Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
Organisation ausschalten müssen. Nach den Gründen für solche Aufträge fragte er nie. Dies war so ziemlich seine einzige Regel: Frage einen Kunden nie nach dem Grund für einen Liquidationsauftrag. Außerdem konnte er sich die Antwort ohnehin lebhaft vorstellen.
Die Kinder der Zukunft waren Fanatiker und für die Pläne der Ruul zuweilen durchaus nützlich, doch sie stellten auch ein Sicherheitsrisiko dar, und sobald Mitglieder Gefahr liefen, lebend in die Finger des MAD zu geraten, kam er ins Spiel und kappte diese losen Enden. Schnell und sauber. Und der MAD blieb ratlos und frustriert zurück und war so schlau wie am Anfang. Gut möglich, dass er irgendwann den Mann, der da auf dem Sofa saß, eliminieren musste. Es gab Aufträge, die sah er eher neutral, und Aufträge, auf die er sich schon freute. Dieser würde zu letzteren gehören.
»Was ist so witzig?«, fragte sein Kontaktmann halb lallend.
Der saure Geruch verschiedener alkoholischer Getränke stieg ihm unangenehm in die Nase. Er trank selbst ohnehin nicht viel Alkohol und während eines laufenden Auftrags schon gar nicht. Dass sein Kontaktmann diesem Laster so zusprach, war nur ein weiterer Punkt auf der Liste unangenehmer Charakteristika dieses Mannes.
»Ich musste nur gerade an einen Witz denken.«
»Erzählen Sie mal«, forderte sein Kontaktmann ihn auf, während er sich ein neues Glas Cognac einschenkte.
»Ich glaube, Sie würden den Witz nicht komisch finden«, antwortete der Attentäter immer noch lächelnd.
4
Drei Tage später fanden die Begrüßungsfeierlichkeiten zu Ehren der Delegationen statt. Und MAD-Offizier Captain Jonathan Clarke wäre lieber ganz woanders gewesen. In einer Galauniform fühlte er sich nie sonderlich wohl und das würde sich auch nicht ändern. Ein alter Hund lernte keine neuen Tricks.
Das Schlachtschiff Kronos befand sich in einem niedrigen Orbit, wo es sich dem Rest der terranischen Eskorte angeschlossen hatte. David hatte bisher peinlichst genau darauf geachtet, keinen Fuß an Bord des Schiffes zu setzen. Immer wenn es dort etwas zu regeln oder zu besprechen gab, schickte er Jonathan vor. Und es war diesem rätselhaft, warum sein Vorgesetzter eine solche Abneigung gegen einen Besuch auf dem neu eingetroffenen Schiff hatte. Differenzen zwischen Vater und Sohn schön und gut, aber sich deswegen derart aus dem Weg gehen? Das sah seinem Vorgesetzten gar nicht ähnlich. Normalerweise war er eher der Typ, der sich Konfrontationen stellte – ungeachtet möglicher Konsequenzen. Jonathan verzog säuerlich das Gesicht. Andererseits hatte wohl so ziemlich jeder seine Probleme mit Daddy.
Die Feier fand im großen Bankettsaal des örtlichen Gouverneurs statt. Der riesige Saal war beinahe so groß wie ein Fußballfeld und trotzdem beschlich ihn das unangenehme Gefühl, gleich in Platzangst ausbrechen zu müssen. Sein einziger Trost bestand darin, dass Lieutenant Colonel David Coltor, der neben ihm stand, die versammelte Menge mit einem ähnlich düsteren Gesichtsausdruck musterte. Wenn auch aus anderen Gründen.
»Das Ganze ist ein logistischer Albtraum.«
»Sir?«, hakte Jonathan nach.
»Diese Feier. Hier für Sicherheit zu sorgen, ist wirklich ein absoluter Albtraum. Sehen Sie sich mal um. Jede Delegation und jeder Anführer eines jeden eingeladenen Volkes hat eigene Leibwächter, Assistenten, Sekretäre, Adjutanten und, und, und. Kein Wunder, dass der Saal brechend voll ist. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was ein einzelner Attentäter, der sich hier unbemerkt einschleicht, für Schaden anrichten könnte.«
»Das erscheint mir dann doch ein wenig weit hergeholt«, beruhigte Jonathan den anderen Geheimdienstoffizier.
David warf ihm einen schrägen Blick zu. »Meinen Sie?«
»Mit Ihren ROCKETS und den ganzen MAD-Offizieren, die das Kongresszentrum abgeriegelt und von der Außenwelt abgeschottet haben, dürfte es eigentlich keine Probleme geben. Außerdem weiß niemand von dieser Konferenz.«
»Sie glauben wohl auch noch an den Weihnachtsmann«, warf David leicht amüsiert ein. »Bei so vielen Eingeweihten lässt sich ein Durchsickern gar nicht verhindern.«
»Sie haben ja wirklich großes Vertrauen in Ihre eigenen Sicherheitsvorkehrungen.«
»Ich bin einfach Realist.«
»Oder Pessimist.«
»In meinem Job muss man beides sein«, schmunzelte David zurück. Er wurde jedoch schnell wieder ernst. »Und das ist auch gut so, vor allem seit die Präsidentin hier ist. Sobald sie wieder auf der Erde
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