Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
Bemühungen. Ihre Haltung drückte tiefste Verachtung für die Asalti aus, besonders für den Verletzten. Der Asalti-Soldat schrie herzzerreißend um Hilfe, doch seine Kameraden trauten sich nicht aus der zweifelhaften Sicherheit ihres Verstecks.
Die Ruul kamen langsam näher, so nahe, dass ihre massigen Körper Schatten auf den am Boden liegenden Asalti warfen. Parducci hielt vor Anspannung den Atem an. Die Slugs unterhielten sich in ihrer harschen, harten Sprache miteinander. Sie verstand kein Wort, doch die Mimik und Gestik ließ ohnehin keinen Zweifel an ihren Absichten. Die drei Krieger hatten nicht vor, den Asalti schnell zu töten.
So einfach würden sie es ihm nicht machen.
Parducci sah sich aufmerksam nach einem Fluchtweg um, der sie vom Ort des Geschehens wegbringen würde, ohne dass die Ruul auf sie aufmerksam würden. Mit viel Glück würden einige Trümmer und Mauerreste ihren Abgang lange genug verbergen, um dieses Grauen hinter sich zu lassen. Es gab nichts, was sie für den Asalti tun konnte. Sie war Jägerpilotin, kein Infanterist. Selbst die meisten Infanteristen, die sie kannte, würden sich hier nicht einmischen.
Zumindest versuchte sie, sich das einzureden.
Es half jedoch nicht, die Stimme ihres Gewissens zum Schweigen zu bringen, das ihr ständig einzureden versuchte, sie solle ihr Gewehr ergreifen und die drei Ruul endlich zum Schweigen bringen.
Parducci wollte sich gerade auf den Weg machen, als etwas geschah, mit dem sie nicht gerechnet hatte – und die Ruul auch nicht.
Ein Asalti trat aus den Trümmern und ging unbewaffnet, ohne Hast und ohne bedrohlich zu wirken, auf die drei Ruul und den verletzten Asalti zu. Er war schon sehr alt, doch er strahlte eine unbestreitbare Präsenz und Selbstbewusstsein aus. Ihn umgab eine Aura, der sich Parducci nicht zu entziehen vermochte, den unsicheren Blicken, die sich die Ruul zuwarfen, nach zu urteilen, die Erel’kai-Krieger auch nicht.
Der Asalti schritt zu dem Verletzten und reichte ihm beide Hände, die dieser dankbar ergriff. Der alte Asalti half dem Verletzten auf. Zwar wirkte der Verwundete etwas wacklig auf den Beinen, hielt sich jedoch krampfhaft aufrecht.
Immer noch ohne Hast drehte sich der Asalti um und schlenderte zurück ins Gebäude, während er den Verletzten stützte, der an seiner Seite humpelte.
Einer der Ruul schüttelte plötzlich die Starre ab, die alle ergriffen hatte, die Zeuge dieses Ereignisses wurden. Er brüllte seine Wut heraus und richtete seine Blitzschleuder auf den Rücken des Asalti.
Parducci handelt rein instinktiv. Später vermochte sie nicht zu sagen, was sie zu ihrer Tat bewogen hatte, und sie gab gern zu, hätte sie sich die Zeit genommen, darüber nachzudenken, so hätte sie vermutlich anders gehandelt.
Doch sie dachte nicht nach. Der Mut des Asalti hatte sie tief beeindruckt und an ihre eigenen Pflichten erinnert. Dies war immer noch ihr Krieg – und ihr Feind. Sie erhob sich aus ihrer Deckung und richtete das erbeutete Asalti-Gewehr in einer flüssigen Bewegung auf die Slugs.
Einer der Ruul bemerkte die Bewegung und wirbelte auf dem Absatz herum. Parducci jedoch nahm nur den Ruul wahr, der auf den Asalti zielte. Infanteristen nannten das oft den Tunnelblick . Sie hatte schon oft davon gehört, sich jedoch immer gewundert, wie es zu so einem Phänomen kommen konnte. Nun erfuhr sie es am eigenen Leib.
Sie feuerte eine kurze Salve in den Rücken des Erel’kai. Der Ruul schrie auf – gleichermaßen vor Überraschung wie vor Schmerz. Noch im Fallen drückte er den Auslöser seiner Blitzschleuder und eine Entladung traf den alten Asalti im Rücken. Dieser fiel ohne einen einzigen Laut. Der Verletzte warf sich augenblicklich schützend auf seinen Retter.
Erst jetzt nahm sie die beiden anderen Ruul wieder wahr. Sie bewegte sich nach rechts. Ein Kugelblitz verfehlte sie nur um wenige Zentimeter. Eine zweite Entladung streifte ihren Arm und sandte Wellen des Schmerzes durch ihren Körper. Der Gestank verbrannten Fleisches drang ihr unangenehm in die Nase.
Parducci zog ein weiteres Mal am Abzug und die Brust des Ruul, der auf sie geschossen hatte, verwandelte sich in Matsch. Sie schwenkte die Waffe zum letzten Gegner herum. Dieser bewegte sich jedoch mit übermenschlicher Schnelligkeit. Ihre Salve schlug dort durch die Luft, wo er eben noch gestanden hatte. Er hob seine Blitzschleuder. Sie zielte genau auf ihr Gesicht.
Gewehrfeuer knatterte und der Ruul verzog vor Schmerz das Gesicht, als sein Körper
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