Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
Aber die Kronos ist ein gutes Schiff mit einer guten Crew. Außerdem hat DiCarlo seine Marines zur Unterstützung geschickt. Ihrem Vater passiert nichts.«
David sah auf und hoffte, seine Verzweiflung wäre nicht zu offensichtlich. »Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie die Ruul an Bord eines Schiffes Amok laufen können. Glauben Sie mir, ich habe zwar meine Schwierigkeiten mit meinem Vater, aber ich will nicht, dass ein ruulanisches Schwert sein Leben beendet.«
Bates lächelte leicht. David erkannte die Mimik sofort als das, was sie war: der halbherzige Versuch, Zuversicht auszustrahlen. Leider misslang er Bates völlig, doch David war schon dankbar für seine Bemühungen – und sein Mitgefühl.
Bates wurde schlagartig wieder ernst. »Ich weiß, ich verlange sehr viel von Ihnen, aber wir müssen uns auf die Aufgabe konzentrieren, die vor uns liegt. Wir können für Admiral Coltor nichts tun. Auch wenn es hart klingt: Was dort oben passieren wird, wird passieren. Wir hier unten haben einen Verräter auszuschalten.« Bates sah sich verschwörerisch um. »Und wenn ich mich nicht sehr irre, ist er im selben Raum wie wir.«
David folgte Bates’ Blick. Der Raum war voller Offiziere, Diplomaten und Politiker. Tyler unterhielt sich gedämpft mit einem General der Miliz, den David nicht kannte. Pommeroy und Hahlbach standen in gedrückter Stimmung etwas abseits und beobachteten angespannt den Holotank, auf dem Bilder der immer noch stattfindenden Straßenkämpfe abliefen. Der Meskalno Quel Thai und der Sca’rith Sal’mon’dai standen in der Nähe des Ausgangs zusammen und unterhielten sich ebenfalls gedämpft. Die beiden Anführer waren vor wenigen Minuten von ihren Schiffen eingetroffen, um sich über die aktuelle Lage auf MacAllister selbst ein Bild zu machen. Es war für David befremdlich, die beiden so einhellig nebeneinanderstehen zu sehen. Wenigstens stritten sie mal nicht.
»Sie glauben, es ist einer der Anwesenden?«
»Würde mich nicht wundern.«
Bates hatte recht. Die Wahrscheinlichkeit, dass es einer von ihnen war, lag tatsächlich recht hoch. Sein Blick streifte erneut die beiden Delegierten. Unbewusst zog er eine Augenbraue hoch, als ihm ein unwillkommener Gedanke kam. Selbst einer der Delegierten kam als Verräter und Informant der Ruul in Betracht. Kaum jemand war ganz unverdächtig.
»Wie lange noch, bis die Vorbereitungen mit dem Computerwurm abgeschlossen sind?«
»Meine Leute sind so weit«, erwiderte Bates nicht ohne einen Anflug von Stolz in der Stimme. »Wir können jederzeit beginnen.«
»Ausgezeichnet.«
Entweder verfügte Präsidentin Tyler über ein außergewöhnlich gutes Gehör oder sie wollte dieses Thema ohnehin anschneiden. Wie dem auch sei, sie drehte sich genau in diesem Moment um und nickte Bates fragend zu.
»Bobby?«
Dieses eine Wort genügte Bates als Aufforderung. Er neigte verstehend den Kopf. »Wie ich General Coltor gerade mitgeteilt habe, sind wir so weit. Der Computerwurm ist im Satellitennetz installiert und verbreitet sich gerade. Wir müssen nur noch auf einen Knopf drücken und einige Minuten später wissen wir, wer den Ruul die Nachrichten schickt.«
»Sehr schön. Dann bringen wir dieses leidige Thema endlich zum Abschluss.«
»Verzeihung?«, meinte plötzlich eine schüchterne Stimme. Die Anwesenden drehten sich alle zu Hahlbach um. »Eine Sache wäre da noch.«
»Was denn, Hahlbach?«, meinte Tyler auffordernd.
Hahlbach sah sich unschlüssig zu Pommeroy um, der nur missbilligend den Kopf schüttelte. »Das hatten wir schon, Frank. Die Präsidentin hat ihre Entscheidung getroffen.«
»Die Dinge spitzen sich aber zu«, hielt Hahlbach verdrossen dagegen.
»Worum geht’s denn?«, fragte Tyler ungeduldig.
»Um die 9. Flotte«, antwortete Pommeroy, bevor sein Assistent antworten konnte. »Mein ungestümer junger Freund hier«, er deutete auf Hahlbach, »ist immer noch der Meinung, wir sollten sie zu Hilfe rufen.«
»Das ist nur vernünftig«, meinte Hahlbach. »Da draußen«, er deutete auf das Hologramm, »sammeln sich Hunderte ruulanischer Schiffe. Bisher haben sie nur einen Bruchteil ihrer Kräfte eingesetzt, um gegen uns vorzugehen. Das wird nicht ewig so andauern. Die 9. Flotte könnte innerhalb eines Tages von Serena hier sein und die Sache beenden. Ansonsten werden uns die Ruul überrennen.« Hahlbachs Stimme nahm einen leicht flehenden Tonfall an. »Wir brauchen Hilfe.«
»Ja … die Ruul«, meinte Tyler nachdenklich. »Ist mir auch schon
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