Der sanfte Kuss des Todes
mexikanischen Bodenfliesen und einem großen schmiedeeisernen Bett in einer Ecke neben einem Fenster.
»Fiona?«
Sie kam aus dem Badezimmer, mit nichts weiter bekleidet als einem Hauch schwarzer Spitze. Sie stieß einen Schrei aus, und Jack wurden zwei Dinge klar: Diese Frau war nicht Fiona, und er hätte die Wohnung keinesfalls einfach so betreten dürfen.
»Wer sind Sie denn?«
Jack zwang sich, seinen Blick auf ihr Gesicht zu richten. »Entschuldigung. Ich suche Fiona Glass.«
Mist, war er etwa in der falschen Wohnung? Er sah sich rasch um, suchte nach einem Hinweis.
»Sie ist nicht zu Hause.« Die Frau stützte eine Hand in die Hüfte. »Würden Sie mir vielleicht endlich sagen, wer Sie sind?«
»Jack Bowman.«
Sie drehte sich um und schaltete die Stereoanlage aus, wobei sie ihn ungeniert mit der Ansicht ihres wohlgeformten Hinterns beglückte.
Jack wandte sich ab und tat so, als würde er Fionas Küche begutachten. »Wissen Sie, wo ich sie finde?«
Er hörte Schritte hinter sich und hoffte, dass sie etwas anzog. Doch das Bild hatte sich ihm bereits eingebrannt: langbeinig und rothaarig. Helle Haut. Volle Brüste.
Wenn diese Frau nicht mit Fiona verwandt war, dann fraß er einen Besen.
»Sie können sich wieder umdrehen.«
Jack folgte der Aufforderung. Sie hatte einen kurzen schwarzen Morgenmantel übergestreift.
»Fiona ist arbeiten. Sie müsste aber bald nach Hause kommen, falls Sie warten wollen.«
Wollte er warten? Eigentlich nicht, aber er war eine Stunde und vierzig Minuten gefahren, nur um mit ihr zu sprechen, also konnte er es genauso gut tun. Sonst hätte er mitten in einer Mordermittlung einen ganzen Abend vergeudet.
»Ich warte.« Er vergrub die Hände in den Taschen seiner Lederjacke. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Sie zuckte die Achseln. »Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
Er wandte ihr erneut den Rücken zu und ging in die Küche. Auf der Theke stand neben einer Schale mit Obst eine offene Flasche Rotwein.
»Sind Sie eine Freundin von Fiona?«
»Ich bin ihre Schwester.«
Jack warf ihr über die Schulter einen Blick zu. Fionas Schwester hatte es nicht besonders eilig damit, sich anzuziehen.
»Wohnen Sie beide hier?« Er hatte nur ein Bett gesehen.
»Nein, ich bin bloß zu Besuch.«
Er spürte, dass sie ihn beobachtete, während er seine Inspektion der Küche fortsetzte. Am Kühlschrank hingen ein Far Side -Cartoon und eine Ansichtskarte aus Florenz. Sie zeigte Botticellis Venus, die so berühmt war, dass sogar
er sie kannte. Die Göttin erinnerte Jack an Fiona, und er musste gegen den Drang ankämpfen, die Karte umzudrehen und nachzusehen, wer sie ihr geschickt hatte.
»Wollen Sie was trinken?«
Er warf einen Blick über die Schulter. »Nein, danke.«
Jack wanderte hinüber in die andere Ecke des Lofts, in der eine farbverschmierte Staffelei mit einer großen Leinwand stand. Das Loft schien in vier Bereiche unterteilt zu sein: in einen Koch-, Schlaf-, Wohn- und Arbeitsbereich. In Letzterem war der Fußboden mit einer schweren Plane abgedeckt.
Fionas Schwester stellte sich neben ihn, um das Bild zu betrachten. »Wie finden Sie es?«
Er studierte das Gemälde. Es war blau. Und grün. Und jede Menge Farbtöne dazwischen. Es gab konzentrische Kreise, die an eine gekräuselte Wasseroberfläche erinnerten, aber das Bild war zu abstrakt für ihn, als dass er hätte sagen können, was es darstellen sollte.
»Es gefällt mir«, sagte er wahrheitsgemäß. Die Farben, all die ineinanderfließenden Blau- und Grüntöne, wirkten beruhigend auf ihn. »Ist es schon fertig?«
»Keine Ahnung. Da müssen Sie Fiona fragen.« Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. »Sie sind nett. Wie haben Sie Fiona kennengelernt?«
»Durch einen gemeinsamen Freund.«
»Sie sind Cop, was?« Sie trat einen Schritt näher, und er konnte über den Terpentingeruch hinweg ihr Parfüm riechen.
Er ließ sich jedoch nicht aus der Fassung bringen. »Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich bei der Polizei bin?«
Einer ihrer Mundwinkel verzog sich leicht nach oben. »Das seid ihr doch alle.« Sie wandte sich wieder dem Bild
zu. »Dann ist Fiona also rückfällig geworden. Hätte ich mir denken können.«
»Rückfällig?«
»Na ja, dass sie wieder für die Polizei arbeitet. Sie hat gesagt, dass sie aufhören will, aber das hat sie schon oft gesagt. Sie macht nie ernst damit.«
Jack sah sie fragend an. Sie lächelte und zog eine Augenbraue in die Höhe. »Sie kann es einfach nicht
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