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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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kommen lassen, aber als er ihr bleiches, entsetztes Gesicht sah, erschrak er. Behutsam nahm er sie in seine Arme.
    »Myra, was ist passiert?«
    Myra, wieder ganz sie selbst, rief entsetzt aus: »Chad, er wird mich töten!«
    »Wer?« Chad blickte sie ernst und beunruhigt an.
    »Simon Morris!«
    »Myra, warst du in der Zukunft? Was hast du dort gesehen? Dass er dich umbringt?«
    Myra schüttelte den Kopf.
    »Er wird hierherkommen … zu uns, ins Jetzt … Deshalb ist er uns auf den Fersen … Er kommt aus der Zukunft und hat uns ausspioniert, was ich über den Talisman weiß und ob ich eine Gefahr bin … Wir waren auf dem Weg – in der Zukunft –, um Morris zu stoppen, aber ich weiß nicht, ob es uns geglückt ist … Und dann war da noch diese andere Frau, Meghali …«
    »Warte!« Chad sah sich suchend um. »Lass uns einen besser geschützten Platz suchen … Hier, diese Felsbrocken sind ideal … Und nun erzähl alles der Reihe nach.«
    »Ich war mit dir in Squalath …«
    »Du bist also in der Zukunft gewesen?«
    »Ja, aber vorher war ich bei Runa.«
    »Dann erzähl mir als Erstes diesen Teil«, bat Chad.
    Myra atmete tief durch und sammelte ihre Gedanken. Sie fror plötzlich und rieb sich über die Arme. Dabei sah sie sich um. Es war dieselbe Tageszeit wie in der Zukunft. Eine leichte Brise wehte über den Berghang, und die Vögel zwitscherten. Der Himmel war klar und blau, und die frühe Morgensonne wärmte Myras Körper. Ein Stück entfernt steckte ein Murmeltier den Kopf aus seinen Bau und pfiff, und überall blühten die kleinen zarten Sommerblumen.
    »Wie lange war ich fort? Einen Tag und eine Nacht?«
    Chad nickte.
    »Runa und Erdis sind noch immer auf der Wanderung, um den Empfänger der Botschaft zu finden. Der urzeitliche Wald hat sich gelichtet und geht langsam in eine schier endlose Steppenlandschaft über.« Myra schloss die Augen, um sich an jede Einzelheit zu erinnern. Sie erzählte Chad von Ragn, der sich in Tiergestalten verwandeln konnte und der Runa und Erdis ein Stück weit begleiten würde. Und sie erzählte von Ragns Geschenk an Runa.
    »Ragn ist zweifellos ein sehr mächtiger Schamane. Und er hat seine Kräfte an Runa weitergegeben?«, fragte Chad erstaunt.
    Myra nickte.
    »Das ist etwas ganz Besonderes, etwas ganz Seltenes. Erzähl weiter.«
    »Dann bin ich in die Zukunft gewechselt. Unsere älteren Ichs waren in Squalath, so wie sie es sich bei meiner letzten Reise vorgenommen hatten.« Myra legte eine Pause ein, bemüht, nichts zu vergessen. »Mein älteres Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass der Talisman nicht dort ist. Irgendwie konnte mein älteres Ich ihn auf einmal spüren . Es war sehr merkwürdig. Mein Kopf hat sich seltsam angefühlt, geradeso, als versuche irgendetwas, in ihn einzudringen … Dann haben wir mitgehört, wie Morris mit dem Handy telefoniert hat. Er muss uns gefolgt sein. Beinahe wären wir mit ihm zusammengestoßen, aber zum Glück hat er uns nicht gesehen … Chad, Morris weiß, dass ich in der Geisterwelt reise. Und er selbst reist auch. Daran gibt es keinen Zweifel mehr. Unsere älteren Ichs haben es in Squalath erfahren – durch das, was er am Handy gesagt hat!«
    Voller Wut hieb Chad mit der Faust auf den Boden.
    »Ich habe es geahnt …«
    »Da ist noch etwas«, bemerkte Myra mit leiser Stimme. »Wir haben mitgehört, wie er den Auftrag bekommen hat, mich im Jetzt, in unserer Zeit, aus dem Weg zu räumen …«
    Chad wollte etwas antworten, aber Myra hob die Hand.
    »Bitte lass mich ausreden. Wir sind in der Zukunft auch zu dem Entschluss gekommen, dass Morris nicht nur Informationen über den Talisman sucht, sondern den Talisman selbst. Aus dem Telefongespräch ist aber auch deutlich geworden, dass Morris nur bedingt zwischen den Zeiten reisen kann, da er an bestimmte Daten gebunden ist. Er und seine Auftraggeber haben keine Ahnung, wo und wann sie nach dem Talisman suchen sollen.«
    Chads Miene hellte sich auf, und er strich Myra aufmunternd übers Haar.
    »Dann ist noch nicht alles verloren, Myra. Denn aus dem, was du erzählt hast, können wir schließen, dass Morris zwar irgendwie durch die Zeiten reisen kann, aber nicht wie du zu den Ahnen in der Geisterwelt.«
    Myra sah ihn erstaunt an.
    »Aber Morris scheint genau planen zu können, wann und wo er auftaucht.«
    »Ich weiß«, entgegnete Chad. »Aber du bist ihm noch nicht in der Vergangenheit begegnet, in der Welt von Runa. Deine Besuche bei ihr sind ein besonderes Geschenk der

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