Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
Beerdigung nach Hause bringen. Als meine sterblichen Überreste angekommen waren, holte Bones sie aus dem Grab und verwandelte mich in eine Ghula. «
»Oh!« Jetzt kam ich mir richtig gemein vor. »Tut mir leid. Wer immer dir das angetan hat, ich hoffe, Bones hat ihm einen grausamen Tod beschert.«
Sie lächelte traurig. »Es war ein Unfall. Ein Arzt hat mir das Gift verabreicht, er hielt es für Medizin. Die Wissenschaft hat seit 1831 enorme Fortschritte gemacht.«
»Apropos Medizin. Wir sollten Don anrufen. Vielleicht hat er schon was für mich.«
»Bist du krank?« Liza wirkte überrascht.
»Nein«, antwortete Bones. »Haben sich Gregors Lügen hier schon herumgesprochen?«
Liza warf mir einen flüchtigen Blick zu. »Ja.«
»Gut.« Bones klang jetzt noch erschöpfter. »Dann wird Marie auch schon davon gehört haben.« Er ging zum Telefon und fing an, auf die Tastatur einzuhacken. Kurz darauf redete er in einer Sprache, die nicht ganz wie Französisch klang, in den Hörer. Kreolisch vielleicht?
Was natürlich zur Folge hatte, dass ich kein Wort verstand.
»Er hat sich vorgestellt und gesagt, dass er mit Majestic sprechen will«, übersetzte Liza, die merkte, wie frustriert ich war. »Er sagt, es ist dringend … jetzt ist er wohl in der Warteschleife …« Würde passen, schließlich sprach Bones gerade nicht. Seine Finger trommelten auf seinen Oberschenkel, während die Sekunden verstrichen, dann redete er weiter. »Ja … ja … Er sagt, sie können ihn zurückrufen.«
Bones legte auf. »Ich muss dir wohl nicht mehr sagen, was wir besprochen haben. Du kannst jetzt deinen Onkel anrufen, Süße. Nimm dein Handy, ich will die Leitung freihalten.«
Er klang fast ein wenig schroff. Ich sagte mir, dass er unter Jetlag, dem Schlafmangel und nicht geringem Stress litt. Während Bones Liza im Detail über Gregor aufklärte, rief ich Don an. Als ich schließlich auflegte, hatte Don mir die Dosierungsanleitung für ein Medikament durchgegeben und versprochen, mir das Mittel umgehend zuzuschicken.
»Don hat was für mich zusammenstellen lassen«, sagte ich, als ich aufgelegt hatte. »Es soll mich vom Wachzustand direkt in den Tiefschlaf befördern, sodass die REM-Phase übersprungen wird. Die Wirkung hält aber nur etwa sieben
Stunden an, dann musst du mir Blut geben, um mich aufzuwecken. So komme ich nicht in den leichteren REM-Schlaf, wenn die Wirkung nachlässt.«
Erleichterung machte sich auf Bones’ Zügen breit. »Da bin ich aber froh, dass ich den Burschen bei unserem ersten Zusammentreffen nicht kaltgemacht habe, wie ich es am liebsten getan hätte. Das ist eine ausgezeichnete Neuigkeit, Kätzchen. Ich hätte es wahrscheinlich nicht über mich gebracht, dich einschlafen zu lassen, solche Angst hatte ich, dass du mir vor meinen Augen aus den Armen gerissen wirst.«
Die Rührung in seinem Tonfall ließ meine Wut auf ihn verrauchen. Wäre es umgekehrt gewesen, und Bones hätte einfach so verschwinden können, ja, dann hätte ich auch Gift und Galle gespuckt. Ich ging zu ihm und nahm ihn in die Arme.
Dann klingelte Lizas Telefon.
6
Ich spazierte durchs Haus, erstaunt über dessen Größe. Es war sehr hübsch, hatte schmiedeeiserne Balkone und drei Stockwerke. Die Wände waren in kräftigen Farben gestrichen und mit kunstvollen Stuckleisten verziert. Sämtliche Badezimmer, auf die ich stieß, waren mit Marmor ausgekleidet. Kurz gesagt, es war luxuriös und geschmackvoll, gab mir aber nicht das Gefühl, die antiken Stühle aus dem achtzehnten Jahrhundert nicht benutzen zu dürfen.
Bei einigen Gegenständen zeigte sich Bones’ Einfluss in dem sonst eher femininen Ambiente. Eine Sammlung Silbermesser. Sofas, die zum Herumlümmeln einluden, statt dem Besucher eine steife Haltung aufzuzwingen. Ich hatte genug
Zeit, um auf solche Details aufmerksam zu werden. Bones war ohne mich zu Marie gegangen.
Als er mir gesagt hatte, dass er mich nicht mitnehmen würde, bekam ich einen solchen Tobsuchtsanfall, dass Liza hastig das Zimmer verließ. Bones ertrug meinen Zorn schweigend, ohne seine Meinung zu ändern. Er war der Ansicht, meine Gegenwart würde Marie vom Wesentlichen ablenken, oder irgend so ein Mist.
Ich glaubte ihm keine Sekunde lang. Bones wollte mich nur wieder schützen. Da konnte er mir von »strikter Etikette« erzählen, was er wollte, denn wenn ich nicht mitkommen durfte, bedeutete das, dass sein Treffen mit Marie gefährlich war. Aber als er sich zum Gehen bereitmachte, konnte ich im Grunde nur
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