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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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acht Uhr zurück, und dann können wir zusammen Abendbrot essen. Apropos Essen –«, sie blickte ihn spöttisch an, »ich vergaß neulich, Ihnen zu sagen, daß dieses Chamäleon-Obst – Sie wissen schon – eine Eigenart hat: Es hebt die Sterilisation auf; aber das wird Ihnen wohl keine Probleme bereiten, oder?«
    Das also war es, dachte Timothy. Er unterdrückte die Versuchung, Grandma um den Hals zu fallen und ihr zu gestehen, was geschehen war.
    »Ich glaube nicht«, sagte er. »Obwohl, der Gedanke ist verlockend –«
    »Gefährlich!« korrigierte sie ihn. »Machen Sie keine Dummheiten, Mister Truckle. Was wollten Sie mit einem illegalen Kind?«
    »Ja, das ist die Frage: Was macht man mit einem Engel?« Timothy schmunzelte. »Ich müßte gleich mal zu Hause anrufen. Ich erwarte eine wichtige Nachricht in unserer Angelegenheit. Ich hoffe, ich habe noch einen Trumpf in der Hinterhand.«
    Grandma überlegte einen Augenblick, dann führte sie Timothy in ihr Arbeitszimmer. Sie wich ihm nicht von der Seite. Noch nie hatte Timothy mit so großer Erwartung seine eigene Nummer gewählt; es war das erste Mal in seinem Leben, daß er zu Hause anrief und nicht nur die lakonische Auskunft des Communicators oder Napoleons Stimme erwartete. Doch Anne war nicht da. Sie hatte hinterlassen, daß sie am Abend zurück sein werde. Der bestellte Anruf von Smiley lag vor: Timothy solle sofort in die Klinik kommen, jede Minute sei wichtig.
    »Das ist mein Trumpf«, erklärte Timothy, »und ich denke, es ist ein Royal Flush. Wir haben Glover!«
    Grandma blickte ihn unentschlossen an. In ihrem Gesicht arbeitete es. »Kann man Glover herholen?« fragte sie.
    »Unmöglich. Er ist schwer verletzt. Absolut transportunfähig. Ich habe schon befürchtet, er würde nie mehr das Bewußtsein erlangen. Wenn Sie mich gleich hinüberfliegen lassen, kann ich noch vor Ihnen zurück sein. Mit allen Informationen, die wir haben wollen.« Er rieb sich die Hände. »Es hätte mich auch furchtbar gewurmt, wenn mir Ihr fürstliches Honorar durch die Lappen gegangen wäre, nun aber –«
    »Leclercq wird Sie begleiten«, entschied Grandma.
    »Einverstanden. Bei dem Gespräch muß ich jedoch mit Glover allein sein. Ich werde es aufzeichnen, so daß Ihnen kein Wort entgeht, aber ich kenne Glover; nur unter vier Augen wird er verraten, was er weiß, und nur, wenn ich ihn unter Druck setze.«
    Zwei Beamte der GM-Polizei begleiteten sie, zwei Meter große Bullen, die Hand am Rayvolver, die Augen auf Timothy gerichtet. Leclercq postierte sie vor der Tür der Intensivstation, er selbst wollte unbedingt mit hinein und entschloß sich erst, draußen zu warten, als Timothy sich auf den Fußboden setzte und erklärte, er würde Glover ohne mit der Wimper zu zucken krepieren lassen, wenn Leclercq ihm nicht freie Hand gewährte. Smiley und Doc warteten im Vorzimmer.
    »Endlich«, rief Smiley, »ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr. Wo hast du dich solange herumgetrieben?«
    »Ich habe mir die Parade angesehen, was sonst?« antwortete Timothy grinsend. »Leider hat es nicht so geklappt, wie ich dachte; ich habe drei Mann auf dem Hals. Gibt es hier einen zweiten Ausgang, durch den wir verschwinden können?«
    »Nun mal langsam«, sagte Smiley. »Glover ist wirklich bei Bewußtsein.« Er zog Timothy vor die Glasscheibe. Glover lag halb aufgerichtet im Bett, noch immer angeschnallt, aber die Tropfleitungen staken nicht mehr in seinen Venen.
    »Hat er gesprochen?« erkundigte sich Timothy.
    »Nur geflucht. Wenn er schon sterben müßte, dann nicht gefesselt.«
    »Muß er sterben?« Timothy blickte Doc an. »Wieviel Zeit gibst du ihm noch?«
    »Er ist gesund«, sagte Doc. »Den Schock hat er überwunden, und weiter fehlt ihm nichts, abgesehen davon, daß er geschwächt ist.«
    »Weiß er es?«
    »Nein. Er denkt, er muß sterben. Ihm ist natürlich noch mächtig übel von all dem Zeug, das wir in ihn hineingepumpt haben.«
    Timothy überlegte fieberhaft. »Paß auf, Smiley«, sagte er dann. »Du verschwindest als erster. Schnapp dir irgendwas und tu, als müßtest du ins Labor. Treib Paddington auf. Er soll im Bereitschaftsraum warten und auf mein Zeichen herkommen und mich von Grandmas Leuten weglotsen. Besorg inzwischen ein Taxi, das startbereit auf dem Hof warten soll. Es geht vielleicht um Sekunden.«
    »Was soll das?« sagte Smiley müde. »Wenn Grandma uns jagt, wird sie uns schnell auftreiben.«
    »Nicht, wenn wir hier erst einmal ’raus sind«, versprach

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