Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
Zum Teufel, wir werden vermutlich wie Könige behandelt.«
Michael und Jakob wechselten einen unbehaglichen Blick bei Craigs Ausführungen. Es war eine Sache, ein Verbrechen zu begehen. Hehlerei, Drogenhandel, Fahnenflucht und sogar Mord waren eine Sache. Doch die eigene Art an eine fremde Rasse zu verraten, die dabei waren, alles in ihrem Weg auszuradieren. Das war etwas völlig anderes.
Craig war dennoch sehr zufrieden mit sich und seinem Plan, während Eleanore stupide vor sich hin grinste. Sie bemerkten Jakobs und Michaels Unbehagen gar nicht. Nur Erin hatte nachdenklich den Kopf gesenkt und starrte ins Leere. Sie war die Einzige, die sich bisher nicht zum Thema geäußert hatte. Doch plötzlich hob sie den Kopf.
»Was ist mit Alan? So wie er dieser Kepshaw hinterherläuft, werden wir ihn nicht überzeugen können. So viel steht fest.«
Craig lachte kurz auf und warf der schwarzhaarigen MAD-Offizierin und ihrem Begleiter am anderen Ende der Offiziersmesse einen hasserfüllten Blick zu.
»Das hatte ich auch gar nicht vor«, erwiderte er mit schiefem Grinsen.
Alan bemerkte Craigs Blick und seine Augenbrauen zogen sich fragend zusammen.
Der Kerl hat doch etwas vor …
»Was ist?«, fragte der weibliche Major, der der Wechsel in der allgemeinen Stimmung nicht entgangen war.
»Nichts«, antwortete er geistesabwesend und versuchte, sich wieder auf die Frau vor ihm zu konzentrieren.
»Also, Major Kepshaw, was macht eine Frau wie Sie an so einem Ort?«
»Rachel.«
»Wie bitte?«
»Sie können mich ruhig Rachel nennen«, erläuterte sie geduldig. »Wenn der Einsatz erst losgeht, wird nicht mehr viel Platz für Förmlichkeiten sein.«
»Alan«, erwiderte er ihre Geste mit einem Lächeln.
»Und um auf Ihre Frage zurückzukommen, ich habe mich freiwillig gemeldet. Genau wie Sie.«
Er schüttelte mit bitterem Humor den Kopf. »Wohl kaum. Nicht genau wie ich.«
Ihr Blick verdunkelte sich. »Ja, ich weiß. Lost Hope. Ich habe ja Ihre Akte gelesen.«
»Das haben Sie bereits erwähnt.« Er faltete seine Hände zusammen und stützte seinen Kopf darauf. Anschließend sah er Rachel auffordernd an. »Ich bin neugierig. Was steht denn so alles in meiner Akte?«
»Eine ganze Menge Gutes. Und noch viel mehr Schlechtes.«
»So etwas liegt im Auge des Betrachters«, schoss Alan ernst zurück.
»Sie haben während einer verdeckten Mission ihren vorgesetzten Offizier erschossen. Sie haben ihm einfach eine Waffe an den Kopf gehalten und abgedrückt. Er hatte keine Chance.«
»Ich würde nicht unbedingt sagen, dass einfach ein Ausdruck ist, den ich mit der Situation damals in Verbindung bringen würde.«
Rachel lächelte zynisch. Auf eine Art, die deutlich machte, sie hielt seine Entgegnung für kein bisschen witzig. »Kommt jetzt der Teil, in dem Sie mir beteuern, Sie seien vollkommen unschuldig und haben eigentlich nichts davon gemacht? Dass die ganze Sache ein bedauerlicher Justizirrtum ist?«
Alan wurde schlagartig ernst. »Keineswegs. Ich habe getan, weshalb ich verurteilt wurde. Ich habe den Mann erschossen. Ihm förmlich das Hirn rausgepustet. Es war fast schon eine Hinrichtung. Und wollen Sie auch wissen, weshalb ich das getan habe?«
»Eigentlich nicht«, entgegnete Sie plötzlich sehr frostig. »Damit weiss ich schon alles, was ich wissen muss. Sie sind ein Mörder. Und wenn es nach mir ginge, wären Sie immer noch auf Lost Hope.«
»Sie sehen die Dinge sehr klar, nicht wahr?!« Sein überhebliches Grinsen kehrte zurück. Weniger, weil er die Situation tatsächlich für witzig hielt, sondern mehr, weil er wusste, dass es sein Gegenüber reizen würde. Das hatte sie sich verdient. Und es verfehlte seine Wirkung nicht. Rachels Kopf lief purpurrot an.
»Ich kenne lediglich den Unterschied zwischen richtig und falsch.«
»Und seinen Vorgesetzten zu erschießen, ordnen Sie eindeutig in die zweite Kategorie ein. Ist das so?«
Sie warf ihm von der anderen Tischseite einen ungläubigen Blick zu. »Aber natürlich!«
»Wie ich schon sagte. Alles eine Frage des Blickwinkels. Ich hielt es damals eigentlich für eine ganz gute Idee. Und das tue ich heute noch.«
»Sie haben einen Menschen erschossen!«
»Dafür sind Soldaten doch da!«, konterte er.
»Sie wissen verdammt gut, was ich meine.«
»Schon, aber Sie sollten sich Ihr Mitleid für jemanden aufheben, der es wert ist. Der Mann, den ich getötet habe, gehört sicherlich nicht dazu.«
»Das lassen Sie mal schön meine Sorge sein.«
»Ich wollte Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher