Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
von mehreren Einschlägen herumgewirbelt wurde. Die Blitzschleuder entglitt seinen kraftlosen Fingern. Er stürzte gegen eine Mauer, rutschte daran zu Boden und bewegte sich nicht mehr.
Zwei Asalti standen in einem zerschmetterten Fensterrahmen, die Waffen noch im Anschlag, die Gesichter von Wut und Trauer verzerrt.
Parducci nickte ihnen dankbar zu und stürzte ihre eigene Wunde ignorierend zu dem gefallenen Asalti. Der Verwundete kniete neben ihn und war gerade dabei, den leblosen Körper vorsichtig umzudrehen.
Laura ließ sich auf beide Knie nieder und kramte in ihren Taschen nach den Resten der medizinischen Ausrüstung, die sie geborgen hatte. Verzweifelt förderte sie ihre Ausbeute zutage. Es war nicht viel. Ein wenig Verbandmaterial und eine Notfallspritze mit Schmerzmittel. Allerdings hatte sie nicht die geringste Ahnung, welche Wirkung das Mittel auf einen Asalti haben würde.
Der Asalti öffnete die Augen. Seine Pupillen wirkten seltsam glasig. Er schien sie kaum wahrzunehmen.
»Ich … ich weiß nicht, was ich für Sie tun kann«, flüsterte Parducci mit kaum verhohlener Panik in der Stimme.
Doch der Asalti lächelte lediglich. »Ist schon gut«, sagte er. »Ist schon gut.« Dann schloss er seine Augen für immer.
Der verwundete Asalti an ihrer Seite schluchzte leise. Seine eigene Wunde schien vergessen angesichts des Toten. Die überlebenden Asalti der Gruppe gesellten sich zu ihnen, die Köpfe andächtig gesenkt. Einige bewegten stumm die Lippen und sie vermutete, dass sie beteten – zu wem auch immer Asalti beten mochten.
»Er hat mich gerettet«, sagte der Verwundete plötzlich und sah zu ihr auf, die Augen von Schuldgefühlen und Tränen verschleiert. Mitfühlend legte sie einen Arm um seine Schultern. Das Fell des Asalti fühlte sich hart und struppig an, gar nicht so flauschig, wie sie immer gedacht hatte. Gleichzeitig wunderte sie sich über sich selbst, dass sie so etwas in diesem Moment überhaupt bemerkte.
»Wie war sein Name?«, fragte sie.
»Saran«, sagte der verwundete Asalti. »Sein Name war Saran. Und in gewisser Weise, war er der Beste von uns.«
Alan Foulder schreckte aus seinem unruhigen Dösen hoch und spähte über die Barrikade. Scott Fergusen bemerkte die Bewegung und kroch an seine Seite.
»Hast du was gehört?«
»Weiß nicht«, meinte Alan wortkarg. »Irgendetwas geht da vor.«
Die beiden ROCKETS beobachteten mehrere Minuten lang die Straße, ohne dass sich irgendetwas rührte. Selbst die Ruul ließen sich nicht blicken.
Plötzlich hallte ein Donnergrollen durch die Luft, so stark, dass Scott unwillkürlich zum Himmel blickte, in der Erwartung, Gewitterwolken zu sehen. Der Himmel jedoch war von tiefem Blau. Nicht eine Wolke war zu sehen.
Alan stieß Scotts Schulter an und deutete nach Süden. Über den Gebäuden türmte sich ein dünner Rauchfaden auf. Auf seiner höchsten Position hielt er für einen Sekundenbruchteil inne und kehrte schließlich seine Richtung um.
»Artillerie!«, schrie Alan und stieß Scott hinter einen Cherokee-Panzer.
Eine Erschütterung ließ den Kommandobunker in seinen Grundfesten erbeben. Präsidentin Tyler hielt sich nur mit Mühe aufrecht. In der Decke erschienen schmale Risse. Nicht viele, doch allein der Umstand, dass sie existierten, war ein Grund zur Sorge. Normalerweise vermochte nichts, so schnell einen Bunker zu knacken.
David Coltor eilte zum Holotank und ließ eine Funkverbindung zu den Truppen öffnen, die das Areal verteidigten. Zu seiner Überraschung war es Alan Foulder, der antwortete.
»Bericht!«, forderte David ruhig.
»Slug-Artillerie. Sie haben eine Stellung etwa zwei Klicks südlich unserer Position errichtet.«
David schnaubte. »Mitten im ruulanisch besetzten Territorium der Stadt.«
»Ja. Ich schätze, dass ein Gebiet von mindestens zwölf Quadratkilometern in ihrer Schussweite liegt …«
»… und damit ebenso alle befreundeten Stellungen«, beendete David den Satz.
»Wir sitzen hier wie auf dem Präsentierteller«, stimmte Alan zu. »Die hocken bequem und sicher in ihren Stellungen und bomben uns zurück in die Steinzeit.« Die Funkverbindung ließ kaum Rückschlüsse auf seine Emotionen zu, doch der Kommandosoldat wirkte unruhig und gepresst. Es lag nicht in seiner Natur, darauf zu warten, während Artilleriegeschosse seine Position in Staub verwandelten.
»Sammeln Sie Ihre beiden Teams«, ordnete David an, »und schalten Sie diese Geschützstellung aus.
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