Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
aufgefallen, dass sie nie ihre ganze Stärke gegen uns ausspielen.« Sie sah zu Hahlbach auf. »Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht hätten wir schon längst Hilfe von Serena anfordern sollen. Falls wir zu lange gewartet haben, ist das ganz allein meine Schuld – und ich nehme die volle Verantwortung hierfür auf mich, sobald das alles vorbei ist.«
Sie streifte Bates und David mit einem Blick. »Was meinen Sie zwei dazu?«
Bates zuckte mit den Schultern. »In einem Punkt hat Hahlbach recht. Militärisch können wir hier keinen Sieg erringen. Nicht ohne Hilfe.«
»Was würde es schon schaden, Hilfe zu rufen? Die 9. Flotte könnte spätestens in zwei oder drei Tagen wieder zurück im Serena-System sein. Die Gefahr für unsere Frontlinie wäre minimal.«
Tyler nickte zustimmend. »Also gut.« Sie wandte sich an den Milizgeneral zu ihrer Linken. »Schicken Sie eine Nachricht nach Serena und fordern Sie Unterstützung durch die dortige Flotte an. Es hat keinen Sinn, länger zu warten.«
Der Offizier nickte und zog sich in Richtung der ComStation zurück. Tyler wandte sich erneut an Bates. »Und jetzt starten wir die Computersuche. Ich will den Verräter ausgeschaltet haben.«
Bates nickte und gab einem SES-Agenten an einer Computerkonsole mit einer knappen Geste zu verstehen, er solle beginnen.
Alle waren so auf die Vorgänge konzentriert, dass sie nicht bemerkten, wie sich einer der Anwesenden heimlich davonstahl.
Admiral Elias Coltor war praktisch auf der Brücke seines eigenen Schiffes gefangen. Marines arbeiteten unter Hochdruck daran, die Kommandobrücke gegen einen Angriff zu sichern. Es gab nur einen Zugang zum Kommandoturm, und der wurde verbarrikadiert und mit schweren Waffen versehen. Die Geschützstellung sollte die ruulanischen Eindringlinge von Dummheiten abhalten, doch Admiral Coltor bezweifelte, dass sie sich auch daran halten würden.
Auf seinem Display beobachtete er die Fortschritte des Feindes. Sie kontrollierten bereits mehrere Ebenen, einschließlich des Torpedodecks. Außerdem hatten sie es irgendwie geschafft, einen Teil der Energiebewaffnung zu neutralisieren. Gott allein wusste, wie ihnen das gelungen war. Die Besatzung stellte sich den Slugs mit allem entgegen, was ihr zur Verfügung stand, doch die Shark-Klasse war kein Schlachtträger. Sie führten nur ein kleines Marinekontingent mit sich, gerade mal zwei Kompanien. Glücklicherweise schienen die Slugs mehr daran interessiert, möglichst schnell die Brücke zu erreichen, als die Besatzung zu massakrieren, sodass sie größere Gruppen seiner Besatzung, die sich in einzelnen Korridoren verschanzten, einfach ignorierten. Zum Glück. Hätten die Ruul anders gehandelt, hätten sie die Kronos in ein Grab verwandeln können. Die Verluste unter der Besatzung waren auch so schon hoch genug.
Das Knattern automatischer Waffen und das bockende Wummern eines schweren Maschinengewehrs drangen plötzlich unangenehm durch die Luft. Die Slugs trafen auf die Verteidiger der Kommandobrücke. Auf seinem Display verfolgte Admiral Coltor die Symbole, die DiCarlos Marines kennzeichneten. Sie waren noch mehrere Decks entfernt, näherten sich jedoch schnell.
Beeilt euch , beschwor er sie in Gedanken, damit noch jemand da ist, den ihr retten könnt.
Laura Parducci verband die Brandwunde an ihrer Hüfte notdürftig mit einer Notfallausrüstung, die sie aus einer zerstörten Asalti-Stellung geborgen hatte. Sie zog den provisorischen Verband, so eng sie konnte. Schmerz durchzuckte ihren Körper und sie japste unterdrückt.
Die Lage auf Neu-Asalti spitzte sich mit jeder Stunde mehr zu. Die ruulanischen Kriegsschiffe waren verschwunden – zerstört oder vertrieben. Dass die Lydia aber inzwischen keine Bodentruppen gelandet hatte, verstörte sie, gelinde gesagt – und es verhieß nichts Gutes. Unter normalen Umständen müsste es in und um Suru inzwischen von terranischen Marines wimmeln. Es gab nur wenig, was das Ausbleiben der Truppen zu erklären vermochte. Und nichts davon war besonders beruhigend. Die einzige Erklärung war, dass die Truppen anderweitig benötigt wurden.
Seit ihrer Bruchlandung hatte sie mehrmals versucht, Kontakt zu Asalti-Truppen aufzunehmen, war jedoch jedes Mal gescheitert. Die Asalti schlugen sich tapfer, um nicht zu sagen hervorragend, doch die Ruul waren ihnen in praktisch jeder Hinsicht überlegen und trieben die Verteidiger aus jeder Stellung.
Der Kommandoposten, bei dessen Verteidigung sie geholfen hatte, war
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