Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
hatte er bereits vor Langem abgelegt.
Er tippte den zehnstelligen Code in das Bedienfeld ein.
Mit Mühe widerstand er dem Drang, sich umzusehen. Das Gefühl, jemand würde ihm über die Schulter blicken, war überwältigend.
Der Verräter zögerte, bevor er die letzte Ziffer des Codes eingab. Seine Finger suchten erneut nach der Bombe und er spürte die Plastikabdeckung, die den Auslöser verbarg. Vor Erwartung schwitzend, gab er die letzte Ziffer ein.
Nichts geschah.
Der Verräter riss die Augen auf. Da stimmte etwas nicht. Die Tür hätte sich nun öffnen müssen. Da stimmte etwas ganz und gar nicht.
Der Verräter ging zwei Schritte zurück und wollte sich gerade davonmachen, als das Licht im Korridor schlagartig heller wurde.
Er wirbelte auf dem Absatz herum. Vor Schreck nahm er den Finger vom Auslöser der Bombe.
Hinter ihm standen ein Dutzend MAD- und SES-Agenten, David Coltor und Bobby Bates. Die Agenten legten die Waffen an. Der Verräter rührte sich keinen Millimeter vom Fleck, um sie nicht unnötig zu provozieren.
David Coltor ging einen Schritt auf ihn zu, wobei er peinlich genau darauf achtete, nicht in die Schusslinie der Agenten zu treten.
Er musterte den Verräter von oben bis unten. »Suchen Sie etwas Bestimmtes«, die nächsten Worte spuckte er förmlich angewidert aus, »Botschafter Pommeroy?«
Botschafter George Pommeroy entspannte sich sichtlich, wobei seine linke Hand wie zufällig in der Nähe seiner Jackentasche verweilte.
David hob mahnend den Zeigefinger. »Das würde ich nicht tun an Ihrer Stelle. Falls Sie nach der Bombe greifen, haben die Männer und Frauen hinter mir den Befehl, sofort zu schießen.«
Pommeroys Blick huschten zu den Personen hinter Coltor. Einige von ihnen schienen tatsächlich nur auf das geringste Fehlverhalten seinerseits zu warten.
Für einen Augenblick erwog er die Möglichkeit, ihnen den Gefallen zu tun. Es wäre ein leichter Ausweg aus einer ohnehin ausweglosen Situation gewesen. Doch er entschied sich anders.
Mit einem herablassenden Lächeln auf den Lippen hob er langsam die Hände mit den Handflächen nach außen, sodass alle sehen konnten, dass er unbewaffnet war.
David runzelte enttäuscht die Stirn. »Schade.«
»Wussten Sie, dass ich es bin?«, fragte Pommeroy, während zwei SES-Agenten hinter ihn traten und ihm grob die Hände auf den Rücken fesselten. Einer der Männer durchsuchte ihn nach Waffen und nahm ihm den Sprengsatz ab.
»Dieses ganze Schmierentheater wäre nicht notwendig gewesen, wenn ich es gewusst hätte«, erwiderte David. »Als wir aber entdeckten, dass sich jemand den Code für das Satellitenkontrollzentrum beschafft hat, entschieden wir uns für diesen Plan, um die Identität des Verräters aufzudecken.«
Bei dieser Bemerkung entgleiste Pommeroys Miene. »Es gibt keinen Computerwurm«, brach es anklagend aus ihm heraus.
»Natürlich nicht«, entgegnete David. »Dachten Sie wirklich, wir würden so weit gehen? Wir wollten lediglich den Verräter zu einem Fehler verleiten und enttarnen.« David neigte leicht den Kopf. »Komisch, ich hätte nie an Sie dabei gedacht.«
»So kann man sich irren«, meinte Pommeroy sarkastisch und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass die Handfesseln ihm die Blutzufuhr zu den Fingern abschnitten. Diese Genugtuung wollte er seinen Häschern nicht lassen.
»Warum, Pommeroy? Warum haben Sie das getan?«
Pommeroy zuckte lediglich mit den Achseln.
Bates trat neben den Gefangenen. »Weil es ihm befohlen wurde. Von seinen Herren.«
Pommeroys Augen zuckten in Bates’ Richtung.
»Das wurde mir gerade klar«, nickte Bates. »Nur die Kinder und die Ruul würden von ihrem Verrat profitieren.«
»Jetzt werden einige Dinge klarer«, fuhr David fort. »Wir wissen schon seit einiger Zeit, dass der Verräter, der die Sklavenhändler mit den Patrouillenrouten der Marine versorgt, das letzte überlebende Gründungsmitglied der Kinder der Zukunft ist. Sie sind das also. Da ist uns ja ein richtig dicker Fisch ins Netz gegangen.«
Pommeroy zwang sich eisern, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, doch es misslang. Sein Gesichtsausdruck musste ihn verraten haben.
David schnaubte belustigt. »Nogujamas Plan hat am Ende doch funktioniert. Er wollte die letzten Kinder der Zukunft nach MacAllister locken, um die ganze Organisation mit einem Schlag auszuschalten. Er wusste auch, dass das letzte Gründungsmitglied, das uns bisher durch die Lappen gegangen ist, ein hohes Tier in unserer
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