Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
gut gestimmten Richter erwischen.«
Sie sprach extra laut, um auch die beiden anderen in das Gespräch mit einzubeziehen. Sie bezweifelte stark, dass die Mitläufer sich bewusst waren, worauf sie sich gerade einließen.
»Und wer will irgendjemandem erzählen, was gleich passiert, meine Hübsche?«
»Sergeant …«
»Glaubst du wirklich, dass du hier wieder heil herauskommst?« Das alkoholvernebelte Grinsen des Mannes wurde noch breiter. Noch bösartiger. Noch erwartungsvoller. Rachel ließ sich ihre Angst nicht anmerken, was angesichts der Situation gar nicht so einfach war.
Der Sergeant ragte wie ein Hüne über ihr auf. Automatisch rief sie sich die Lektionen ihrer Ausbilder für einen solchen Fall ins Gedächtnis. Vor allem ein Ratschlag drängte sich in den Vordergrund.
Rachel, ist ein Gegner größer und stärker als du, dann besteht deine einzige Hoffnung darin, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ein Gegner, der keinen festen Stand hat, kann dir nicht gefährlich werden. Greife sein Schienbein und seine Kniekehle an. Bring ihn zu Fall. Egal wie. Verzichte auf Finessen, auf ausgefeilte Taktiken, auf Finten. In so einem Fall zählt im Endeffekt nur noch eines: Wer am Schluss noch bei Bewusstsein ist, hat gewonnen.
Ein guter Rat, entschied sie. Rachel wartete den Moment ab, in dem der Bärtige mit beiden Händen nach ihrem Kragen greifen und sie zu sich herziehen wollte. Sie geduldete sich, bis seine Fingerspitzen fast den Stoff ihrer Uniform berührten. In einer fließenden Bewegung drehte sie sich geschmeidig zur Seite, entzog sich ihm. Der Bärtige blinzelte überrascht. Sein von Alkohol schweres Gehirn benötigte kostbare Sekunden, um zu begreifen, was vor sich ging.
Sein Gesicht verzog sich vor unbändiger Wut. Er schlug nach ihr, doch sie hatte sich bereits um die eigene Achse weitergedreht und befand sich nun hinter seinem rechten Arm. Außerhalb seines effektiven Wirkungsbereichs. Nun war sie an der Reihe. Ihr Fuß kam hoch und krachte seitlich gegen seine Kniekehle. Der Knochen hielt für einen Sekundenbruchteil stand … dann knackte es. Der Bärtige schrie erst vor Überraschung und schließlich lauter vor Schmerz, als das Gelenk unter der enormen Belastung nachgab. Der Bärtige kippte seitlich weg, während er auf der Suche nach Halt wild mit den Armen ruderte.
Erneut kam ihr die Stimme eines Ausbilders in den Sinn, kurz nachdem ihr dieser in einem kurzen und einseitigen Schlagabtausch zwei Rippen und das Schlüsselbein geprellt hatte.
Wenn du die Gelegenheit hast, einen Gegner auszuschalten: Tu es! Wende nur einem bewusstlosen oder toten Gegner den Rücken zu.
Als der Bärtige umkippte, setzte Rachel sofort nach und hieb dem TKA-Soldaten ihren Ellbogen gegen die Schläfe, während er an ihr vorüberstürzte. Der Mann verstummte augenblicklich und brach wie ein nasser Müllsack auf dem Asphalt zusammen.
Die Stämmige und das Milchgesicht sahen sich gegenseitig unschlüssig an, als ihr Anführer zu Boden ging. Rachel hatte kurz den Eindruck, die Sache wäre damit beendet. Ein Irrtum. Die Stämmige nickte ihrem Partner zu und gemeinsam rückten sie gegen sie vor. Deutlich vorsichtiger als der Bärtige.
Ein Kampf gegen mehrere Gegner kann sich als tödlich erweisen. Manchmal ist Rückzug der bessere Teil der Tapferkeit. Ist dies nicht möglich, beende den Kampf. So schnell wie möglich!
Eigentlich hätte sich Rachel für so eine Eventualität einen etwas praktikableren Tipp gewünscht. Auf diese Idee wäre sie auch allein gekommen. Sei’s drum. Da musste sie jetzt durch.
Das Milchgesicht griff als Erster an. Er war jung, unerfahren und ungeschickt. Sie blockte einen schwachen Schwinger ab, der auf ihre linke Augenbraue zielte, und hämmerte dem Soldaten ihre Faust auf die Nasenwurzel. Sofort schossen dem Mann Tränen in die Augen und er taumelte blind zurück, während er verzweifelt versuchte, seine Sicht durch schnelles Blinzeln zu klären.
Die Stämmige nutzte die Situation schamlos aus, indem sie die Notlage ihres Kameraden dazu benutzte, in Rachels Rücken zu gelangen. Ehe sie es sich versah, landete die kräftige TKA-Soldatin drei harte Schläge in ihre linke Niere.
Blitzartige Schmerzen zuckten ihre linke Seite herauf. Rachel sackte zusammen und taumelte einige Schritte zurück, um Abstand zwischen sich und ihre Kontrahentin zu bringen. Diese grinste kampflustig und entblößte dabei ein Gebiss, dem ein Besuch beim Zahnarzt nichts schaden würde. Siegessicher rückte sie
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