alter, wird es schwieriger für sie, sich zu erinnern.« Sie ging zum Fenster hinüber und blickte vorsichtig auf die Straße hinunter.
    »Morris ist immer noch da«, sagte sie missmutig und ging zum Schreibtisch zurück. »Es wird spät, Chad. Lass uns nach Hause fahren. Oh, ich wünschte, ich könnte mich an die Einzelheiten erinnern! Ich wünschte, ich hätte damals besser zugehört, als Heather mir die Geschichte das erste Mal erzählt hat!«
    Chad schüttelte den Kopf.
    »Tatsache ist, dass du damals zugehört hast, mein Schatz. Irgendwo in deinem Unterbewusstsein sind alle Einzelheiten gespeichert. Wir müssen nur einen Weg finden, sie wieder an die Oberfläche zu bringen.«
    »Vielleicht sollten wir es mit Hypnose versuchen«, meinte Myra. Sie wusste einfach nicht mehr weiter. »Ich fühle, dass die Sache von großer Dringlichkeit ist, die von Minute zu Minute zunimmt. Nicht nur

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